Darth Bane 03 - Dynastie des Bösen
obgleich es ihr gelang zu verhindern, dass sich ihre Emotionen an der Oberfläche zeigten, war die Welt in ihrem Innern explodiert.
Sie bezweifelte, dass Des sie erkannt hatte. Einerseits, weil er unter Drogen stand. Und abgesehen davon war sie in der Einheit bloß ein Gesicht von vielen gewesen. Er war der Anführer gewesen, zu dem sie alle aufschauten. Er war derjenige, den sie vergötterten. Bei den Zwielichtkriegern war sie bloß eine rangniedrige Scharfschützin gewesen, eine von einem Dutzend wenig erfahrener Soldaten im Trupp. Erwartete sie wirklich, dass er sie nach all dieser Zeit erkennen würde?
Nicht, dass das eine Rolle spielte. Sie wagte es nicht, irgendetwas zu sagen, solange Serra und die Jägerin unmittelbar neben ihr standen. Die Prinzessin war besessen von dem Gefangenen. Irgendein Irrsinn hatte sie befallen, der sie zu ehemals undenkbaren Taten trieb. Wenn sie herausfand, dass Lucia und Des einander kannten, ließ sich unmöglich sagen, was sie dann machen würde. Oder was sie womöglich der Iktotchi zu tun befahl.
Und so war Lucia gezwungen, einfach dort zu stehen, außerstande, irgendetwas zu tun, um Des zu helfen. Genau wie an jenem Tag, an dem die Ordnungskräfte ihn davongezerrt hatten.
Serra erkannte das Gesicht aus ihren Alpträumen sofort wieder. Er war älter, doch seine Züge waren unverwechselbar: der kahle Schädel; die dichten, schweren Brauen; die grausamen Augen und das markante Kinn.
Neben ihr keuchte Lucia laut auf, als der Gefangene die drei Frauen mit seinem kalten, gnadenlosen Blick fixierte. Serra schaute zur Seite und sah einen sonderbaren Ausdruck auf dem Gesicht der Exsoldatin. Irgendetwas hatte sie offensichtlich aufgewühlt.
Lucia war die tapferste Person, der die Prinzessin je begegnet war, doch jetzt war sie eindeutig verstört. War es möglich, dass sie tatsächlich Angst vor diesem Mann hatte, obwohl er in Ketten lag? Oder empfand sie Mitgefühl mit ihm? Sie wusste, dass Lucia das, was sie hier tat, nicht guthieß. Hielt ihre Freundin sie nun für ein Monster? Oder steckte etwas anderes dahinter?
Die unerwartete Reaktion ihrer Freundin beunruhigte Serra, und sie kämpfte gegen den Instinkt an, sich umzudrehen und vor dem Mann in der Zelle zu fliehen. Diesmal hatte sie von ihrem Gefangenen nichts zu befürchten. Diesmal war er das Opfer, nicht sie.
Ganz gleich, was Lucia denkt, ich muss das hier tun.
»Weißt du, wer ich bin?«, wollte sie wissen.
Seine Antwort ließ ein wenig auf sich warten. Das Aufputschmittel, das sie ihm gegeben hatte, reduzierte lediglich die körperlichen Auswirkungen des Senflax. Das Gift umwölkte noch immer seinen Verstand, lullte sein Bewusstsein und sein Konzentrationsvermögen ein.
»Ein Feind aus meiner Vergangenheit.«
Die Worte waren ein wenig lallend, und es war unmöglich, irgendetwas aus seinem matten, emotionslosen Tonfall herauszuhören. Sie vermochte nicht zu sagen, ob er sie tatsächlich wiedererkannte oder aufgrund des Umstands, dass sie ihn als Gefangenen hielt, einfach einen Schuss ins Blaue abgab.
»Mein Name ist Serra. Caleb war mein Vater«, erklärte sie ihm. Sie wollte, dass er das wusste. Sie wollte, dass er begriff, wem sie dies zu verdanken hatte.
»Ist dies die Rache für ihn?«, fragte er nach einem langen Moment. Das Senflax machte seine Gedanken schwerfällig. »Oder für das, was ich dir angetan habe?«
»Beides«, entgegnete sie und nahm eine mit einem schwarzen Aufkleber markierte Spritze auf. Wieder injizierte sie den Inhalt in seinen Hals. Diesmal jedoch war die Wirkung eine vollkommen andere.
Seine Augen rollten in seinen Kopf zurück, und seine Zähne schlugen hart aufeinander, um seine Zunge nur knapp zu verfehlen. Dann begann sein Körper, krampfhaft zu zucken, was seine Ketten ungestüm rasseln ließ.
Lucia wandte sich angewidert ab, außerstande hinzusehen. Die Jägerin lehnte sich weiter vor, fasziniert von seiner durch Chemikalien verursachten Folter. Serra ließ den Anfall volle zehn Sekunden lang weitergehen, bevor sie ihm eine der gelben Spritzen verpasste, um die Wirkung des Präparats zu neutralisieren.
»Siehst du, auf welche Weise ich dich bestrafen kann?«, fragte sie. »Verstehst du jetzt, wie es ist, hilflos der Gnade anderer ausgeliefert zu sein?«
Er antwortete nicht sofort. Sein Atem war abgehackt, sein Gesicht und seine bloße Kopfhaut schweißbedeckt von dem Schmerz, den er eben ertragen musste. Ein spasmisches Zittern hatte seine linke Hand erfasst, sorgte dafür,
Weitere Kostenlose Bücher