Darth Bane 01 - Schöpfer der Dunkelheit
bestenfalls noch ein Tag, bevor er starb.
Er schwieg, bis der Mann direkt vor ihm stand und über ihm aufragte wie der Geist des Todes selbst.
»Ihr habt Gift in Eurem Körper«, sagte er dann ruhig. »Ihr seid gekommen, damit ich Euch heile«, fuhr er fort. »Aber das werde ich nicht tun.«
Der Mann sagte kein Wort. Das war bei seinem Zustand nicht überraschend. Das Gift hatte vermutlich bewirkt, dass seine Zunge aufgerissen und geschwollen war, sein Mund ausgetrocknet und von Blasen überzogen. Aber er brauchte keine Worte, um auszudrücken, was er sagen wollte, als seine Hand sich zum Griff seines Lichtschwerts bewegte.
»Ich fürchte den Tod nicht«, sagte Caleb mit unverändert ruhiger Stimme. »Ihr könnt mich foltern, wenn Ihr wollt«, fügte er hinzu. »Schmerzen bedeuten mir nichts.«
Um das zu beweisen, steckte er die Hand in den brodelnden Kessel. Der Geruch nach verbranntem Fleisch mischte sich mit den Gerüchen von Suppe und Gift. Seine Miene änderte sich nicht, selbst als er die Hand herauszog und hochhielt, um die verbrannte Haut zu zeigen.
Er sah Zweifel und Verwirrung im Blick des Mannes, etwas, was er schon viele Male zuvor erblickt hatte. In der Vergangenheit hatte seine stoische Art ihm gute Dienste geleistet und für gewöhnlich die Pläne der Sith oder Jedi, die ihn aus irgendeinem Grund aufsuchten, zunichtegemacht. Sie verstanden ihn nicht, und genau darauf kam es ihm an.
Ihm waren der Krieg und die Ziele der beiden Seiten egal. Tatsächlich gab es nur eines, was ihn in dieser Galaxis interessierte. Und die Vorstellung, die er gerade gab, war seine einzige Hoffnung, dies vor dem Ungeheuer zu schützen, das vor ihm stand.
Der unerbittliche Mann, der vor ihm saß, verwirrte Bane. Er hatte ihm gerade die einzige Hoffnung auf Überleben verweigert, und der Sith-Lord wusste nicht genau, was er dagegen tun konnte. Er konnte die Kraft dieses Mannes spüren, aber sie gehörte weder der Dunklen Seite noch dem Licht. Es war nicht einmal die Kraft der Macht, wie er sie gewohnt war. Dieser Mann bezog seine Kraft aus dem Boden und den Steinen, aus Berg und Wald, aus Land und Himmel. Trotz dieser Unterschiede konnte Bane spüren, dass die Kraft dieses Mannes auf ihre eigene Weise sehr beeindruckend war. Er fand die seltsame Art des Heilers beunruhigend. War es möglich, dass er diesen Kampf des Willens tatsächlich verlieren würde? War es möglich, dass sich dieser schlichte Mann - ein Mann, der nur eine winzige Spur der Macht in sich hatte - einem Dunklen Lord der Sith widersetzen konnte? Wenn der Geist des Heilers schwach gewesen wäre, hätte Bane ihn einfach zwingen können zu tun, was er wollte, aber sein Wille war so unnachgiebig wie das schwarze Eisen des Kessels, in den er seine Hand gesteckt hatte. Er hatte demonstriert, dass Schmerzen und die Drohung des Todes nicht als Werkzeuge genutzt werden konnten, um ihn dazu zu bringen, etwas zu tun, was er nicht tun wollte. Bane konnte spüren, wie der Geist des Heilers Mauern aufbaute, um die Schmerzen fernzuhalten, sie so tief begrub, dass sie beinahe verschwanden. Und er begrub noch etwas anderes -etwas, das er verzweifelt vor Bane verbergen wollte.
Bane kniff die Augen zusammen, als er erkannte, worum es ging. Der Mann versuchte, die Anwesenheit einer anderen Person zu verbergen und diese Person vor der trüben, fiebrigen Wahrnehmung des Dunklen Lords abzuschirmen. Bane wandte seine Aufmerksamkeit der kleinen, grob zusammengezimmerten Hütte des Heilers zu. Der Mann versuchte nicht ihn aufzuhalten. Tatsächlich reagierte er überhaupt nicht.
Die Türöffnung war nur von einem langen Vorhang verschlossen, der im leichten Wind flatterte. Bane ging darauf zu, schob den Stoff beiseite und hatte einen kleinen, ärmlichen Raum vor sich. Ein junges Mädchen mit großen, entsetzten Augen duckte sich schweigend an die gegenüberliegende Wand.
Ein grimmiges, erleichtertes Lächeln ließ Banes Mundwinkel zucken. Nun war ihm klar, worum es hier ging. Caleb hatte also doch eine Schwäche, es gab etwas, das ihn interessierte. Und dies machte all seine Willenskraft nutzlos. Bane war sich nicht zu schade, solche Schwächen auszunutzen, um sich zu verschaffen, was er brauchte.
Mit einem einzigen geistigen Befehl riss er das verängstigte Mädchen hoch in die Luft und trug es nach draußen, wo er es mit dem Kopf nach unten über den brodelnden Kessel des Heilers hängte.
Caleb sprang auf und zeigte zum ersten Mal wahre Gefühle. Er streckte die Arme nach
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