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Darling

Darling

Titel: Darling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanna Hartmann
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deplatziert.
    „Wohnte Karl Blum allein?“ Edith Tannhäuser schaute sich fragend um.
    Gerold Hahn nickte.
    „Die Nachbarin hat uns erzählt, dass seine Mutter vor drei Jahren gestorben ist.“
    Ediths Blick streifte über die braune Schrankwand mit Dutzenden Kristallgläsern, Büchern, Videos und DVDs. Sie neigte ihren Kopf zur Seite und überflog die Filmtitel. Das meiste stammte aus den fünfziger und sechziger Jahren. Zusammen mit den frisch gewaschenen Gardinen, dem weiß gehäkelten Tischläufer auf dem rustikalen Eichentisch, einem mannshohen Gummibaum und vier in Gold gerahmten Fotos über der Couch wirkte das Zimmer insgesamt äußerst kleinbürgerlich auf sie. Nichts ließ auf den ersten Blick Rückschlüsse auf den Mord zu.
    „Frau Tannhäuser“, rief ein Beamter aus dem Flur. „Frau Schulz ist da.“
    Edith drehte sich zur Tür und schaute auf eine ältere Dame mit Rock, Küchenschürze und rosa Angorajacke. In ihren Armen hielt sie einen heftig zitternden Zwergpudel.
    „Guten Abend. Tannhäuser, Mordkommission“, stellte Edith sich vor.
    Anneliese Schulz zuckte wie unter einem Peitschenhieb zusammen.
    „Mord...?“
    Die Kommissarin nickte, und der Nachbarin schossen einmal mehr Tränen in die Augen.
    „Karl war so ein guter Mensch“, stotterte sie und schaute sich Hilfe suchend um.
    Edith Tannhäuser nickte ihr aufmunternd zu. „Sie haben Herrn Blum heute Mittag gefunden?“, fragte sie die Frau, die heftig mit dem Kopf nickte.
    „Ja, ich hab schon geahnt, dass etwas nicht in Ordnung ist. Weil seine Zeitung immer noch im Regen vor der Haustür lag“, erzählte Anneliese Schulz mit gesenktem Blick.
    „Möchten Sie sich setzen?“, fragte Edith.
    Die Nachbarin nickte dankbar. Als sie Platz nahm, entwand sich der Hund ihrem Griff.
    „Fuzzi, komm her!“ Doch der Zwergpudel schoss heftig kläffend durch die Küche in den Flur und zwischen den verdutzten Polizisten die Treppe hoch in den ersten Stock. Dort begann er lauthals zu bellen.
    „Kann jemand mal den Köter hier wegschaffen“, schallte eine verärgerte Stimme durch das Treppenhaus.
    Die völlig apathische Frau auf der Couch reagierte nicht. Edith schaute auffordernd zu Stefan.
    „Kümmerst du dich bitte um den Hund?“
    Es dauerte nur Sekunden, bis im Obergeschoss Ruhe einkehrte. Nur der Auslöser eines Fotoapparates klickte ununterbrochen.
    „Fuzzi hat gestern Nacht nur Terror gemacht.“ Mit tränenerstickter Stimme klagte Anneliese Schulz lauthals über ihren widerspenstigen Hund.
    „Wann war das?“, fragte Edith.
    „Das erste Mal hatte ich gerade den Fernseher ausgeschaltet. So kurz nach Beckmann, glaube ich. Da habe ich den jungen Mann durch den Vorgarten von Karl laufen sehen. Er ist dann ins Taxi gestiegen und weggefahren. Als der Hund das zweite Mal angeschlagen hat, war es halb drei. Danach konnte ich nicht mehr einschlafen.“
    Edith Tannhäuser stutzte.
    „Karl Blum hatte gestern Abend Besuch?“ Anneliese Schulz zuckte mit den Achseln.
    „Muss wohl eine spontane Verabredung gewesen sein. Zumindest hat er mir gestern Morgen nicht erzählt, dass er Besuch erwartet. Es ging Karl ja auch nicht so gut …“
    Anneliese blickte über Edith Tannhäuser hinweg auf die Fotos an der Wand und deutete mit dem Zeigefinger auf eines der Bilder.
    „Das da ist die Mutter von Karl.“
    Ediths Blick folgte dem Zeigefinger. Das Foto zeigte ein Hochzeitspaar Anfang der fünfziger Jahre vor dem Frankfurter Römer.
    „Karls Eltern. Der Vater ist schon lange tot. Der kam gebrochen aus Russland nach Hause. Seine Mutter hat sich aber immer rührend um ihren einzigen Sohn gesorgt. Bis sie vor drei Jahren gestorben ist. Aber da habe ich mich schon um alles gekümmert. Ich mache hier nämlich sauber“, trumpfte die Nachbarin nicht ohne Stolz in ihrer Stimme auf.
    In dem Moment brachte Stefan Weber den Hund zurück. Die Nachbarin drückte das völlig verängstigte Tier heftig an sich.
    „Fuzzi, mein Fuzzi“, seufzte sie und streichelte fahrig über das weiße Fell ihres zitternden Zwergpudels.
    „Haben Sie heute Nacht noch irgendetwas bemerkt?“, hakte Edith nach.
    Anneliese überlegte einen Moment und suchte in ihrer Erinnerung, ob sie etwas vergessen hatte.
    „Nein. Nichts. Heute Nacht war niemand auf der Straße, als Fuzzi wie ein Berserker durchs Haus getobt ist. Glauben Sie, der Hund hat Karls Mörder gehört?“, fragte sie erschrocken die Kommissarin.
    Edith Tannhäuser zuckte mit den Achseln. Anneliese Schulz schauderte und

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