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Darling

Darling

Titel: Darling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanna Hartmann
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Frau auf den Fotos? Und kennen Sie den Mann?“
    Clara zuckte.
    „Das ist mein Mann, Alexander Paul“, erwiderte sie mit tonloser Stimme.
    „Und die Frau? Kennen Sie die?“, beharrte Edith. Clara schüttelte den Kopf.
    „Nein, leider nicht.“
    „Sicher?“
    „Ist das jetzt ein Verhör?“ Claras Augen blitzten angriffslustig. Doch im gleichen Moment fing sie sich und wurde verbindlich. „Ich kenne die Frau wirklich nicht. Nie gesehen. Warum?“
    Kritisch musterte Edith Clara. Etwas in ihrer Stimme hatte nach tiefer Enttäuschung geklungen.
    „Wissen Sie, wann Herr Paul zurückkommt?“ Clara zuckte mit den Achseln.
    „Morgen. Morgen Mittag wollte er aus München zurückfliegen. Er führt dort Vertragsverhandlungen. Aber das sagte ich ja bereits.“
    „Hübsche Kette. Guter Geschmack.“
    Edith deutete mit dem Zeigefinger auf Claras Engelsflügel. Intuitiv strich Clara über den Silberschmuck.
    „Gefällt er Ihnen?“ Edith nickte.
    „Ja, irgendwie ungewöhnlich. Finden Sie nicht?“
    Dann hob sie erneut das Foto von Patricia und Alexander Paul hoch.
    „Die Frau ist tot. Und Ihr Mann war am Montag mit ihr auf der Zeil einkaufen. Wir haben davon eine Videoaufzeichnung …“ Clara senkte den Kopf. Es war nicht das erste Mal, dass Alex mit einem Videogirl der Darling-Produktion etwas anfing. Aber sie konnte sich nicht erinnern, dass er je mit einer von ihnen shoppen gewesen war. Sie warf einen zweiten Blick auf das Foto und fühlte eine tiefe Enttäuschung. Das Foto log nicht. Hier waren offensichtlich Gefühle im Spiel. Die Fotos zeigten eindeutig einen Mann und eine Frau, die etwas füreinander empfanden.
    Auch wenn ihre Ehe in den vergangenen Jahren viel eingebüßt hatte, war es ihr und Alex immer gelungen, Business und Gefühl zu trennen. Seit einigen Monaten schien das Konzept jedoch nicht mehr aufzugehen. Clara hatte viel über die Ursachen gerätselt. War es wirklich so banal, so naheliegend gewesen? Nach achtzehn Jahren Ehe schlich sich sicher Alltagstrott ein. Aber in welcher Beziehung war das nach so langer Zeit nicht der Fall? Immerhin hatten sie gemeinsam ein Unternehmen aufgebaut. Die Darling-Produktion war so etwas wie ihr Kind. Das würde so ein dahergelaufenes Videogirl nicht von heute auf morgen zerstören. Da war sich Clara absolut sicher. Trotzdem spürte sie, wie das Foto ihr für einen Moment den Boden unter den Füßen entzog. Ihr Blick schweifte über Edith Tannhäuser hinweg in die Ferne.
    „Tut mir leid … Ich kann Ihnen nicht helfen. Keine Ahnung, wer diese Frau ist, mit der sich mein Mann … getroffen hat.“
    Clara rang sichtlich um Fassung und spürte, wie ihr die Stimme für einen Augenblick entglitt.
    „Entschuldigen Sie bitte. Wenn Sie keine weiteren Fragen haben, würde ich Sie gerne zur Tür begleiten.“
    Die Kommissarin nickte.
    „Ach, könnten Sie mir die Handy-Nummer Ihres … Mannes geben? Und die Adresse des Hotels, wo er in München übernachtet.“
    Clara senkte den Blick und zögerte.
    „Keine Ahnung, welches Hotel mein Mann reserviert hat. Tut mir leid. Er bucht seine Geschäftsreisen selbst. Ich weiß es wirklich nicht.“
    Das war die Wahrheit. Als Clara die Tür hinter der Kommissarin geschlossen hatte, fühlte sie sich zum ersten Mal seit sehr langer Zeit zutiefst verunsichert. Sie hatte nie in Alex’ Geschäften herumspioniert oder versucht, ihn zu kontrollieren. Das war einfach nicht ihr Ding. Sie liebte es, im Film Kontrolle über andere auszuüben. Aber in ihrem Privatleben wäre ihr so ein Verhalten ausgesprochen absurd vorgekommen. Sie hatte Alex immer vertraut. Was würde es bringen, hinter ihm herzutelefonieren?
    Für ihre Freundinnen war Telefonkontrolle der absolute Liebesbeweis. Für sie war es Hölle pur. Komisch, dass erst eine Kommissarin ihr ein Foto zeigen musste, um ihr klarzumachen, dass sie viel zu vertrauensselig war.
    Das Foto von Alex mit Patricia hatte Clara irritiert. Sie kannte ihn schon so lange. Er war immer ein distanzierter Mann gewesen. So hatte sie ihn zumindest wahrgenommen. Aber das Foto erzählte eine andere Geschichte. Wie er Patricia im Griff hatte, das sprach Bände.
    Clara spürte einen Stich in ihrer Brust. So fühlt es sich also an, wenn man ausgemustert wird.

58
    Ruhig lag die Friedrich-Naumann-Straße im Licht der Straßenbeleuchtung. Edith Tannhäuser stoppte den Wagen direkt hinter dem Taxi von Karl Blum. Es war kurz vor zehn, doch die Kuhwaldsiedlung wirkte wie ausgestorben.
    Ihr Kopf sortierte akribisch

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