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Darling

Darling

Titel: Darling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanna Hartmann
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dann folgt, ist anders. Außerdem hasse ich Abhängigkeit. Ich war als Kind abhängig von den ständig wechselnden Launen meiner Eltern. Das hat mir für mein Leben gereicht. Warum sollte ich mich also als Erwachsene wieder in eine emotionale Abhängigkeit begeben?“
    „Weil es schön ist, einem Menschen zu vertrauen?“ Adrian schaute Clara erwartungsvoll an.
    „Vertrauen? Sie sind wirklich ein rettungslos verlorener Romantiker. Hören Sie, wir leben im einundzwanzigsten Jahrhundert in Frankfurt. Hier geht es um Geld, um Business. Um Fressen und Gefressenwerden. Sie sind ein hübscher Kerl, aber furchtbar naiv. Jeder Ehevertrag ist besser als … Vertrauen.“
    Adrian zuckte. Die Art und Weise, wie Clara das Wort Vertrauen verächtlich durch den Raum schleuderte, ließ ihn frösteln. Ihre Härte machte ihn fertig. Resigniert drehte er sich wieder zur Fensterfront, an der der Regen unaufhörlich abperlte.
    Clara trat hinter ihn und streichelte seinen Nacken.
    „Tut mir leid. Okay? Das hat nichts mit Ihnen zu tun, sondern mit mir. Sie sind zu jung. Da ist mehr als eine Generation zwischen uns. Die unterschiedliche Lebenserfahrung lässt sich in so einer Beziehung nicht auf Dauer überbrücken.“
    Adrian seufzte.
    „Wenn es umgekehrt wäre, Sie wären dreißig und ich achtundvierzig, wäre doch auch alles klar. Niemand würde sich darüber den Kopf zerbrechen, weil es normal ist, wenn Männer deutlich älter sind als Frauen. Dann sind sie sogar tolle Hechte. Aber wenn sich ein jüngerer Mann in eine ältere Frau verliebt, muss er dann automatisch seinen Mutterkomplex kurieren? Hören Sie auf, das ist absurd.“
    Clara sah Adrian mit strahlenden Augen an. Ein Anflug von Lächeln huschte über ihr Gesicht. Einem Impuls folgend zog er sie plötzlich an sich.
    „Geld für Geld, Sex für Sex, Liebe für Liebe“, flüsterte er.
    „Überlegen Sie es sich.“
    Dann ließ er sie los und ging quer durch den Raum zur Tür.
    „Ich will jetzt hier raus.“ Clara nickte.
    „Ich sage Frau Dr. Brückner Bescheid. Und dann gehen wir in die Sansibar.“

62
    Erik tobte wie ein Berserker durch die Wohnung.
    „Ich hätte ihn abknallen sollen!“
    Alexander Paul blickte nachdenklich durch die Fensterfront auf den erleuchteten Balkon. Er wusste, dass er sich jetzt keinen Fehler mehr leisten durfte. Und das unbeherrschte Temperament von Erik war in dieser Situation eher kontraproduktiv.
    Es hatte ihn nicht wirklich überrascht, dass der junge Taxifahrer verschwunden war. Wichtiger war Clara! Es war das erste Mal, dass sie ohne eine Nachricht zu hinterlassen einfach gegangen war. Das war ungewöhnlich. Wo war sie? Hatte sie nicht einen Termin mit Dr. Brückner? Vielleicht hatte es Ärger gegeben? Immerhin war der Wachmann im Klärwerk hypernervös gewesen. Was, wenn er oder die Brückner eins und eins zusammengezählt haben und die Tote im Main mit der Darling-Produktion in Verbindung gebracht haben?
    Alexander Paul versuchte ruhig nachzudenken. Doch Erik machte ihn mit seiner hektischen Art, wie ein Tiger im Käfig hin und her zu laufen, einfach nervös.
    „So kann ich mich nicht konzentrieren! Du hast es schon Montagnacht verbockt. Also hör auf damit.“
    Seit ihm der Aufmacher von BILD am Flughafenkiosk ins Auge gesprungen war, war ihm schlagartig bewusst geworden, dass das ganze Unternehmen in höchster Gefahr war. Er spürte, dass er schnellstens Fakten schaffen musste. Das Wichtigste war der Vertrag, den er in München mit den amerikanischen Geschäftspartnern ausgehandelt hatte. Ohne Unterschrift von Clara war das Papier jedoch wertlos. Das war jetzt das Wichtigste, alles andere war zweitrangig.
    Es war jetzt kurz nach halb elf, und die Zeit drängte. Alexander Paul holte tief Luft und wählte Claras Handynummer.

63
    Adrian mochte die Sansibar im Japan-Center nicht sonderlich. Der Sansibar-Roofgarden auf dem Union-Gelände an der Hanauer Landstraße war deutlich mehr nach seinem Geschmack. Er war im Sommer ein Juwel im Frankfurter Ostend, das sich von einem im Niedergang begriffenen Industriegebiet zum Zentrum der Kreativindustrie gemausert hatte. Mittelpunkt des Partylebens waren die Clubs und Restaurants, die sich rund um die frühere Union-Fabrik angesiedelt hatten. Die Sansibar im Japan Tower dagegen, mit ihrem Ambiente zwischen Neo-Rokoko und Zen-Garten, das sich als „Place-tobe für den gepflegten Hedonismus“ anpries, traf mit ihrem House-Stil zwar seinen Musikgeschmack, aber die Mehrzahl der Gäste, die dort

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