Darth Bane 02 - Die Regel der Zwei
Wie kann sie so ruhig bleiben?, dachte sie, während sie sich selbst anstrengte, ihren Atem zu verlangsamen. Sie war diejenige mit. dem Blaster, aber irgendwie kam es ihr so vor, als verlöre sie die Kontrolle über die Situation.
»Nein«, erwiderte die junge Frau ruhig und machte einen einzigen Schritt auf das Mädchen zu. »Du wirst nicht auf mich schießen. Du bist keine Mörderin.«
Die Erinnerung an die beiden toten Jedi auf Ruusan blitzte vor Zannahs geistigem Auge auf, rasch gefolgt von dem Bild von Bordon und seinem Sohn, die leblos im Frachtraum lagen.
»Doch, das bin ich«, flüsterte sie und schoss.
Irtanna brachte noch ein leises überraschtes Keuchen heraus, dann fiel sie zu Boden - ein schneller, sauberer Tod. Zannah wartete eine Sekunde, um sich zu überzeugen, dass die Frau wirklich nicht mehr lebte, dann drehte sie sich um und richtete den Blaster auf Wend. Er hatte die Szene wie gelähmt beobachtet und nicht einmal versucht sich abzuschnallen.
»Töte mich nicht«, bettelte er jetzt und wand sich im Gurt seines Sitzes.
Sie konnte tatsächlich die Angst spüren, die von ihm ausging. Sie fühlte die vertraute Hitze der Dunklen Seite, die in ihr erwachte und sich von seinem Entsetzen nährte. Es durchfloss Zannah wie eine Welle flüssigen Feuers, brannte ihre Schuldgefühle und ihre Unsicherheit weg und machte sie entschlossener.
Plötzlich bemächtigte sich ihrer eine gewaltige Erkenntnis: Angst und Schmerzen waren ein unvermeidlicher Teil der Existenz. Und es war erheblich besser, sie anderen zuzufügen, als sie selbst ertragen zu müssen.
»Bitte erschieß mich nicht«, wimmerte Wend in einem letzten Flehen um sein Leben. »Ich bin nur ein Kind. Wie du.«
»Ich bin kein Kind«, sagte Zannah und drückte ab. »Ich bin eine Sith.«
7
Bane konnte das Heulen der Triebwerke der Valcyn hören, als das Schiff die oberen Schichten der Atmosphäre von Dxun durchschnitt, und er wusste, dass er das Schiff bis an die Grenze seiner Leistungsfähigkeit belastete. Normalerweise hätte ein T-Klasse-Kreuzer wie die Valcyn vier oder fünf Tage für den Flug von Ruusan zu Onderons übergroßem Mond gebraucht. Bane hatte die Entfernung in etwas mehr als zwei Tagen zurückgelegt.
Innerhalb von Stunden, nachdem er Ruusan - und Zannah -verlassen hatte, waren die beinahe unerträglichen Kopfschmerzen zurückgekehrt. Und mit ihnen erschien ein unerwünschter und sehr unwillkommener Begleiter. Das Gespenst von Lord Kaan war am ganzen ersten Tag bei ihm im Cockpit gewesen, eine sichtbare Manifestation des Schadens, den Banes Geist durch die Gedankenbombe erlitten hatte. Kaan sagte nichts, sondern beobachtete ihn nur schweigend und mit anklagendem Ausdruck, eine stetige Präsenz am Rand von Banes Wahrnehmung.
Die geisterhafte Erscheinung hatte den Dunklen Lord dazu gebracht, den Flug mit unverantwortlicher, ja, sogar gefährlicher Geschwindigkeit durchzuführen. Er hatte die Valcyn erheblich über die empfohlenen Sicherheitsgrenzen hinweg belastet und das Tempo des Schiffs zum Teil auch genutzt, um seinem eigenen Wahnsinn davonzufliegen. Er wollte so schnell wie möglich Dxun und das Grab von Freedon Nadd erreichen, wo er hoffentlich eine Möglichkeit finden würde, diese quälenden Halluzinationen loszuwerden.
Kaan war gegen Ende des ersten Tags seiner Reise verschwunden, aber an seine Stelle war eine noch schlimmere Gestalt antreten. Nun befand sich nicht mehr der Gründer der Bruderschaft der Dunkelheit neben ihm, sondern Qordis, der ehemalige Leiter der Sith-Akademie auf Korriban. Die Gestalt war blass und halb durchscheinend, aber ansonsten ein vollendetes Abbild des Sith-Lords zur Zeit ihrer letzten Begegnung, als Bane Qordis getötet hatte. Der tote Sith war hoch gewachsen und hager, und sein Aussehen hatte schon zu Lebzeiten besser zu einem Gespenst als zu einem lebenden Wesen gepasst. Anders als Kaan sprach Qordis allerdings mit Bane, gab eine endlose Litanei von Schuldzuweisungen von sich und machte verbal alles nieder, was Bane je erreicht hatte.
»Du hast uns verraten«, sagte das Phantom und richtete einen seiner langen, dünnen Finger mit dem krallenartigen Nagel auf Bane. Bane brauchte nicht hinzusehen, um zu wissen, dass der Finger mit einem der schweren edelsteinbesetzten Ringe geschmückt war, die Qordis so gern getragen hatte. »Du hast die Bruderschaft vernichtet und den Jedi den Sieg gebracht. Und nun fliehst du wie ein feiger Dieb in der Nacht vom Schauplatz deiner Untaten!«
Ich bin
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