Darth Scabrous
verzweifelter, geistloser Gefräßigkeit durchkämmten.
Der Schrei brach so abrupt ab, wie er erklungen war. Die Schreie der Tauntauns waren ebenfalls verstummt, um einem Abgrund völliger Stille Platz zu schaffen. Zo sog einen Atemzug ein und öffnete sich der Macht. Als Nächstes kam ein geistiges Bild, nicht länger als ein oder zwei Sekunden lang, höchstens wie eine in ihrem Kopf explodierende Blendgranate. In diesem Moment erhaschte sie einen flüchtigen Blick auf den Bereich vor ihnen, auf die Stallboxen und die Stelle dahinter. Sie erkannte gerade genug, um zu begreifen, was sie zu tun hatte - jetzt, sofort.
Sie schwang ein Bein vor Tulkhs Knöchel, stemmte sich mit dem Fuß gegen den Boden und spürte, wie er darüber stolperte und mit einem knurrenden Fluch zur Seite stürzte, direkt in eine leere Tauntaun-Box unmittelbar rechts von ihnen. Zo warf sich oben auf ihn. Die Nachtsichtfähigkeit, die die Macht ihr verliehen hatte, war schon wieder verblasst. Sie spürte, wie etwas Langes und Glattes schmerzhaft gegen ihre Wange stieß, und später wurde ihr klar, dass das einer der Stoßzähne des Whiphiden gewesen sein musste.
»Was ...«, schnappte er, und diesmal packte sie ihn, drückte fest zu, grub ihre Finger so tief in das schuppige, schweißglitschige Fell des Kopfgeldjägers, wie sie nur konnte. Überrascht - oder vielleicht, weil er begriff, was los war - verstummte er.
Die Geschehnisse der nächsten paar Sekunden waren nicht einfach nur eine Frage von Geräuschen oder Gerüchen, sondern vom perfekten Zusammenspiel sowohl sensorischer wie auch außersensorischer Wahrnehmung. Zo ließ sich von der Macht leiten und erkannte, dass sie die Boxen neben ihnen fühlen konnte, noch immer in tiefste Schwärze getaucht, von den verderblichen Bewegungen zahlreicher Leiber erfüllt, die sich dicht zusammendrängten, sich an ihnen vorbeischoben. Auf der Suche.
Einmal spürte Zo sie so dicht in ihrer Nähe lauern, dass sie bloß die Hand aus dem Pferch hätte strecken müssen, um sie zu berühren - und die Dinger hätten sie berühren können.
Jetzt schrien sie nicht, ja, sie atmeten nicht einmal. Stattdessen stießen die Dinger, was immer sie waren, kurze, zufällige Grunzlaute aus, begleitet vom Geräusch von Körpern, die sich aus den einfachsten aller Beweggründe vorwärtsschoben - Hunger, Hass, Zorn.
Sie hielt den Atem an, rührte sich nicht. Nach einer gefühlten Ewigkeit verklangen die Grunzlaute, bis bloß noch eine ekelhaft nach Verwesung stinkende Wolke zurückblieb, die in ihr den Drang weckte, durch den Mund zu atmen. Unter ihr regte sich Tulkh, richtete sich auf und stieß sie von sich herunter.
»Wenn du das je wieder tust, töte ich dich persönlich.«
Zo warf einen raschen Blick in die Richtung, in der die Dinger verschwunden waren. »Scheint mir angesichts der Umstände ein bisschen überflüssig zu sein.«
»Ich laufe nicht weg, und ich verstecke mich nicht.«
»Hör zu«, sagte sie. »Wir haben gesehen, was diese Dinger sind.
Ich kann sie nicht abwehren und du auch nicht. Damit bleibt uns fürs Erste nichts anderes übrig, als wegzulaufen und uns zu verstecken.«
Zu ihrer Überraschung erhob er keine Einwände. Nachdem sie aus dem Pferch herausgeklettert waren, bahnten sie sich ihren Weg durch die Dunkelheit auf das seltsame zinnfarbene Licht zu, das sie vorhin bemerkt hatte. Das Licht wurde nach und nach ein wenig heller, bis ihr bewusst wurde, dass sie sehen konnte, wie der Ausgang vor ihnen Gestalt annahm. Die Luft war kühler, und sie sah die ersten dicken Schneeflocken von draußen hereinwehen.
Tulkh blieb stehen und legte den Kopf in den Nacken. Der Wind blies das Fell aus seinem Gesicht.
»Hier sind wir nicht reingekommen«, sagte er.
»Woher weißt du das?«
Er hob eine Hand. Zo schaute dorthin, wo er hinwies. Sie brauchte einen Moment, um zu erkennen, was sie dort vor sich sah. Doch als sie das tat, konnte sie den Blick nicht abwenden. Sie waren wieder zurück beim Turm.
Kapitel 28
WAS DIE KRANKHEIT SAGTE
Im Speisesaal schaute Lussk zu, wie die Toten erwachten. Er verfolgte das Schauspiel mit zwei verschiedenen Augenpaaren: mit dem, das er gehabt hatte, als er noch am Leben gewesen war, und mit der seltsamen neuen Sichtweise, die die Krankheit ihm beschert hatte. Auf gewisse intuitive Weise verstand er, dass das erste Augenpaar verging, erblindete, und das war ihm nur recht, absolut recht. Die Krankheit hatte ihm alles geschenkt, was er sich
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