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Darwin - Das Abenteuer Des Lebens

Titel: Darwin - Das Abenteuer Des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juergen Neffe
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Gedankengebäude - aber keineswegs den wichtigsten. In seinem Reisetagebuch findet sich nur ein einziger Satz, der zeigt, dass er hier bereits in größeren Dimensionen denkt: Es wird sehr interessant sein, in künftigen Vergleichen zu ermitteln, welchem Bereich
oder »Schöpfungszentrum« die organisierten Lebewesen dieses Archipels zugeordnet werden müssen.
    Darwin, dem Geologen, entgeht nicht, dass jede einzelne dieser Inseln aus dem Feuer der Erde geboren wurde, als toter Felsen auferstanden aus den Fluten. Endlich erfährt er aus der Nähe, was seine Fantasie schon so lange beflügelt: Vulkanismus zum Anfassen. Mit ihren regelmäßigen Formen verliehen diese Krater dem Land etwas Künstliches, das mich lebhaft an jene Gegenden in Staffordshire erinnerte, in denen die großen Eisengießereien am zahlreichsten sind. Galápagos befindet sich an einem geologischen »Hotspot«, der ständig neues Land gebiert. Die vulkanischen Eilande durchlaufen selbst Zyklen aus Entstehen, Besiedlung und Verwüstung, bevor sie wieder in den Fluten versinken. Das heißt: Alle Lebewesen müssen von außen hierhergekommen sein.
    Aus kreationistischer Sicht hat der Schöpfer Archetypen seiner Kreaturen an bestimmten Stellen der Erde erschaffen oder ausgesetzt. Von dort haben sie sich so weit über ihr Habitat verbreitet, wie es zu ihnen passt. Doch woher mögen sie auf diesen isolierten Inseln kommen, die Korbblütler, die Darwin mehr oder weniger wahllos einsammelt, die Muscheln, Mäuse, Reptilien und Vögel? Und wer oder was hat sie hierhergebracht?
    Das Entscheidende übersieht er zunächst: Dass der Archipel ein eigenes »Schöpfungszentrum« bildet, wo einwandernde Spezies sich an die Ortsverhältnisse anpassen und neue Arten bilden. Und dass sich verwandte Spezies von Insel zu Insel unterscheiden. Selbst den Hinweis des Engländers Nicholas Lawson, Gouverneur für Ecuador auf Galápagos, man könne die Schildkröten unterschiedlicher Inseln anhand ihrer Panzer auseinanderhalten, lässt er anfangs unbeachtet.
    Jene berühmten Finken, so zahm, dass sie sich mit dem Hut fangen lassen, hält er wegen ihrer großen Unterschiede für Vögel verschiedener Gruppen, glaubt, Stärlinge, Ammern oder Grasmücken vor sich zu haben. Er beschriftet sie zudem so nachlässig, dass sie sich daheim nicht mehr bestimmten Inseln zuordnen lassen. Erst der Ornithologe John Gould, der Darwins Funde untersucht, macht ihn auf deren Besonderheiten aufmerksam. Die Vögel, allesamt der Wissenschaft bis dahin unbekannt, gehören ausnahmslos zu den Finken. Sie bilden eine eigene Gruppe, die auf Galápagos beschränkt ist. Die fehlenden Fundorte kann Darwin dank der Sammelleidenschaft der halben
Mannschaft nachreichen, darunter zwei Exemplare aus FitzRoys Kollektion.
    Auf den Galápagosinseln agiert er noch ohne Theorie, mit der ich arbeiten kann . Ein wenig läuft er herum wie die neugierigen Touristen, packt ein, was er kriegen kann. Meerechsen beschreibt er mit dem gleichen entsetzten Erstaunen, das jeden Besucher befällt. Das Wesen ist hässlich anzusehen, von schmutzigschwarzer Färbung, dumm und träge in seinen Bewegungen.
    An kaum einem Ort der Welt stellt sich so wie hier das Gefühl einer Zeitreise in längst vergangene Epochen ein. Diese Reptilien, umgeben von der schwarzen Lava, den blattlosen Büschen und großen Kakteen, erschienen meiner Phantasie wie vorsintflutliche Wesen. Mit Schildkröten treibt er seinen Schabernack. Es amüsierte mich immer, wenn ich eines dieser großen Ungeheuer auf seinem gemächlichen Marsch überholte und es in dem Moment, da ich an ihm vorüberging, Kopf und Beine einzog und tief zischend mit einem harten Schlag wie tot auf die Erde plumpste.
    Was ihnen gegen alle anderen Feinde hilft, versagt gegenüber dem ärgsten. Seefahrer haben sich hier reichlich mit frischem Proviant versorgt. Der »Vorteil« der Reptilien: Sie können monatelang lebendig an Bord gehalten werden, ohne Futter zu brauchen. Schätzungsweise zweihunderttausend Schildkröten lassen in zweihundert Jahren als Frischfleischlieferanten ihr Leben. Einige Arten sind heute ausgestorben. Auf der Insel Española gab es nur noch zwölf Weibchen und zwei Männchen, als die Forschungsstation eingriff. Seit den Siebzigerjahren des letzten Jahrhunderts werden sie erfolgreich nachgezüchtet und nach drei bis fünf Jahren in ihren natürlichen Lebensräumen ausgewildert.
    Für die prominenteste Schildkröte des Archipels kam die Hilfe zu spät. »Lonesome

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