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Darwin - Das Abenteuer Des Lebens

Titel: Darwin - Das Abenteuer Des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juergen Neffe
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Erscheinung nahe verwandt mit der Chilespottdrossel oder der Camposspottdrossel vom Río de la Plata sind. Könnte es sein, dass sie alle aus Südamerika herübergekommen sind? Oder vielleicht nur eine Art, die sich verzweigt hat?
    In Notizbuch B gibt er sich im Sommer 1837 eine erste Antwort: Tiere auf getrennten Inseln unter leicht differierenden Bedingungen sollten verschieden werden, wenn nur lang genug getrennt gehalten. Ein paar Seiten später skizziert er den Lebensbaum. Mit der richtigen Idee im Hinterkopf lassen sich plötzlich unzählige Beispiele finden. Nun Galápagosschildkröten, Spottdrosseln; Falkland-Fuchs - Chiloé, Fuchs, - Englischer und Irischer Hase.
    Die Finken wird er nur in seinem Reisebericht erwähnen. Später spielen sie keine Rolle mehr. Faszinierend, wie er das Galápagos-Kapitel mehr als jedes andere benutzt, um die Sensibilität des Publikums
für sein heikles Thema zu testen. Zunächst entschuldigt er sich, die Bedeutung der Inselwelt zu spät erkannt zu haben: Es ist das Los der meisten Reisenden, erst dann zu entdecken, was an einem Ort das Interessanteste ist, wenn sie sich wieder davon aufmachen. Dann macht er in der ersten Ausgabe von 1839 die Herkunft der Arten aus Südamerika kurz zum Thema. Ausführlich geht er auf die verschiedenen Spezies auf unterschiedlichen Inseln ein, nennt die Spottdrosseln als Beispiel, am Ende kneift er aber: Doch in diesem Werk gibt es nicht genug Platz, dieses Kuriosum näher zu erläutern.
    Zu einem anderen Thema äußert er sich schon hier ungeschminkter. Die Zahmheit der Vögel bringt ihn auf einen Vergleich mit Haustieren. Bei denen sind wir gewohnt zu sehen, dass Instinkte vererbbar werden - und zwar im Verlauf nachfolgender Generationen. Und er schließt das Buch mit einem prophetischen Satz, in dem er erstmals die Idee vom Kampf ums Dasein anklingen lässt. Wir können aus diesen Fakten folgern, welche Verheerung die Einführung eines neuen Raubtieres in ein Land verursacht, bevor die Instinkte der Ureinwohner an das Geschick oder die Kraft des Fremden angepasst sind. Niemand riecht Lunte. In der zweiten Auflage von 1845 wird er noch deutlicher. Für jeden, der es so lesen will, bekennt er sich hier zur Evolution. Daher scheint es, als seien wir, sowohl in Zeit wie Raum, einigermaßen nahe jenem großen Faktum gebracht - jenem Rätsel aller Rätsel -, dem Erscheinen neuer Lebewesen auf dieser Erde.
    Als Beispiel nennt er die vollkommene Abstufung der Schnabelgröße bei den verschiedenen Arten des GEOSPIZA und präsentiert jetzt erst die Zeichnungen der Finken, wie sie sich heute in jedem Schulbuch finden: Dicker Schnabel zum Beißen von Kernen, lang und scharf für Blumen, kurz und spitz für kleinste Wesen in Felsspalten. Spechtfinken verwenden außerdem Stöckchen als Werkzeuge, um Insektenlarven aus ihren Verstecken zu pulen. Vampirfinken sitzen auf den Rücken von Tölpeln und picken ihnen Wunden in die Haut.
    Wenn man diese Abstufung und strukturelle Vielfalt bei einer kleinen, eng verwandten Vogelgruppe sieht, möchte man wirklich glauben, dass von einer ursprünglich geringen Zahl an Vögeln auf diesem Archipel eine Art ausgewählt und für verschiedene Zwecke modifiziert wurde. Es sind allein diese Sätze, die den Mythos begründen. Hier macht er Galápagos berühmt - und deutet an, worauf er hinauswill: Abstammung mit Veränderung. Der Aufschrei des Publikums bleibt wiederum aus.

     
    Indem er Galápagos auf die Weltkarte setzt, trägt Darwin zu Schutz und Rettung des einzigartigen Lebensraums bei. Doch die Dynamik von Fortschritt und kultureller Evolution will es so, dass ein Naturparadies, vor dem Zugriff von Menschen geschützt, im Menschen nun seine größte Bedrohung erfährt. Der Tourismus gefährdet den Archipel mehr als irgendwelche anderen Naturkatastrophen. Die Zahl der Gäste schwillt an, die einmal gesetzte Grenze von hunderttausend pro Jahr ist längst überschritten.
    Mittlerweile tauchen immer häufiger Kreuzfahrtschiffe mit fotohungrigen Hundertschaften auf, die in langen Kolonnen knipsend über die Inseln trampeln. Vergnügungsreisende feiern Partys im Höllenparadies und lassen sich mit Nikolausmützen vor Nestern brütender Tölpel ablichten. Die Koordinierungsstelle des Nationalparks muss schon mehrere Gruppen gleichzeitig auf eine Insel lassen. Es wird eng auf Galápagos. Der geologische und biologische Hotspot ist zum touristischen geworden.
    Die Inselgänger selber sind das geringere Problem. Sie dürfen nur

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