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Darling

Darling

Titel: Darling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanna Hartmann
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wütender Blick ließ sie schlagartig verstummen. Hastig stand sie auf und sprintete mit „Ich geh mal Kaffee holen“ auf den Flur.
    „Wenn du ehrlich bist, hat die Gute recht“, versuchte Stefan die Kommissarin zu besänftigen.
    „Tickst du noch richtig? Wir stehen als totale Trottel da, als echte Deppen in diesem Revolverblatt. Keine Spur! Keine Tatverdächtigen! Aber zwei brutale Morde, die diese Stadt in Aufruhr versetzen. Sauber! Schau dir die Formulierung an! Wie sicher kann ich noch in Frankfurt leben? Wie kompetent ist unsere Polizei? Das ist eine bösartige Unterstellung! Ich seh’ eine hübsche Serie auf uns zurollen, wenn wir die Mörder bis morgen nicht gefasst haben.“
    Edith tobte. Doch ein Hustenanfall zwang sie, sich hinzusetzen. Das Foto, auf dem sie ausgesprochen ungelenk versuchte, Anneliese Schulz in ihrem rosa Jäckchen und dem zitternden Fuzzi vor den Fotografen abzuschirmen, machte sie wahnsinnig wütend.
    „Ich sehe einfach nur fett, inkompetent und dämlich aus“, schimpfte sie. „Und diese verdammten Spekulationen! Wer war die blonde Schöne, die auf dem elektrischen Stuhl sterben musste? Spinnen die?“
    Edith stapfte wütend zwischen der Wand, an die sie das Foto der Toten aus dem Main gepinnt hatte, und ihrem Schreibtisch hin und her.
    „Vielleicht brauchen wir Verstärkung“, schlug Stefan vorsichtig vor.
    Edith drehte sich zu ihm um. Ihr Blick war eiskalt.
    „Willst du damit sagen, dass ich überfordert bin?“, schnaubte sie. Stefan schüttelte den Kopf.
    „Nein, so war das nicht gemeint. Aber ich war gestern erst nach zehn zu Hause und habe meiner Tochter wie so oft keinen Gute-Nacht-Kuss geben können. Und wenn ich mir das Tagespensum von heute ansehe, wird das heute Abend auch nix“, stellte er nüchtern fest.
    Edith lehnte sich langsam in ihrem Stuhl zurück.
    „Okay, dann lass uns mal sichten, was wir haben. Und dann entscheiden wir heute Nachmittag, ob du Verstärkung bekommst.“
    „Ich?“, schmollte Stefan.
    Doch Edith ging nicht weiter auf ihn ein.
    „Was ist eigentlich aus den Videobändern von dem Schuhgeschäft geworden. Hast du die durchgesehen?“
    Stefan Weber lachte höhnisch auf.
    „Klar, pflichtbewusst wie ich bin, hab ich gestern Nacht noch den Videorecorder angeworfen und mir in bester FetischManier bis heute früh Schuhe und Füße reingezogen.“
    Genervt beugte er sich über den Schreibtisch und tippte Edith an die Stirn.
    „Ich weiß nicht, was du machst, wenn du nach Hause kommst. Aber ich habe noch ein Privatleben!“
    Zornig packte er einen Stapel Kassetten auf den Tisch. Edith war zerknirscht. Er hatte ja völlig recht.
    „Voilà. Hausaufgaben für Fräulein Müller“, grinste der Kommissar. Und auch auf Ediths Gesicht machte sich der Anflug eines Lächelns breit.
    Dann griff sie zum Telefon und wählte die Handynummer von Adrian Baumann. Sie ließ es mindestens fünfzehn Mal läuten. Doch niemand antwortete. Dann probierte sie die Festnetznummer, die ihr Sissi gegeben hatte. Nach dem fünften Klingeln sprang der Anrufbeantworter an.
    „Hallo, hier sind Annika Seidenbiegel und Adrian Baumann. Wir sind leider nicht zu Hause. Bitte hinterlasst euren Namen und eure Telefonnummer. Wir rufen zurück.“
    Edith wollte schon auflegen. Doch da wurde der Hörer zögerlich abgehoben.
    „Ja? Hallo?“
    „Hier ist Edith Tannhäuser, Kripo Frankfurt. Ich möchte gerne Adrian Baumann sprechen.“
    Am anderen Ende der Leitung war tiefes Schweigen.
    „Hallo?“, fragte die Kommissarin.
    „Ja“, sagte die Stimme. „Hier ist Annika Seidenbiegel. Adrian ist nicht da.“
    „Wissen Sie, wann er zurückkommt?“, insistierte Edith Tannhäuser.
    Wieder herrschte langes Schweigen in der Leitung.
    „Zurückkommt?“, wiederholte die Stimme tonlos. „Ich glaube nein.“
    Edith war für einen Moment perplex.
    „Frau Seidenbiegel, hier ist die Kripo Frankfurt. Wir suchen Adrian Baumann“, beharrte die Kommissarin sichtlich genervt. Wieder antwortete nur ein langes Schweigen. Dann hörte die Kommissarin, wie Annika in Tränen ausbrach und auflegte. Edith schaute verdutzt auf den Hörer.
    „Da braucht es wohl etwas mehr Feingefühl“, bemerkte Stefan Weber, stand auf und griff nach seiner Jacke. Edith schaute ihm perplex nach. Sie fühlte sich nicht wirklich fit. Aber dass ihr irgendwie alle auf der Nase herumtanzten, ging ihr doch mächtig gegen den Strich. Sie holte tief Luft und schnaubte missmutig durch ihre bebenden Nasenflügel. Als sie auf die

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