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Darling

Darling

Titel: Darling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanna Hartmann
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Pinnwand.
    „Hier.“
    Silke hielt Edith und Stefan die DNA-Analyse von Dr. Ullrich hin.
    „Das Ergebnis der Hautpartikel unter Karl Blums Fingernagel. Ich hatte vorhin allerdings keine Zeit, das Ergebnis im Computer mit der Datenbank vom LKA und BKA abzugleichen. Aber … es ist nicht die DNA von Adrian Baumann.“
    Silke schüttelte bedauernd ihren Kopf. Zornig knallte Edith den Aktenordner, der vor ihr lag, auf den Tisch.
    „Mist! Was passt hier überhaupt zusammen? Nichts! Gar nichts. Wisst ihr, was die Staatsanwaltschaft morgen mit mir macht? Und erst die Presse?“
    „Edith, lass uns noch mal in Ruhe durchgehen, was wir haben. Da ist ja auch noch dieser Filmproduzent, Alexander Paul …“
    „Die Filme! Oh mein Gott, wie konnte ich die vergessen!“ Edith kramte in den Tiefen ihres Winterwollmantels und beförderte diverse DVDs ins trübe Neonlicht.
    „‚Das Fenster zum Hof’, ‚Vertigo’, ‚Der unsichtbare Dritte’?“ Stefan schaute Edith fragend an.
    Silke lachte. „Haben Sie sich endlich einen DVD-Player gekauft? Na, das ist ja mal ein echter Fortschritt!“
    Edith riss ihr die Hüllen ungehalten aus der Hand.
    „Freut mich, wenn ich zu dieser späten Stunde für Heiterkeit sorge. Ich gebe ja zu, dass ich technisch vielleicht etwas hinter dem Mond bin als so manch anderer in diesem Präsidium. Aber das sind nicht meine DVDs, sondern die habe ich in Karl Blums Haus entdeckt. Und jetzt zeige ich euch mal was.“
    Vorsichtig öffnete die Kommissarin eine der Hüllen und hielt die Scheibe ins Licht der Schreibtischlampe. Ein blauer Engelsflügel prangte auf der silbern glänzenden Oberfläche.
    „Slaves in Love. Ein Film der Darling-Produktion“, las sie langsam vor.
    „Bingo!“, stellte Stefan Weber anerkennend fest. „Es gibt also doch eine Verbindung zwischen den beiden Mordopfern.“
    Edith nickte.
    „Unser Missing Link ist dieser Engelsflügel. Das tote Mädchen trug ihn als Tattoo. Adrian Baumann, der das Taxi des Toten benutzt hat, besitzt so ein Amulett. Ebenso Clara Sander, die Ehefrau von Alexander Paul, der mit dem ermordeten Mädchen am Montag shoppen war. Und der getötete Taxifahrer hatte das Regal voll mit Bondageund SM-Filmen, die von der Firma mit dem Engelsflügel produziert wurden. Ich glaube, wir brauchen umgehend einen Durchsuchungsbefehl für die Darling-Produktion“, stellte Edith zufrieden fest.
    Stefan griff zum Hörer.
    „Mal gucken, ob ich bei der Staatsanwaltschaft noch jemanden erreiche.“
    „Gut. Und sieh zu, dass die Medien keinen Wind von der Aktion bekommen. Die haben mir gestern und heute voll gereicht.“ Dann lehnte sich Edith zufrieden in ihrem Stuhl zurück.

61
    Geräuschlos schlossen sich die gläsernen Türen des Aufzugs in der Commerzbank-Plaza. Lautlos glitt der Lift nach oben in die 49. Etage. Dort empfing sie eine ausgesprochen attraktive Frau im Business-Kostüm.
    „Frau Sander …“ Irritiert glitt ihr Blick zu Adrian.
    „Darf ich vorstellen, Frau Dr. Brückner … Herr Baumann, mein Fahrer.“
    „Willkommen im Club.“
    Dr. Brückner nickte Adrian kurz mit dem Kopf zu. Dann drehte sie sich um und strebte zügig einen hellen Gang entlang. Adrian hatte mit vielem gerechnet. Aber nicht damit, dass er um diese Uhrzeit in 250 Metern Höhe einen Blick auf das nächtliche Frankfurt werfen würde. Schon aus dem verglasten Aufzug heraus hatte ihn die Aussicht auf die Stadt, die sich glitzernd immer weiter entfernte, tief beeindruckt.
    „Warten Sie hier!“
    Mit einer Handbewegung wies Dr. Brückner Adrian an, im Vorzimmer Platz zu nehmen.
    „Entschuldigung, ich müsste mal …“ Peinlich berührt stockte er.
    „Sie finden die Herrentoilette am Ende des Ganges. Hinter der roten Wand mit der Nummer 49, dann links.“
    Der tiefe Teppich verschluckte jeden seiner Schritte. Vorsichtig öffnete Adrian die Tür. Was er sah, ließ ihn für einen Moment alles vergessen. Über schneeweißen Urinalen eröffnete eine breite Fensterfront einen atemberaubenden Blick gen Westen. Alle anderen Wolkenkratzer waren kleiner als die Commerzbank. Und der Rest der Stadt, das Bahnhofsviertel, der Hauptbahnhof – all das wirkte wie Legospielzeug, das ein Riese zu seinen Füßen ausgebreitet hatte. Wie Matchboxautos flitzte der Verkehr tief unten durch die hell erleuchtete Kaiserstraße. Was für eine Omnipotenz, was für ein Machtgefühl, dachte Adrian. Kein Wunder, wenn man hier oben im 49. Stock den Bezug zur Realität verliert.
    Als er die Herrentoilette wieder

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