Darling
Indizien, die irgendwie doch nicht zusammenpassen.“
Frustriert schob Stefan die eng bedruckten Datenprotokolle zur Seite.
„Wenn dich das alles nicht die Bohne interessiert, Frau Kommissarin, dann wäre ich heute Abend besser bei Fru und Kind geblieben“, bemerkte er sarkastisch. „Da du ja sowieso immer alles besser weißt, geh ich jetzt nach Hause.“
Das saß. Edith spürte, dass sie Stefan mit ihrem burschikosen Charme und ihrer allseits bekannten Abneigung gegen die neuen Technologien mal wieder gehörig auf den Schlips getreten war. Zerknirscht blickte sie von ihrem Stuhl hoch.
„Tut mir leid, war nicht so gemeint.“
„Es war übrigens nicht sonderlich clever, allein und ohne Absprache bei Alexander Paul vorbeizumarschieren und ihn aufzuscheuchen“, setzte der Kommissar ungehalten nach. „Die Abteilung Wirtschaftskriminalität hatte für morgen früh eine Razzia bei diesem sauberen Unternehmer geplant. Das hast du mit deinem Alleingang jetzt vermasselt.“
Das wollte Edith so nicht stehen lassen.
„Woher soll ich wissen, dass diese verkappte Abteilung von Geheimnisträgern das gleiche Zielobjekt im Visier hat? Meine telepathischen Fähigkeiten sind beschränkt. Und wenn Silke heute Abend nicht zufällig mit denen Bowling spielen gegangen wäre, hätten wir nie und nimmer erfahren, dass die Kollegen nebenan den Zugriff auf Alexander Paul vorbereiten!“
Edith war stocksauer.
„Was haben wir noch? Außer Verbindungsdaten, die nicht zueinanderpassen, meine ich.“ Missmutig sichtete die Kommissarin den Papierstapel auf ihrem Schreibtisch. „Es ist verrückt, Stefan. Diese Post und diese E-Mails sind eine Seuche. Ich komme nicht zu den wirklich wichtigen Dingen“, seufzte sie.
„Schau. Hier läuft ein verrückter Taxifahrer Amok und ermordet einen Kollegen. Danach metzelt er seine Freundin durch die gemeinsame Wohnung und lässt sie anschließend spurlos verschwinden. Wenn man ihn sich genauer betrachtet, fällt auf, dass er ein Amulett mit einem Engelsflügel trägt, der wiederum identisch ist mit einem Tattoo an unserer zweiten Leiche. Glaub mir, solche Typen, die nach außen hin total normal wirken, pflegen in ihrem virtuellen Leben im Internet merkwürdige Bekanntschaften und spielen zur Entspannung Killerspiele. Es ist immer das Gleiche mit diesen Verrückten.“ Edith ließ ihren Blick skeptisch über die Fotos an der Pinnwand schweifen.
„Hat sich denn niemand gemeldet, der die Frau kennt? Die kann doch nicht so einfach aus dem Nichts gekommen sein? Vermisst sie niemand?“
Auf dem Flur klapperten Absätze. Dann öffnete sich die Tür.
„Hallo Chefin“, Silke grinste um die Ecke. „Ich hab mir nach dem Telefonat mit Stefan schon gedacht, dass Sie noch hier sind.“
Edith Tannhäuser war verblüfft.
„Die Spurensicherung hat übrigens den Bericht aus der Wohnung des ermordeten Taxifahrers geschickt“, fuhr die Sekretärin fröhlich fort. Hastig durchforstete sie das Eingangskörbchen auf Ediths Schreibtisch und zog mit einem „Tata!“ einen Bogen Papier aus dem Stapel. „Hier. Der Wagen war innen voll mit Adrian Baumanns Fingerabdrücken.“
„… den die Nachbarin mit diesem nervigen Hund übrigens nicht eindeutig identifizieren konnte“, ergänzte Edith.
Silke und Stefan schauten verblüfft zur Kommissarin.
„Woher wissen Sie das?“
„Ich war vorhin kurz bei der Schulz und hab ihr das Foto von Adrian Baumann gezeigt. Allerdings …“
„…sind die Spritzwasserspuren am Mercedes merkwürdig“, unterbrach die Sekretärin sie triumphierend. „So sauber der innen war, außen wimmelte es an den Felgen nur so von Bakterien!“
„Bakterien?“
Edith zog ihre linke Augenbraue hoch.
„Ja, und zwar ganz spezielle. Als ob der Wagen Cross-Road durch eine Kläranlage gepflügt sei …“
„Sie sagen, Adrian Baumann war Montagnacht mit dem Wagen auf dem Gelände der Niederräder Kläranlage unterwegs?“
Edith schüttelte ungläubig den Kopf.
„Vielleicht hat er dort die Leiche seiner Freundin entsorgt“, trumpfte die Sekretärin auf.
„Meine Liebe, das passt leider nicht.“ Edith schüttelte den Kopf. „Ich habe heute Morgen noch mit der Frau telefoniert. Da stand der Wagen schon bei Karl Blum vor der Haustür. Das mit den Bakterien ist allerdings merkwürdig. Irgendwie macht das alles keinen Sinn. Wobei ... Baumann war also am Main in der Nähe des Fundortes unserer ersten Leiche.“
Edith schaute auf den Frankfurter Stadtplan an der
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