Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das 1. Buch Des Blutes - 1

Das 1. Buch Des Blutes - 1

Titel: Das 1. Buch Des Blutes - 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Barker
Vom Netzwerk:
ihren besten Tagen zu geben. Dafür haßte er Phillipe mehr als je zuvor.
    Er zerrte den Körper vom Teppich. Es verlangte ihm eine gigantische Anstrengung ab, und die schwüle Hitze in dem Zimmer machte ihn, nach der Frostkälte draußen, benommen. Bibbernde Nervosität breitete sich spürbar aus in seinen Gliedern. Kein Zweifel: sein Körper war kurz davor, ihm den Dienst aufzukündigen; kurz davor zu versagen, seinen Halt zu verlieren und zusammenzubrechen.
    Nicht hier. Um Himmels willen nicht hier.
    Womöglich sollte er jetzt als erstes ein Telefon auftreiben. Das wäre vernünftig. Die Polizei rufen, ja… Catherine anrufen, ja… sogar hier im Haus jemand auftreiben, der ihm zu Hilfe käme. Aber dann müßte er Jacques in dem Tierlager lassen, damit womöglich die Bestie zum zweitenmal über ihn herfiele, wo er doch eine eigenartige Fürsorglichkeit für die Leiche entwickelt hatte; es widerstrebte ihm, sie allein zu lassen. In einer beklemmenden Qual verwirrter Gefühle, außerstande, Jacques liegenzulassen, aber gleichfalls außerstande, ihn noch viel weiter zu bugsieren, stand er mitten im Zimmer und tat überhaupt nichts. Das war am besten; ja. Überhaupt nichts. Zu müde, zu schwach. Überhaupt nichts war noch am besten.
    Die Tagträumerei setzte sich endlos fort. Wie gelähmt hing der Alte an der Crux seiner Gefühle fest, außerstande, in die Zukunft voran-oder in die besudelte Vergangenheit zurückzugehen. Außerstande, sich zu erinnern. Außerstande zu vergessen.
    In träumerischem Halb-Leben wartete er das Ende der Welt ab.
    Lärmend wie ein Betrunkener kam die Bestie nach Haus, und das Geräusch, das sie beim öffnen der äußeren Tür machte, rüttelte Lewis zu einer langsamen Reaktion auf. Mit einiger Mühe zerrte er Jacques in den Schrank und versteckte sich selbst darin, mit dem gesichtslosen Kopf in seinem Schoß.
    Jetzt hörte man eine Stimme im Zimmer, die Stimme einer Frau.
    Vielleicht war es doch nicht der Affe. Aber nein: durch den Spalt der Schranktür konnte Lewis ihn sehen, in Begleitung einer jungen rothaarigen Frau. Sie redete unaufhörlich, das Nonstop-Geplapper eines mit Drogen vollgepumpten Gehirns.
    »Du hast ja noch mehr davon; hach du Süßer, hach Schatz, du lieber, ist das toll. Mann, schau dir das an, so viel Stoff.« Sie hatte Pillen in den Händen und putzte sie weg wie Süßigkeiten, ausgelassen wie ein Kind an Weihnachten. »Wo hast du das alles her? Okay, wenn du’s mir nicht sagen willst, isses mir auch recht.«
    Ging das auch auf Phillipes Konto, oder hatte der Affe den Stoff für eigene Zwecke gestohlen? Verführte er regelmäßig rothaarige Prostituierte mit Drogen?
    Das nervtötende Gebrabbel des Mädchens flaute jetzt ab. Die Pillen wirkten, stellten sie ruhig, verfrachteten sie in eine private Welt.
    Gebannt sah Lewis zu, wie sie anfing, sich zu entkleiden.
    »Es is’ so… heiß… hier herin.«
    Der Affe sah zu, mit dem Rücken zu Lewis. Welcher Ausdruck zeichnete sich auf diesem rasierten Gesicht ab? War sein Blick lustvoll oder irritiert?
    Die Brüste des Mädchens waren schön, obwohl ihr Körper eher zu dünn war. Die junge Haut war weiß, die Brustwarzen blüten-rosa. Sie hob die Arme über den Kopf, und während sie sich streckte, strafften und verflachten sich die makellosen Kugeln leicht. Der Affe langte mit breiter Hand nach ihrem Körper und zupfte zärtlich an einer ihrer Brustwarzen, rollte sie zwischen den dunkelfleischigen Fingern. Das Mädchen seufzte.
    »Soll ich… alles ausziehn?«
    Die Bestie grunzte.
    »Bist kein Freund von vielen Worten, oder?«
    Sie zwängte sich aus ihrem roten Rock. Sie war jetzt nackt bis auf den Schlüpfer. Sie legte sich aufs Bett und streckte sich wieder, genoß wohlig-erregt ihren eigenen Körper und die willkommene Hitze des Zimmers und machte sich dabei auch nicht die geringste Mühe, ihren Verehrer anzusehen.
    Unter Solais Körper eingeklemmt, begann sich Lewis erneut schwindlig zu fühlen. Seine unteren Gliedmaßen waren jetzt völlig taub, und in seinem rechten Arm, der gegen die Schrankrückwand gepreßt wurde, hatte er kein Gefühl mehr; trotzdem wagte er nicht, sich zu rühren. Das Affenvieh war zu allem fähig, das wußte er. Gar nicht auszudenken, was es ihm und dem Mädchen alles antun könnte, wenn man ihn entdeckte.
    Jeder Teil seines Körpers war jetzt entweder entkräftet oder schmerzgequält. Solais triefender Leichnam wurde mit jedem Augenblick schwerer. Sein Rückgrat war ein einziger

Weitere Kostenlose Bücher