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Das 1. Buch Des Blutes - 1

Das 1. Buch Des Blutes - 1

Titel: Das 1. Buch Des Blutes - 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Barker
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Eugene die Straße entlang zurück. Die Deibelswolke löste sich auf. Die Augen in ihrem Zentrum waren Scheinwerfer, die Stimmen Sirenen. Eine Armee aus Wagen und Motorrädern, angeführt von Packards heulendem Fahrzeug, preschte da die Straße aus Welcome herunter.
    Eugene war bestürzt. Was war das, eine Massenflucht?
    Zum erstenmal an diesem glorreichen Tag verspürte Lucy den Stich eines Zweifels.
    Beim Herannahen verlangsamte sich der Konvoi und kam dann zum Stehen. Der Staub legte sich und enthüllte den Umfang von Packards Kamikaze-Kommando. Ungefähr ein Dutzend Wagen und ein halbes Dutzend Motorräder, alle mit Polizei und Waffen beladen. Ein zusammengestoppeltes Häufchen Welcomer Bürger bildete die Armee, unter ihnen Eleanor Kooker. Ein beeindruckendes Aufgebot bös gesinnter, gut bewaffneter Menschen.
    Packard lehnte sich aus dem Wagen, spuckte aus und ergriff du Wort.
    »Irgendwelche Probleme, Eugene?« fragte er.
    »Ich bin kein Idiot, Packard«, sagte Eugene.
    »Sagt auch niemand.«
    »Hab’ diese Dinger gesehn. Frag’ Lucy.«
    »Klar, weiß ich doch, Eugene, weiß ich. Totsicher hat’s Deibel in den Bergen drin, arschklar. Wozu meinst’n hab’ ich den Haufen da zusamm’gestellt? Hält’ ich so was nötig ohne Deibel?« Packard grinste zu Jedediah rüber, der am Steuer saß. »Arschklar«, sagteer nochmals. »Die wer’n wir jetz’ allesamt ins Jenseits pusten.«
    Vom Rücksitz aus lehnte sich Miss Kooker aus dem Wagenfenster.
    Sie rauchte eine Zigarre*
    »Sieht so aus, als müßten wir uns bei dir entschuldigen, Gene«, sagte sie, bot eine Entschuldigung an statt eines Lächelns. Ein Säufer bleibt er trotzdem, dachte sie; war sein Tod, daß er diese fettsteißige Hure geheiratet hat. Jammerschade um den Mann.
    Eugenes Gesicht straffte sich vor Genugtuung.
    »Kommt mir auch so vor.«
    »Steig’ in einen der hinteren Wagen«, sagte Packard, »du, und Lucy auch; und dann hol’n wir sie aus ihr’n Löchern raus wie Schlangen…«
    »Sind Richtung Berge gegangen«, sagte Eugene.
    »Tatsache?«
    »Harn mein’ Jungen mitgenommen. Mir mein Haus zusamm’ge-schmissen.«
    »Waren’s viele?«
    »So’n Dutzend.«
    »Okay, Eugene, dann machst am besten mit bei uns.« Packard veranlaßte einen Cop, seinen Platz auf dem Rücksitz zu räumen.
    »Wirst ziemlich scharf auf diese Dreckskerle sein, eh?«
    Eugene wandte sich nach der Stelle, an der Lucy gestanden war.
    »Und sie soll man testen, ob…«
    Aber Lucy war fort, lief - bereits in Puppengröße - durch die Wüste davon.
    »Sie ist von der Straße runter«, sagte Eleanor. »Der reine Selbstmord.«
    »Mord ist zu gut für sie«, sagte Eugene und kletterte dabei in den Wagen. »Die Frau ist gemeiner als der Teufel selbst.«
    »Wieso’n das, Gene?«
    »Hat meinen einzigen Sohn an die Hölle verkauft, diese Frau…«
    Lucy wurde vom Hitzeschleier ausgetilgt,
    »…an die Hölle.«
    »Dann laß sie nur«, sagte Packard. »Die Hölle holt sie sich wieder, über kurz oder lang.«
    lucy hatte gewußt, daß sie sich nicht die Mühe machen würden, ihr nachzusetzen. Von dem Augenblick an, als sie die Wagenlichter in der Staubwolke gesehen, die Schußwaffen und die Helme erkannt hatte, wußte sie, daß ihr Handlungsspielraum in den bevorstehenden Ereignissen äußerst begrenzt war. Bestenfalls wäre sie Zuschauer.
    Schlimmstenfalls würde sie beim Durchqueren der Wüste an Hitzschlag sterben und niemals den Ausgang des nahenden Kampfes erfahren. Oft hatte sie sich über das Dasein der Kreaturen, die im Kollektiv Aarons Vater waren, Gedanken gemacht. Wo sie hausten, warum sie sich, in ihrer Weisheit, dazu entschlossen hatten, ihr ihre Liebe anzutun. Sie hatte sich auch gefragt, ob irgend jemand sonst in Welcome Kenntnis von ihnen hatte. Wieviele menschliche Augen, außer den ihren, hatten irgendwann in all den Jahren einen flüchtigen Blick ihrer geheimen Anatomie erhascht? Und selbstverständlich hatte sie sich gefragt, ob eines Tages die Zeit der Abrechnung kommen würde, der Konfrontation zwischen der einen Gattung und der anderen. Jetzt war sie anscheinend da, ohne Vorwarnung, und vor dem Hintergrund einer solchen Abrechnung zählte ihr eigenes Leben gar nichts.
    Sobald die Wagen und Motorräder abgezogen und außer Sicht waren, machte sie kehrt und lief, ihren Fußspuren im Sand folgend, zurück, bis sie wieder auf die Straße stieß. Es gab keine Möglichkeit, Aaron wiederzugewinnen, darüber war sie sich im klaren. Sie war gewissermaßen nur eine

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