Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Darling

Darling

Titel: Darling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanna Hartmann
Vom Netzwerk:
lässig gestylt im selbsternannten „Wohnzimmer der Frankfurter VIPs“ verkehrten, empfand er als zu neurotisch und aufgeblasen.
    Carla begrüßte den Türsteher überschwänglich mit Bussi rechts und Bussi links. Nachdem sie an der Bar Chardonnay geordert hatte, sah sie Adrian erwartungsvoll an.
    „Bier? Cola?“
    Ein Lächeln umspielte ihre Lippen.
    Adrian zögerte. Es war halb elf. Er wollte jetzt zur Polizei. Hier Bier zu trinken und Small Talk zu machen war reine Zeitverschwendung.
    „Entspannen Sie sich“, ermunterte ihn Clara, als sein Blick unstet durch den halbleeren Club flackerte. An einem Tisch auf der seitlichen Empore amüsierten sich zwei sichtlich angetrunkene Frauen mit Champagner.
    „Lassen Sie uns gehen“, bat er Clara, die sich jedoch schon wieder umgedreht hatte und über die Theke hinweg mit dem Barkeeper plauderte. Irgendwie nervte sie ihn kolossal mit diesem oberflächlichen Getue.
    „Machen Sie es gut“, verabschiedete er sich plötzlich und stand auf. Clara blickte ihn erstaunt an. Doch sie machte keinerlei Anstalten, ihm zu folgen.
    „Ich dachte, wir plaudern noch ein wenig?“
    Ihr Augenaufschlag war legendär, doch diesmal verfing er nicht.
    „Es ist alles gesagt.“
    Ohne sich umzudrehen, ging Adrian zum Ausgang. Clara schob hastig einen Geldschein über die Theke und folgte ihm. Wie selbstverständlich hielt sie ihm an der Garderobe ihren Mantel hin. Es war das gleiche Ritual wie beim Öffnen der Taxitür. Sie wartete einfach, bis er begriffen hatte, was sie von ihm verlangte.
    Es waren ihre Augen, die ihm unverwandt folgten und ihn gefangen hielten. Als sie nach ihrer Handtasche griff, klingelte ihr Handy. Adrian konnte an ihrem Blick aufs Display erkennen, dass „er“ anrief. Mit der Hand signalisierte sie ihm, dass er nicht auf sie warten sollte. Doch er ignorierte ihre Geste.
    Clara nahm den Anruf an. Sichtlich angespannt schüttelte sie immer wieder ihren Kopf. Plötzlich kam eine Blondine aus der Damentoilette und blieb direkt vor ihnen stehen.
    „Hallo Clara! Schön, dich zu sehen!“
    „Hallo Melanie!“
    Clara signalisierte der Frau mit dem Finger auf den Lippen, dass sie schweigen sollte. Doch die mit Melanie Angesprochene ignorierte hartnäckig ihre Handzeichen.
    „Lange nicht gesehen, Schätzchen! Wie geht’s dir?“
    Fröhlich plapperte sie auf Clara ein, ohne jede Rücksicht darauf, dass diese gerade telefonierte.
    Interessiert betrachtete Adrian das Schauspiel. Clara drehte sich zur Seite, doch Melanie war es anscheinend egal, dass sie störte. Hartnäckig juchzte sie ein „Huhu“ in Claras Handy.
    „Baby, wir waren schon bei Jimmies. Aber hier ist mehr los. Sanni ist auch da! Kuck!“
    Melanie winkte heftig zu den beiden Frauen auf der Empore. Auf Claras Stirn bildete sich eine steile Zornesfalte. Dann hielt sie abrupt die Muschel zu.
    „Merkst du nicht, dass ich telefoniere?“, zischte sie Melanie wütend an. „Verschwinde!“
    „Wer wird denn gleich so zickig sein“, keifte die Blondine beleidigt zurück.
    Clara drehte sich weg und ließ sie einfach stehen. Während Melanie unsicheren Schrittes die Treppe zu ihren Freundinnen emporstieg, lief Clara nervös gestikulierend zwischen Garderobe und Toilette hin und her. Plötzlich beendete sie mit einem energischen Druck auf das Display das Telefonat. Adrian sah, wie sie heftig schluckte. Kämpfte sie mit den Tränen?
    „Ich komme mit Ihnen mit.“
    Ihre Stimme klang müde und erschöpft. Irgendetwas musste passiert sein.
    „Geht es Ihnen nicht gut?“
    Adrian war besorgt. Doch Clara schüttelte nur den Kopf.
    „Lassen Sie uns nach Hause fahren … nur für ein paar Stunden. Dann mache ich meine Aussage bei der Polizei, okay?“
    Ihre Stimme klang resigniert, enttäuscht, irgendwie brüchig.
    „Ärger mit Ihrem Mann?“
    Adrian sah sie fragend an. Doch sie schüttelte nur den Kopf und machte eine Handbewegung, als ob sie eine lästige Fliege verscheuchen wollte. Adrian zögerte.
    „Was meinen Sie mit nach Hause? Zu Ihnen? Zu mir?“ Clara zuckte mit den Achseln.
    „Wenn Sie wollen, fahren wir zu Enzo“, schlug Adrian vor.
    „In seiner Wohnung sind Sie ungestört. Ist allerdings etwas
    …runtergekommen. Junggesellenbude. Also nicht das, was Sie gewohnt …“
    „Ist das jetzt wichtig?“, unterbrach ihn Clara. Adrian schüttelte den Kopf.
    Der Regen hatte aufgehört, als er Sekunden später zügig die Neue Mainzer Straße überquerte. Clara folgte ihm tief in Gedanken versunken. Vor der

Weitere Kostenlose Bücher