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Das 1. Buch Des Blutes - 1

Das 1. Buch Des Blutes - 1

Titel: Das 1. Buch Des Blutes - 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Barker
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Ohren zu und fiel auf die Knie. Bei den ersten Tönen der Monstermusik hatte seine Nase zu bluten angefangen, und seine Augen waren voller beißender Tränen. Er fürchtete lieh nicht. Er wußte, daß sie nicht fähig waren, ihm etwas anzutun. Er weinte, weil er diese Möglichkeit sechs Jahre lang ignoriert hatte, und jetzt, da sie in ihrem Geheimnis und ihrer Glorie direkt vor ihm standen, schluchzte er, daß er nicht den Mut gehabt hatte, ihnen die Stirn zu bieten und sie wiederzuerkennen. Jetzt war es zu spät. Sie hatten sich den Jungen mit Gewalt geholt und sein Haus und sein Leben in Schutt verwandelt. Gleichgültig gegenüber seinem himmelschreienden Elend zogen sie, ihren Jubel hinausposaunend, ab, seinen Jungen für immer in ihren Armen.
    In der Gemeinde Welcome war Organisation das Losungswort des Tages. Davidson konnte nur bewundernd zusehen, wie diese törichten, verwegenen Leute sich auf eine Konfrontation vorbereiteten, die unmöglich Aussicht auf Erfolg haben konnte. Das Spektakel ging ihm seltsam an die Nieren; als wenn man Siedlern zusähe, in irgendeinem Film, wie sie sich anschicken, armseligste Bewaffnung und simplen Glauben aufzubieten, um der heidnischen Gewalt entgegenzutreten.
    Aber Davidson wußte, daß die Niederlage, anders als im Film, vorherbestimmt war. Er hatte diese Monster gesehen: ehrfurchtgebietend.
    Wie berechtigt auch der Anlaß, wie rein der Glaube, die Wilden trampelten ziemlich oft über die Siedler hinweg. Niederlagen sind einfach ein guter Filmstoff.
    Eugenes Nase hörte nach etwa einer halben Stunde auf zu bluten, aber er merkte es nicht. Er zerrte, zog, schmeichelte Lucy Richtung Welcome. Er wollte von der Dreckschlampe keine Erklärungen hören, trotz des unaufhörlichen Gebrabbels ihrer Stimme. Er konnte nur das schäumende Geknirsch der Monsterlaute hören, und Aarons wiederholte »Papa«-Rufe, die von einem haus-zertrümmernden Körperglied beantwortet wurden.
    Eugene wußte, daß er das Opfer einer Verschwörung war, obwohl er selbst in seinen quälendsten Vorstellungen nicht zur vollen Wahrheit vordringen konnte.
    Aaron war verrückt, soviel war ihm klar. Und irgendwie war seine Frau, seine Lucy mit dem üppigen Körper, früher eine solche Schönheit und ein solcher Trost, sowohl am Wahnsinn seines Jungen als auch an seinem eigenen Jammer ursächlich beteiligt.
    Sie hatte den Jungen verkauft, das war seine etwas vage Überzeugung.
    Auf irgendeine unsagbare Weise hatte sie mit diesen Wesen aus der Unterwelt einen Handel geschlossen, und hatte das Leben und die geistige Gesundheit seines einzigen Sohnes gegen irgendeine Art Geschenk eingetauscht. Was hatte sie zum Tausch für diese Bezahlung erhalten? Irgendwelchen Tinnef, den sie in ihrem Schuppen unter Verschluß hielt ? Mein Gott, dafür würde sie büßen. Aber bevor er sie büßen ließe, bevor er ihr die Haare einzeln aus den Löchern risse und ihr die frechen, aufreizenden Brüste mit Pech teerte, würde sie gestehen. Er brächte sie so weit, ein Geständnis abzulegen. Nicht ihm, sondern der Bevölkerung von Welcome - den Männern und Frauen, die sich über sein betrunkenes, stammelndes Geseiere mokierten, die lachten, wenn er in sein Bier weinte. Von Lucys eigenen Lippen würden sie die Wahrheit hinter dem Schrecklichen, Alptraumhaften erfahren, das er durchgemacht hatte, und, zu ihrem eigenen Entsetzen, einsehen, daß die Dämonen, von denen er redete, Wirklichkeit waren. Dann wäre er rehabilitiert, restlos, und die Stadt nähme ihn, seine Vergebung erbittend, wieder auf in ihren Schoß, während der gefederte Leib seines Weibsluders außerhalb der Ortsgrenze von einem Telefonmast baumelte.
    Sie hatten noch drei Kilometer bis Welcome, als Eugene stehenblieb.
    »Da kommt irgendwas.«
    Eine Staubwolke und in ihrem wirbelnden Zentrum eine Vielzahl brennender Augen.
    Er befürchtete das Schlimmste.
    »Gerechter Himmel!«
    Er ließ seine Frau frei. Kamen die jetzt auch sie holen ? Ja, wahrscheinlich gehörte das auch noch zu der Abmachung, die sie getroffen hatte.
    »Sie haben die Stadt eingenommen«, sagte er. Ihre Stimmen erfüllten die Luft; es war ganz unerträglich.
    In einer winselnden Horde gingen sie die Straße hinunter auf ihn los, hielten direkt auf ihn zu - Eugene drehte sich um und nahm Reißaus, ließ die Dreckschlampe, wo sie war. Sie konnten sie haben, solang sie nur ihn in Ruhe ließen; Lucy lächelte in den Staub hinein.
    »Es ist Packard«, sagte sie.
    Mit zusammengekniffenen Augen blickte

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