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Darwin und die Götter der Scheibenwelt

Darwin und die Götter der Scheibenwelt

Titel: Darwin und die Götter der Scheibenwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett , Ian Stewart , Jack Cohen , Erik Simon
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den Prozess des Lebens steuern, erschien es als offensichtlich, dass die DNS das Leben steuert und wir allen wichtigen Lebensfunktionen DNS-Code ›zuordnen‹ können. Wir könnten jedem Protein eine Funktion zuschreiben und folglich annehmen, die DNS, die den Code für dieses Protein liefert, sei letzten Endes oder grundlegend für die betreffende Funktion verantwortlich. Die ersten Bücher Dawkins’ haben die Idee ›ein Gen, ein Protein, eine Funktion‹ noch verstärkt (obwohl er vorsichtshalber seine Leser gewarnt hatte, er wolle diesen Eindruck nicht erwecken), und er hat dadurch solche Übertreibungen in den Medien gefördert, wie die Bezeichnung des menschlichen Genoms als ›das Buch des Lebens‹. Und mit dem Bild vom ›egoistischen Gen‹ wurde es durchaus glaubhaft, dass große Teile des Genoms ausschließlich um ihrer selbst willen vorhanden seien – das heißt, ohne einen Grund für den betreffenden Organismus.
    Die Biologen, die – wie jetzt so viele – in der biotechnologischen Industrie für Landwirtschaft, Pharmazie und Medizin arbeiten, sogar für einige Ingenieurprojekte (wir meinen nicht schlechthin ›genetic engineering‹, sondern zum Beispiel die Herstellung besserer Motoröle), hängen alle mit ein paar geringfügigen Abwandlungen und Ausnahmen dem Zentraldogma an. Ihnen allen ist beigebracht worden, dass nahezu die gesamte DNS im menschlichen Genom ›Müll‹ sei, in dem keine Proteine codiert sind, und obwohl ein Teil davon für Entwicklungsprozesse oder für die Steuerung von einigen ›richtigen‹ Genen von Bedeutung sein könne, brauchte man sich nicht weiter darum zu kümmern.
    Freilich, ziemlich viel von dem Müll wird anscheinend in RNS umgesetzt, aber das sind nur kurze Stückchen, die kurze Zeit in den Zellflüssigkeiten herumschwirren und nicht weiter in Betracht gezogen werden müssen, wenn man wichtige Angelegenheiten der Proteinherstellung mit den richtigen Genen verfolgt. Erinnern Sie sich, dass die DNS-Sequenzen der richtigen Gene aus einem Mosaik von ›Exonen‹ bestehen, in denen Proteine codiert sind, und dass zwischen ihnen andere Abschnitte liegen, die Intronen genannt werden. Die Intronen müssen aus den RNS-Kopien herausgeschnitten werden, um die ›richtigen‹, den Protein-Code enthaltenden Sequenzen zu bekommen, die Boten-RNS genannt werden und in die Ribosomen eingefädelt werden wie das Magnetband in ein Tonbandgerät. Boten-RNS legt fest, welche Proteine erzeugt werden, und sie hat an den Enden Sequenzen, in denen verzeichnet ist, ob sie viele Kopien eines Proteins herstellt oder nach ein paar Proteinmolekülen vernichtet werden soll.
    Niemand hat sich sonderlich um jene herausgeschnittenen Intronen gekümmert, nichts als Stückchen von RNS, die ziellos in der Zelle umhertreiben, bis sie von Enzymen zerlegt werden. Jetzt kümmert man sich darum. In der Oktoberausgabe 2004 des Scientific American meldet John Mattick: »Das Zentraldogma ist betrüblich unvollständig, was die Beschreibung der Molekularbiologie von Eukaryoten angeht. Proteine spielen tatsächlich eine Rolle bei der Regelung der Umsetzung von Genen bei Eukaryoten, aber es ist auch ein paralleles Regelsystem am Werk, welches aus RNS besteht und direkt auf DNS, RNS und Proteine einwirkt. Dieses bisher übersehene RNS-Signalnetz könnte dafür verantwortlich sein, dass beispielsweise Menschen eine strukturelle Komplexität erreichen können, die alles in der Welt der Einzeller bei weitem übertrifft.«
    Die Petunien haben das alles verändert. 1990 versuchten Richard Jorgensen und seine Kollegen, neue Varietäten von Petunien zu züchten, die interessantere, kräftigere Farben hätten. Ein offensichtlicher Ansatz dazu war es, ins Genom der Petunie ein paar zusätzliche Kopien des Gens einzufügen, in dem das Enzym codiert ist, welches mit der Pigmenterzeugung zu tun hat. Mehr Enzym, mehr Pigment, nicht wahr?
    Nicht wahr.
    Weniger Pigment?
    Nein, nicht direkt. Das bisher gleichmäßig gefärbte Blütenblatt wurde streifig. An manchen Stellen wurde das Pigment erzeugt, an anderen nicht. Dieser Effekt war so überraschend, dass Pflanzenbiologen zu ergründen versuchten, was da eigentlich vorging. Und sie fanden eine ›RNS-Interferenz‹. Gewisse RNS-Sequenzen können ein Gen abschalten, es daran hindern, Protein herzustellen. Das kommt auch bei vielen anderen Organismen vor. Die Erscheinung ist sogar sehr weit verbreitet. Und sie verweist auf etwas außerordentlich Wichtiges.
    Die große Frage

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