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Darling

Darling

Titel: Darling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanna Hartmann
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die Augen. Sie seufzte tief.
    „Das ist da Ende der Darling-Produktion. Das ist mein #Ende.“
    Ihre großen graublauen Augen schauten ihn durchdringend an. Adrian fühlte sich schlecht. Irgendwie war er schon wieder schuldig. Das alles war nicht sein Film.
    Einem Impuls folgend zog er Clara an sich heran. Vorsichtig strich er ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht.
    „Sie sind wunderschön.“ Clara lächelte.
    In dem Moment klingelte es an der Tür.

56
    „Sehr geehrte Damen und Herren. Kapitän Willenberg und seine Crew begrüßen Sie an Bord Ihres Lufthansa-Fluges von München nach Frankfurt …“
    Alexander Paul schaltete sein Handy aus und blickte nervös auf die Uhr. Es war kurz vor neun. In knapp einer Stunde würde die Maschine in Frankfurt landen. Auch wenn Eriks Anruf ihn elektrisiert hatte, spürte er, dass er jetzt unbedingt einen kühlen Kopf bewahren musste. Erst wollte er Clara anrufen. Doch es war besser, wenn sie nicht unnötig Misstrauen schöpfte. Sie war klug und würde Fragen stellen, die er jetzt noch nicht beantworten wollte. In Anbetracht der fortgeschrittenen Vertragsverhandlungen war es wenig zielführend, sie mit unwichtigen Details zu belasten.
    Die Abendmaschine von München nach Frankfurt war nicht ausgebucht. Erik würde ihn am Airport abholen. Und dann würde er sich den Taxifahrer vornehmen, bevor der Lederhüne wie schon Montagnacht Unheil anrichten würde. Die Unbeherrschtheit, mit der er Karl urplötzlich niedergeschlagen hatte, war absolut kontraproduktiv gewesen. Aber er hätte auch nie damit gerechnet, dass der devote Taxifahrer Erik grundlos provozieren würde.
    Klar, Erik verachtete Männer, die sich von Frauen wie kleine Kinder gängeln ließen. Aber als das schmächtige Männchen Erik plötzlich als brutalen Ficker beschimpft hatte, war die Situation außer Kontrolle geraten. Der Bruch der Vereinbarungen mit der Darling-Produktion hatte Erik dann völlig ausrasten lassen. Als der Taxifahrer wimmernd im Flur lag, musste die letzte Sicherung durchgebrannt sein.
    Alexander Paul wusste, dass er Clara eine Erklärung für den Tod von Karl Blum schuldete. Bislang war es ihm jedoch immer gelungen, ihre Zweifel zu zerstreuen, wenn sie misstrauisch geworden war. Das war gut fürs Geschäft, trotz der dunklen Wolken, die sich in den vergangenen Wochen über der Darling-Produktion zusammengebraut hatten. Die amerikanische Konkurrenz von Kinks.com mischte den deutschen Markt mächtig auf. Billiger, schneller, größere Auswahl und nur mit ICRA-Label versehen, waren die Amis bei Videos on Demand im Internet einfach unschlagbar. Die deutschen Jugendschutzanforderungen gingen Alexander Paul dagegen mächtig auf den Zeiger. Mit den deutschen Gesetzen war man in einer globalisierten Welt weder handlungsnoch konkurrenzfähig. Außerdem war Claras Stern am Sinken. Das signalisierten ihm die seit Monaten rückläufigen Umsätze der Online-Abrufe. Wenn sie nicht immer wieder Sonderaufträge für Dr. Brückner akquirieren würde, wäre die Darling-Produktion längst insolvent.
    Doch richtig schwierig war es im Prinzip erst geworden, als er im Berliner „Club der Visionäre“ Patricia kennengelernt hatte. Ihre Haut, ihr Lachen. Sie war ein Traum. Und hatte sich ohne Wenn und Aber auf ihn eingelassen. Mit Clara war es in den vergangenen Jahren zunehmend anstrengender geworden. Und ihr Alter forderte eben auch seinen Tribut. Keine Frage, sie sah mit 48 noch klasse aus. Man sah ihr an, dass sie nie geraucht hatte. Mit zwanzig oder dreißig machte das bei Frauen nicht wirklich einen Unterschied, aber danach hinterließ das Nikotin im Gesicht mehr als nur Spuren. Dennoch – 48 war 48. Aber mit etwas Botox und Silikon ließ sich der Verfall sicher hinauszögern. Hatte nicht Brigitte Nielsen vorgemacht, wie erfolgreich die plastische Chirurgie war?
    Was Alexander momentan jedoch mehr beunruhigte als der Verfall von Claras Marktwert im virtuellen Geschäft war der Tipp eines Informanten. Die Abteilung für Wirtschaftskriminalität im Frankfurter Polizeipräsidium interessiere sich angeblich für die Darling-Produktion. In absehbarer Zeit müsse er wohl mit einem Besuch der Steuerfahnder rechnen.
    Deshalb war es vernünftig, so schnell wie möglich an Kinks.com zu verkaufen. Im Prinzip brauchte er nur noch Claras Unterschrift unter dem heute Morgen in München ausgehandelten Vertrag.
    Leider hatte Patricias Tod die gesamte Situation verkompliziert. Und dass Erik in der Wohnung von Karl Blum

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