Darth Bane 03 - Dynastie des Bösen
Kerkern gewusst. Als Mitglied des offiziellen Sicherheitskommandos musste sie mit jedem möglichen Ein- und Ausgang der Burg vertraut sein. Bis vor drei Tagen hatte sie allerdings bloß Baupläne davon gesehen. Das Felsengefängnis leibhaftig vor sich zu haben, war eine vollkommen andere Erfahrung.
Sobald sie nach der langen Fahrt von der Oberfläche nach unten aus dem Turbolift getreten war, hatte sie das Böse dieses Ortes gespürt. Der abgestandenen Luft haftete der unterschwellige Gestank des Todes an. Im Laufe der Jahrhunderte waren hier zu viele finstere, unaussprechliche Dinge geschehen.
Seitdem hatte Lucia ihre Freundin sorgsam im Auge behalten. Sie konnte sehen, dass etwas an ihr nagte, und sie fürchtete, dass die unheilige Düsternis des Felsengefängnisses das Ganze bloß noch verschlimmern würde. Die Prinzessin war von dem Mann im Kerker besessen, doch gleichzeitig war sie außerstande, sich ihm zu stellen. Lucia wusste, dass das etwas mit ihrer Vergangenheit zu tun hatte, doch als sie versucht hatte, das Thema zur Sprache zu bringen, hatte sich die Prinzessin geweigert, darüber zu reden.
Da ihr keine anderen Möglichkeiten blieben, war sie gezwungen gewesen, darauf zu warten, dass Serra ihren nächsten Schachzug machte. Jetzt, wo die Prinzessin drauf und dran war, dem Gefangenen zum ersten Mal gegenüberzutreten, war Lucia entschlossen, ihr beizustehen. Sie verstand vielleicht nicht, was ihre Freundin gerade durchmachte, und sie war vielleicht nicht mit dem einverstanden, was sie tat, doch sie würde trotzdem bei ihr sein, für den Fall, dass die Prinzessin sie brauchte.
Als sie drei Frauen die Zelle betraten, war Lucia überrascht, um wie viel kleiner sie war, verglichen mit dem Raum auf der anderen Seite der Tür: bloß drei Meter im Quadrat. Die Zelle war nur schwach erhellt. Das einzige Licht stammte von einer einzigen flackernden Deckenlampe. Der Gefangene war an die Rückwand gekettet. Seine Arme waren zu beiden Seiten seines Körpers nach oben ausgestreckt. Seine Hände waren mit Ketten gefesselt, die von in die Decke eingelassenen Eisenringen herabbaumelten. Seine Beine waren gleichermaßen gespreizt, seine Knöchel an die Wand hinter ihm gefesselt.
Aufgrund der Droge war er außerstande, aufrecht zu stehen. Seine nach vorn gesackte Köpermasse zog die Ketten straff, die ihn stützten, und setzte seine Handgelenke und Schultern so einem unglaublichen Druck aus. Der Schmerz in seinen Gelenken wäre unerträglich gewesen, wäre die betäubende Wirkung des Senflax nicht gewesen, das durch sein Immunsystem zirkulierte. Sein Kopf war nach unten gesunken, und seine gelähmten Muskeln machten es ihm unmöglich aufzuschauen, als sie hereinkamen.
Serra wählte eine Spritze mit einem roten Aufkleber vom Rolltisch aus und injizierte den Inhalt geradewegs in die Halsschlagader, die sich seitlich an seinem kräftigen Hals abzeichnete. Eine Sekunde später ruckte sein Kopf als Reaktion auf das kräftige Aufputschmittel in die Höhe.
Als Lucia sein Gesicht sah, keuchte sie vor Überraschung. Die anderen beiden sahen sie an, doch als sie den Kopf schüttelte, taten sie ihre Reaktion als unbedeutend ab und wandten ihre Aufmerksamkeit wieder dem Mann in Ketten zu.
Es war mehr als zwanzig Jahre her, aber Lucia hatte ihn sofort wiedererkannt. Des war ihr befehlshabender Offizier gewesen - ihr Anführer, ihr Held. Ohne ihn hätte keiner der Zwielichtkrieger den Krieg überlebt. Auf Kashyyyk hatte er ihnen das Leben gerettet. Auf Trandosha hatte er sie erneut gerettet. Ein ums andere Mal hatte er sie allen Wahrscheinlichkeiten zum Trotz aus unmöglichen Situationen herausgeholt, bis zu ihrer letzten gemeinsamen Mission auf Phaseera. Und dann hatte Leutnant Ulabore den Ordnungskräften - der Sith-Militärpolizei - befohlen, ihn zu verhaften.
Sie hatte nie wieder etwas von Des gehört. Wie der Rest der Einheit hatte sie angenommen, er wäre wegen Befehlsverweigerung und des tätlichen Angriffs auf einen vorgesetzten Offizier hingerichtet worden. Und obwohl sie geglaubt hatte, er sei tot, hatte sie sich geschworen, dass sie das Gesicht des Mannes, der ihr einst alles bedeutet hatte, niemals vergessen würde.
Als sie ihn in der Zelle in den Fesseln hängen sah, war es ihr nicht möglich gewesen, ihr überraschtes Keuchen zu unterdrücken. Zum Glück wussten weder die Prinzessin noch die Jägerin, warum sie so verblüfft gewesen war, und Lucia fasste sich genug, um einen weiteren Ausbruch zu vermeiden. Doch
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