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Darth Scabrous

Darth Scabrous

Titel: Darth Scabrous Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Schreiber
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starrte zum Gesicht der Baumkreatur empor, blickte tief in die feuchten, abschätzenden Augen des Neti. Während er hinschaute, fühlte er, wie sich in seinem Innern etwas regte, wie sich ein Abgrund auftat, als würde sich in seiner Brust ein zweiter kantiger Kiefer auftun. Das Gefühl war nicht schmerzhaft, nicht im Geringsten - wenn überhaupt, war es zutiefst taktil. Einen Moment lang blickte er tatsächlich an seinem Körper hinab und erwartete zu sehen, wie sich sein Bauch unter dem feinen schwarzen Tuch seiner Tunika dehnte, wie der Brustkorb breiter wurde, aufklappte, um ... was zu enthüllen? Etwas Neues? Etwas, das sogar seinen breit gefächerten Erfahrungsreichtum überstieg?
    Scabrous nahm einen Atemzug, bebend vor Erwartung, und ließ zu, dass das Gefühl wieder abebbte. »Komm hier runter«, sagte er.
    »Mein Lord?«
    »Sofort.«
    Der Spalt in der Wand wurde breiter, und der dicke Stamm des Neti glitt zögerlich durch den Riss in die Tiefe. Holzmaserung knarzte mit einem geschmeidigen kleinen Knacken, als sich das Geschöpf näher zu der Stelle wand, wo der Sith-Lord stand und wartete. Jetzt bestand an der Furcht im Antlitz des Bibliothekars kein Zweifel mehr - sie grenzte an Panik.
    »Mein Lord, bitte...«
    »Ich möchte, dass du eine Botschaft ausschickst.«
    »Ja?«
    »Eine Jedi weilt hier unter uns, auf diesem Planeten.«
    Der Bibliothekar wartete.
    »Die besondere Gabe dieser Jedi ist die bothanische Telepathie, das Beherrschen der Pflanzensprache. Im Augenblick kommuniziert sie mit dem Geist einer Orchidee, mit einer Blume, auf deren Gegenwart sie vorbehaltlos baut, und ...«
    Scabrous hielt inne. Er konnte die Worte hören, die er sagte, doch seine Stimme schien ihm anders als üblich zu klingen. Als er sprach, wurde er sich dieses hohlen, klaffenden Gefühls von Neuem bewusst, abgesehen davon, dass es sich dieses Mal nicht auf Brust und Bauch beschränkte - es breitete sich systematisch durch den ganzen Körper aus, um auch Arme, Beine und Kopf zu umschließen.
    »Mein Lord?«, forschte der Neti.
    Scabrous reagierte immer noch nicht. Eine Sekunde lang - gewiss nicht länger - konnte er den Prozess der Verwandlung tatsächlich spüren, der sich gegen die Korpuskeln des frisch injizierten Blutes stemmte, dagegen ankämpfte, um in die Blutzellen einzudringen und sie zu übernehmen. Und wieder war da kein Schmerz, genau wie zuvor, bloß eine fiebrige rote Aura, die sich nach außen hin ausbreitete, um sein Blickfeld von innen heraus zu umfassen. Er war sich seiner eigenen Atmung zutiefst bewusst, Einatmen und Ausatmen, mit einem scharfen Kupfergeschmack im Mund, und eine eigenartige Woge der Euphorie spülte über ihn hinweg - ein Versprechen von Macht, die jedes Begreifen überstieg. Dennoch blieb er auf wundersame Weise klar, sich seiner selbst vollkommen bewusst.
    »Der Name der Jedi«, sagte er schließlich, »ist Hestizo Trace. Ich möchte, dass du mit der Stimme der Orchidee zu ihr sprichst, verstehst du? Du wirst sie hierher in die Bibliothek rufen , mit der Stimme, der sie vertraut, damit ich mich ihrer annehmen und mein Schicksal erfüllen kann. Ist das klar?«
    Der Neti stammelte einen Laut hervor, der nicht ganz ein Wort war.
    »Ich fragte, ob du ...«, begann Scabrous, und dann sah er, warum die Baumkreatur nicht antwortete. Direkt unter seinem Mund war ein großer Brocken Fruchtmark - das holzige Fleisch des Neti - herausgerissen worden und hinterließ ein Loch von der Größe von Scabrous' Faust. Dickflüssiger, bernsteinfarbener Saft troff aus der Wunde, sickerte die raue Borke hinunter, rann über die Äste.
    Scabrous leckte sich die Lippen und lächelte. Noch immer schmeckte er das fremdartige, klebrige Blut der Baumkreatur auf der Zunge und am Gaumen. Das war ich , sinnierte er erstaunt. Er hatte den Neti ohne die geringste bewusste Absicht attackiert - das war dieses Ding in seinem Innern gewesen, dieses Maul. Auf einer gewissen intuitiven Ebene verstand er, dass dies die gewaltige Kraftexplosion erklärte, die er verspürt hatte.
    »Mein Lord«, brachte der Neti schließlich mit zitternder Stimme hervor. »Bitte...«
    »Verstehst du, was ich von dir verlange?«, fragte Scabrous. »Oder tust du es nicht?«
    »Ja... mein Lord.«
    »Ausgezeichnet. Dann erwarte ich ihr Eintreffen.«
    Er kehrte dem von der Decke herabbaumelnden Neti den Rücken zu, unter dem sich bereits eine Pfütze halb durchscheinenden Baumsafts auf dem Boden der Bibliothek

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