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Das 1. Buch Des Blutes - 1

Das 1. Buch Des Blutes - 1

Titel: Das 1. Buch Des Blutes - 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Barker
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Hüterin des Kindes gewesen, obwohl sie es geboren hatte. Es gehörte, auf sonderbare Weise, zu den Geschöpfen, die ihren Samen in ihrem Leib vermischt hatten, um es zu zeugen. Womöglich war sie das Gefäß für irgendein Fortpflanzungsexperiment gewesen, und jetzt waren die Ärzte zurückgekehrt, um das daraus resultierende Kind zu untersuchen. Womöglich hatten sie ihn sich einfach aus Liebe geholt. Aber welche Gründe es auch sein mochten, sie hoffte nur, das Fazit der Schlacht mit ansehen zu können. Tief in ihr, an einer nur von Monstern berührten Stelle, hoffte sie auf den Sieg der Monster, wenngleich dann logischerweise viele von der Gattung, die sie die ihre nannte, zugrunde gehen würden.
    Im Vorgebirge hing ein großes Schweigen. Man hatte Aaron zwischen die Felsen niedergesetzt, und begierig versammelten sie sich um ihn, um seine Kleidung, sein Haar, seine Augen, sein Lächeln zu untersuchen.
    Es war gegen Abend, aber Aaron fror nicht. Der Atem seiner Väter war warm und roch, fand er, wie das Innere des Einkaufszentrums in Welcome: ein Gemisch aus Toffee und Hanf, Frischkäse und Stahl.
    Das Licht der schwindenden Sonne ließ seine Haut bronzen schimmern, und senkrecht über ihm erschienen Sterne am Himmel. An der Brustwarze seiner Mutter hätte er nicht glücklicher sein können als in dieser Dämonenrunde.
    Am Fuß des Vorgebirges brachte Packard die Kolonne zum Halten.
    Hätte er gewußt, wer Napoleon Bonaparte war, dann hätte er sich ohne Zweifel wie dieser Eroberer gefühlt. Hätte er die Lebensgeschichte dieses Eroberers gekannt, dann hätte er möglicherweise geahnt, daß dies sein Waterloo war. Aber Josh Packard lebte und starb aller Heroen ledig.
    Er rief seine Männer aus ihren Wagen zu sich und trat, die verstümmelte Hand, um sie zu stützen, in sein Hemd verstaut, mitten unter sie. Es war nicht gerade die vielversprechendste Truppenschau der Militärgeschichte. Mehr als nur ein paar weiße und kränklich blasse Gesichter gab’s unter seinen Soldaten, mehr als nur ein paar Augen, die seinem starren Blick auswichen, als er seine Befehle gab.
    »Männer«, brüllte er.
    (Unwillkürlich kam Kooker wie auch Davidson der Gedanke, daß, verglichen mit den üblichen Überraschungsangriffen, dieser nicht zu den leisesten gehören würde.)
    »Männer-wir sind da, wir sind durchorganisiert, und wir haben Gott auf unsrer Seite. Wir haben die Untiere schon so gut wie erledigt, begriffen?«
    Schweigen; finstere Mienen; noch mehr Schweiß.
    »Und nicht einen von euch Kerls will ich sehn, der sich dünn macht und abhaut, weil wenn ihr so was riskiert, und ich erwisch’ euch dabei, dann könnt ihr ohne euren weggeschoss’nen Hintern nach Hause kriechen!«
    Eleanor wollte schon applaudieren, aber die Ansprache war noch nicht zu Ende.
    »Und denkt dran, Männer«, hier sank Packards Stimme zu einem verschwörerischen Flüstern ab, »diese Deibel haben Eugenes Jungen Aaron vor nicht mal vier Stunden weggeholt. Ham ihn regelrecht von Mutterns Titte weggeholt, grade wie sie ihn in den Schlaf wiegen will.
    Das sind ganz einfach Wilde, egal wie sie ausschaun. Die scheren sich einen Dreck um ‘ne Mutter oder ‘n Kind oder sonstwas. Wenn ihr also einen direkt vor euch habt, dann denkt dran, wie ihr euch gefühlt hättet, wenn man euch weggeholt hätte von Mutterns Titte …«
    Die Formulierung »Mutterns Titte« gefiel ihm. So vielsagend, so einfach. Mammis Titte hatte wesentlich mehr Macht, diese Männer auf Trab zu bringen, als ihr Apfelkuchen.
    »Ihr braucht bloß euren Mann zu stehn, dann habt ihr nichts zu befürchten, Männer.« Eignete sich gut als Schlußsatz. »In diesem Sinne: Weitermachen.«
    Er stieg wieder in den Wagen. Irgend jemand am ändern Ende der Formation fing an zu applaudieren, und das Klatschen wurde von den übrigen aufgenommen. Packards breites rotes Gesicht wurde von einem harten gelben Lächeln gespalten. »Wagen marsch!« grinste er, und die Kolonne rückte ab in die Ausläufer der Berge.
    Aaron spürte, wie die Luft sich veränderte. Nicht daß ihn gefroren hätte; der kollektive väterliche Atem, der ihn wärmte, hielt ihn unverändert umfangen. Dennoch machte sich in der Atmosphäre ein Wandel bemerkbar: irgendeine Art zudringlicher Störung. Fasziniert sah er zu, wie seine Väter auf die Veränderung reagierten. Ihre Körpersubstanz funkelte in neuen Farben. Einer oder zwei hoben sogar den Kopf, wie um witternd die Luft einzuschnuppern.
    Irgend etwas stimmte nicht. Irgend

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