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Darwin im Faktencheck - moderne Evolutionskritik auf dem Prüfstand

Darwin im Faktencheck - moderne Evolutionskritik auf dem Prüfstand

Titel: Darwin im Faktencheck - moderne Evolutionskritik auf dem Prüfstand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Graf
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nach Darwin ist das natürlich, denn nur der Killer ist ‚fit‘ genug, um zu überleben.“ Wie hanebüchen diese Deutung ist, muss wohl nicht noch einmal ausgeführt werden. Natürlich begegnet uns humaner Missbrauch tagtäglich und in unterschiedlicher Ausprägung überall auf der Welt. Aber dies ist vielleicht eine Fehlentwicklung überspezialisierter Gehirne, die sich wie alle bisherigen Über-/Fehlspezialisierungen in der Evolution nicht durchsetzt. Dieser Missbrauch ist doch aber keine Folge der Darwin’schen Beschreibung beobachteter Überlebensprinzipien. Otto Hahn, Fritz Straßmann und Lise Meitner tragen als Entdecker der Kernspaltung keinerlei Schuld an Hiroshima und Nagasaki, Flugpioniere wie Otto Lilienthal oder die Brüder Wright keine Verantwortung für Ground Zero. Darwin aber soll ein Wegbereiter für all das menschliche Fehlverhalten sein, weil er Gesetzmäßigkeiten biologischer Entwicklung erkannt hat? Schluss jetzt damit! – Es gibt heute kein anderes wissenschaftlich anerkanntes Erklärungsmodell, in dem die Spekulationskomponente geringer, die Belege erdrückender und die allgemeine Akzeptanz höher sind als beim Modell der evolutionären Abstammung. Dennoch muss sich keine andere etablierte Theorie einer vergleichbaren Kritik stellen. Warum haben sich einige Leute so auf die „Zielscheibe Evolution“ eingeschossen? Diese Jagd ist aussichtslos, da die vermeintliche Beute keine ungeschützte Schwachstelle, kein Loch im Siegfried’schen Drachenblutpanzer hat, in die ein gezielt geschossener Pfeil sich bohren könnte. Da zudem bislang nur mit wirkungslosen Querschlägern attackiert wird, besteht für den Gejagten keine ernsthafte Gefahr. Ganz im Gegenteil, treiben die Häscher es noch weiter auf die Spitze und verkennen uneinsichtig die fehlende Logik ihrer Strategie, laufen sie Gefahr, vom eigenen Kugelhagel erfasst und vom Jäger zum Gejagten zu werden.
Rhetorisches Geplänkel
    Etymologisch ist der Begriff „Evolution“ vom lateinischen „evolvere“ abgeleitet und bedeutet dem genauen Wortsinne nach ausrollen, entwickeln, entfalten. Bis zum Ende des 18. Jahrhunderts verstand man unter Evolution etwas gänzlich anderes, als wir es in der Post-Darwin-Ära tun. In früherer Zeit war Evolution als Entfaltung bereits komplett vorgeformter Merkmale bzw. Organismen definiert. Die Genetik wurde damals von der Lehre der Präformation (auch Präformationstheorie) bestimmt. Die Präformisten gingen davon aus, dass in jedem männlichen Spermium oder aber jeder weiblichen Eizelle bereits ein kompletter Organismus im Mikroformat vorgeformt sei – im Falle des Menschen ein kleiner „Homunculus“. In der Frage, welche Keimzellenart dem Minimenschen Logis bot, entbrannte sozusagen der erste echte Geschlechterstreit. Die Animalkulisten präferierten das maskuline Spermienreservoir, die Ovulisten dagegen hielten das „Hotel Eierstock“ für das bessere Homunculus-Domizil. Einigkeit herrschte aber darüber, dass jede dieser besonderen Keimzellen, sei sie nun männlicher oder weiblicher Herkunft, bereits den kleinstformatigen, aber fertigen Nachkommen der nächsten Generation beherbergt, der seinerseits in seinen Keimzellen schon dem eigenen Nachwuchs Unterschlupf bot und so weiter und so fort – fein säuberlich ineinander geschachtelt wie russische Matroschka-Puppen. Demzufolge würde bei der Nachkommenzeugung stets nur eine der Keimzellenarten, Spermium oder Eizelle, zum Zuge kommen. Dies hatte den Vorteil, dass man einen doppelten Ursprung ausschließen und an den Prinzipien der einmaligen Schöpfung sowie Unveränderlichkeit der Arten festhalten konnte. Da wurde jede Form bereits mit komplett eingeschachtelter Nachkommenschaft, also sämtliche Generationen, einmalig vom allmächtigen Schöpfer kreiert und nachträglich über alle Zeitalter hinweg nichts mehr gemixt oder verändert. Unter Evolution verstand man das, was Homunculus nach dem Geschlechtsakt und Erblicken des Weltenlichtes tat. Er entfaltete all seine schon in „Adam“ oder „Eva“ vorgebildeten Merkmale zu voller Schönheit.
    Der Gegenbeweis gelang dem deutschen Anatom Caspar Friedrich Wolff (1734-1794). Er konnte zeigen, dass sich Embryonen zunächst aus undifferenzierten Zellen entwickeln. Bei seiner bereits auf Aristoteles zurückgehenden Theorie der Epigenese (griech.
epigenesis
= nachträgliche Entstehung) bilden sich bei der Entwicklung des Organismus neue und eben nicht bereits in der Keimzelle vorgebildete Strukturen

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