Darth Bane 03 - Dynastie des Bösen
waren in jede Oberfläche eingraviert. Die mystischen Symbole konzentrierten und kanalisierten die Macht der Dunklen Seite. Im Innern befand sich eine verschachtelte Matrix aus Kristallgittern und Scheitelpunkten. Die feinen, verflochtenen Fasern bildeten ein Datensystem, das imstande war, eine fast unbegrenzte Menge an Wissen zu speichern. Gleichzeitig boten sie den kognitiven Netzwerken, die notwendig waren, um das Aussehen und die Persönlichkeit des Torwächters zu erzeugen, eine Art Gerüst.
Das gesamte System wurde vom Schlussstein kontrolliert, einem einzelnen schwarzen Kristall, der oben auf der Spitze der Pyramide thronte. Von unglaublicher Macht durchtränkt, stabilisierte der Schlussstein die Struktur der Matrix, erlaubte, dass der Torwächter unverzüglich auf die einzelnen Datenteile zugreifen konnte.
Allerdings war es möglich, den Torwächter zu umgehen. jedoch bloß für jemanden, der stark genug war, den Versuch zu überleben. Falls Banes Willenskraft schwand oder die Macht von Andeddus Holocron größer war, als er verkraften konnte, dann würde sein Verstand zerstört werden. Seine Identität würde von dem Talisman verschlungen werden, um seinen Körper als geistlose Hülle zurückzulassen. Es war ein verzweifeltes Wagnis, aber es gab keinen anderen Weg, um an das heranzukommen, was er brauchte. Nicht rechtzeitig genug jedenfalls, dass es ihm gegen Zannah half.
»Wenn du mir nicht gibst, was ich haben will«, brüllte er den Torwächter an, »dann nehme ich es mir eben!«
Er streckte seine Machtsinne aus und tauchte mit seinem Bewusstsein in die Tiefen der inneren Mechanismen der Pyramide ein, als der Torwächter ein Heulen ohnmächtiger Wut ausstieß. Bane stieß sein Denken geradewegs in den Schlussstein und ließ seine Willenskraft in den kleinen vierseitigen Talisman endringen, genauso, wie er selbst auf Prakith in die Festung von Andeddus Kult eingedrungen war.
Einen flüchtigen Moment lang konnte er spüren, wie das lodernde Inferno der Energie, die darin gefangen war, seine Identität zu verschlingen drohte. Bane hieß den Schmerz willkommen, zehrte davon und verwandelte ihn zusammen mit der ganzen Frustration und der Wut, die sich in den letzten vier Tagen in ihm aufgebaut hatten, in einen tosenden, wirbelnden Energiesturm der Dunklen Seiten. Dann begann er nach und nach, das Chaos zu bändigen, es seinem Willen zu unterwerfen.
Mithilfe der Macht nahm Bane subtile Veränderungen an der Kristallmatrix des Holocrons vor. Er fing an, die Anordnung der Fäden zu manipulieren, um sie zu drehen und zu wenden und feine, unmessbare Korrekturen durchzuführen, als er auf der Suche nach dem, worauf er aus war, tiefer und tiefer in die Daten vordrang. In vielerlei Hinsicht war es genauso, wie sich in ein gesichertes Computernetzwerk einzuklinken, nur eine Million Mal komplexer.
Bei jeder Anpassung flackerte das Bild des Torwächters und schrie auf, doch Bane schenkte dem künstlichen Leiden der Simulation keinerlei Beachtung. Mehrere Stunden setzte er sein Werk fort - sein Körper schwitzte stark -, bis er schließlich fand, wonach er suchte: das Ritual des Essenztransfers -Andeddus Geheimnis des ewigen Lebens.
Mit einem letzten Machtstoß streckte er seinen Verstand aus und packte, wonach er gesucht hatte. Mithilfe des Torwächters hätte es Wochen gedauert, um diese Informationen zu erlangen und zu erlernen. Bane jedoch war gleich bis zur Quelle vorgedrungen. Das Wissen strömte aus dem Holocron geradewegs in sein Bewusstsein, grob und ungefiltert. Tausende von Bildern durchfluteten seinen Verstand, eine Explosion von Anblicken, Geräuschen und Gedanken, die ihn dazu brachte, das Holocron zu Boden fallen zu lassen, um die Verbindung zu unterbrechen.
Das Bild des Torwächters verschwand, um Bane allein an Bord des Schiffs zurückzulassen, wo er immer noch im Schneidersitz auf dem Fußboden saß. Er war nach vorn gesackt, sein Atmen war ein angestrengtes Keuchen. Seine Kleider waren schweißdurchtränkt. Sein Körper zitterte vor Erschöpfung.
Langsam kam er auf die Füße und bahnte sich seinen Weg hinüber zum Pilotensessel. Er bewegte sich mit dem stolpernden Gang eines von mandalorianischem Wein betrunkenen Mannes und stützte sich mit der Hand an der Wand ab. Sein Kopf schwirrte, verloren in den Geheimnissen, die er den Tiefen des Holocrons entrissen hatte.
Als er sich in den Sitz fallen ließ, begann die Kontrollkonsole leise zu piepsen. Er brauchte mehrere Sekunden, um zu erkennen,
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