DARLING, LASS DICH EROBERN
halb elf waren schließlich nur noch wenige Tische besetzt. Shallie hatte gerade zwei Paaren zum Abschied noch eine gute Nacht und ein glückliches neues Jahr gewünscht, als sie bemerkte, dass Mac neben ihr stand.
„He“, sagte er mit einem müden Lächeln. „Wie hältst du dich?“
„Mir geht es großartig.“ Als er sie skeptisch ansah, gab sie dann zu: „Okay, meine Füße tun ein bisschen weh. Aber es hat mir wirklich großen Spaß gemacht.“
„Bei dem Andrang hätten wir es ohne dich wohl kaum geschafft.“
„Du übertreibst, aber danke.“
„Was hältst du davon, wenn ich uns etwas aus der Küche mitnehme, um Zuhause das neue Jahr mit einem späten Abendessen einzuläuten?“
Shallie bedachte ihn mit einem fragenden Blick. „Es ist Silvester“, meinte sie. „Du musst wirklich nicht den Babysitter für mich spielen.“
„Wovon redest du?“
„Gibt es keine Party, zu der du gehen willst, Mac? Oder eine Verabredung? Eine Frau, die mit einer Flasche Wein und einem strahlenden Lächeln auf dich wartet?“ Die Vorstellung, dass eine Frau auf ihn warten könnte, gefiel ihr nicht. Aber es wäre bestimmt besser für sie beide, wenn es eine gäbe.
„Ich habe eine Verabredung mit meinem Sofa. Zu größeren Aktionen will ich mich auch gar nicht aufraffen, nachdem ich hier diese Menschenmenge verköstigt habe“, brummte Mac.
„Wirklich?“ Shallie war mehr als erleichtert über seine Antwort, fügte aber dennoch hinzu: „Du könntest mich auch einfach zu Hause absetzen.“
„Ich werde dich nirgendwo absetzen“, versicherte er. „Warte einen Moment, ich plündere mal eben die Küche und sage Cara, dass wir verschwinden. Ich bin sofort wieder da.“
Shallies Nerven flatterten, als Mac durch die verlassenen, winterlichen Straßen Bozemans fuhr. Beruhige dich, ermahnte sie sich. Es bedeutet überhaupt nichts, dass Mac und ich Silvester zusammen verbringen. Okay, normalerweise hatte es schon eine Bedeutung, wenn zwei Singles diesen besonderen Festtag gemeinsam verbrachten. Aber zwischen ihnen sollte das alles keine Rolle spielen. Und hätte es wohl auch nicht – wenn es diesen Abend zuvor nicht gegeben hätte, an dem sie sich geküsst und sehr nahe gekommen waren. Zumindest aus ihrer Sicht hatte das schon eine große Bedeutung gehabt. Für Mac jedoch schien der Kuss keine große Rolle gespielt zu haben.
Sie warf ihm in der dunklen Fahrerkabine seines Transporters einen Blick zu. Nein, er schien nicht wahrzunehmen, was in ihr vorging. Er bemerkte offensichtlich nicht, dass sie ihn mit ganz neuen Augen sah. Mit den Augeneiner Frau, anstatt mit den Augen einer guten Freundin. Und dass sie sich jetzt bewusst war, wie männlich er war –was ihr sehr gefiel. Sei vorsichtig, sagte sie sich. Es fiel ihr entschieden zu leicht, sich in Mac zu verlieben, und sie hatte es in ihrem Leben noch nie leicht gehabt. Das konnte nicht gut gehen – egal, wie anziehend dieser erstaunliche Mann auch war.
Er fährt Auto, wie er alles andere auch tut, realisierte Shallie. Souverän, kontrolliert und voller Selbstvertrauen. Auf die gleiche Weise meisterte er auch jede Schwierigkeit, die auftauchte. Er war stets zu einem Lächeln aufgelegt und zudem immer sehr aufmerksam und fürsorglich. Shallie hatte bei ihm nicht einmal einen Anflug von Unbehagen wegen des vergangenen Abends wahrgenommen. Und das ist gut, versicherte sie sich. Es ist sehr gut, dass einer von uns einen klaren Kopf behält. Sie konnte sich an seinem Profil kaum sattsehen und ermahnte sich, damit aufzuhören.
Sie schrieb es ihrem durch die Schwangerschaft durcheinander geratenen Hormonhaushalt zu, dass sie von Mac als Mann dermaßen fasziniert war. Das war die einzig logische Erklärung. Normalerweise weinte sie nicht und war auch nicht verrückt auf ihren besten Freund – der diesen Kuss offensichtlich längst vergessen hatte. Und sie würde alles tun, um diesen Kuss ebenfalls aus ihrem Gedächtnis zu streichen.
Ohnehin hatte sie jetzt ganz andere Dinge zu bewältigen. Sie musste einen Job finden und für sich und das Baby sorgen. Sie hatte in letzter Zeit genug Fehler gemacht. Was Mac anging, würde sie keinen Fehler machen, Und wenn sie diesen Vorsatz nicht vergaß, könnte ihr das sogar gelingen.
Wenn ich mich nicht am Riemen reißen werde, dachte Mac, als er den Tisch für ihr spätes Essen am Silvesterabenddeckte, werde ich noch Dummheiten machen und unsere Freundschaft zerstören. Er mochte sich wie ein Dummkopf verhalten haben, aber er
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