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Darling

Darling

Titel: Darling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanna Hartmann
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sich hundeelend. Irgendwie war die gesamte Situation absurd. Er spürte, wie Clara sich mit dem Schlüssel am Schloss seiner Fesseln zu schaffen machte. Mit Schwung warf sie die Handschellen auf den mit Papieren und DVDs überbordenden Schreibtisch.
    „Tut mir leid. Alex hat Erik zu einem seelenlosen Pitbull abgerichtet.“
    Unwillig schüttelte sie den Kopf und strich eine Strähne ihrer halblangen Haare, die ihr ins Gesicht hing, lässig nach hinten. Dann ging sie zum Schreibtisch und warf Adrian sein Motorola zu.
    „Hier, fangen Sie.“
    Wie ein Ertrinkender griff Adrian nach seinem Handy und sah Clara erstaunt an.
    „Was haben Sie denn gedacht?“, fragte sie mit einem Augenzwinkern. „Dass ich die Gelegenheit, dass Sie mir gefesselt ausgeliefert sind, schamlos ausnutze?“
    Adrian blickte beschämt zu Boden.
    „Was haben Sie nur für merkwürdige Vorstellungen von meinem Business?“ Clara schüttelte den Kopf. Dann beugte sie sich über ihn, und er spürte ihren Atem. „Sie machen es freiwillig“, flüsterte sie ihm ins Ohr, „oder gar nicht!“
    Dann drehte sie sich um und griff nach der Fernbedienung auf dem Schreibtisch.
    „Mögen Sie ‚Sehnsucht’ von Schiller?“, fragte sie Adrian, der ziemlich verwirrt vor ihr saß. Was war das nur für ein merkwürdiges Spiel, das sie mit ihm spielte?
    „… meine Augen sind auf, doch ich sehe nicht raus. Ich schaue hinein, will verinnerlicht sein. Schalt das Innerlicht ein, was wird da wohl sein?“ Leise erfüllte die Musik von Schiller den Raum. Adrian schloss die Augen. Er mochte die Songs von Christopher von Deylen.
    „Ich mag die Stelle, wo Xavier Naidoo über die Sehnsucht singt. ‚Bin wie ein Blinder, der das Sehen sucht, weil er sich nicht irgendwen sucht.’ Verstehen Sie das?“
    Clara, die sich neben ihn gesetzt hatte, blickte ihn mit ihren graublauen Augen fragend an. Adrian schnürte das Lied die Kehle zu. Er kannte das Gefühl, wenn er nachts allein mit dem Taxi in der Stadt unterwegs war.
    „Clara, ich fühle mich dir … irgendwie verbunden.“
    Als er versuchte, sie an sich zu ziehen, entwand sie sich seinem Griff und stand auf.
    „Ich fühle mich Ihnen verbunden“, dozierte sie streng. Adrian verstand nicht.
    „Bitte?“
    „Ich fühle mich Ihnen verbunden“, wiederholte Clara. „Ich meine, ich will Sie nicht duzen. Wir duzen uns nicht. Kapiert? Das ist schlecht fürs Geschäft.“
    Adrian fühlte sich wie vor den Kopf gestoßen.
    „Das ist nicht dein Ernst!“
    Empört schaute er zu Clara hoch. Doch sie nickte fest entschlossen.
    „Absolut ernst“, wiederholte sie. „Ich möchte nicht, dass Sie mich duzen. Wir bleiben beim Sie. Das ist das Beste für alle Beteiligten.“ Und nach einer kurzen Pause fügte sie hinzu: „Ich finde, das Du klingt mir zu intim. Das ist in der Situation, beim Dreh, nicht hilfreich. Wenn Sie verstehen, was ich meine.“
    Adrian verstand nicht. Oder er wollte es nicht verstehen.
    „Und was heißt das jetzt?“, fragte er verblüfft.
    „Wir fahren jetzt zu einer passenden Location und proben die erste Einstellung“, entschied Clara. Dann öffnete sie die Schublade des Schreibtischs und holte ein Bündel Geldscheine hervor.
    „Hundert Euro sollten reichen, okay?“ Sie sah Adrian fragend an.
    „Für was?“
    „Na, ich schulde Ihnen noch das Geld für die Taxifahrt am Montag. Oder was haben Sie jetzt gedacht?“

54
    „Fuzzi, komm sofort her!“
    Anneliese Schulz langte mit festem Griff nach dem Hund, der jaulend versuchte, ihren massiven Oberarmen zu entkommen. Erbarmungslos schlossen sich die Hände seiner Herrin wie eine Schraubzwinge um seine kläffende Schnauze. Fuzzi realisierte umgehend, dass er chancenlos war. Leise knurrend ergab er sich in sein Schicksal.
    „Entschuldigen Sie. Aber die ganze Geschichte hat den armen Kerl völlig verwirrt“, nahm Anneliese Schulz den nach Luft schnappenden Zwergpudel in Schutz.
    „Kein Problem. Ich wollte eigentlich auch nicht lange stören“, sagte Edith Tannhäuser. „Wie geht es Ihnen? Konnten Sie etwas zur Ruhe kommen?“
    Anneliese Schulz schaute betreten zu Boden und zuckte hilflos mit den Schultern.
    „Ich kann es immer noch nicht fassen, was passiert ist.“ Ihre Stimme bebte. „Warum ausgerechnet Karl?“
    „Frau Schulz, ich würde Ihnen gerne ein Foto zeigen. Wir haben einen Verdächtigen. Vielleicht …“
    Edith hielt der Nachbarin das Foto von Adrian Baumann entgegen.
    „Mhh, dazu brauche ich meine Brille. Eine Sekunde.“
    Sie

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