Das 10. Gebot - Women's Murder Club -: Thriller (German Edition)

Anne Bennett und sah mich aus blutunterlaufenen Augen an.
    »Die Ärztin hat gesagt, dass ich allem Anschein nach ein sexuelles Trauma erlitten habe. Vor vier Tagen habe ich das letzte Mal Sex mit meinem Freund gehabt, und der war kein bisschen traumatisch. Wir sind schon so lange zusammen, da ist der Sex ziemlich undramatisch, und genau so finde ich es gut.«
    Anne Bennetts Worte waren klar und direkt, aber in ihren Augen sah ich Panik aufflackern. Als ob sie verzweifelt in ihrem Gedächtnis nach etwas suchte, ohne es zu finden.

 
    18 Der Gerichtsdiener rief den Saal zur Ordnung, und die Geschworenen kamen herein. Hoffman erhob sich von seinem Platz. Als er sich wieder setzte, dachte er an die Geschworene Nummer drei, Valerie Truman, die alleinerziehende Mutter, die in einer öffentlichen Bücherei arbeitete und ein Tausendstel von dem verdiente, was Candace Martin im Jahr nach Hause brachte. Und er dachte an Nummer sieben, William Breitling, einen ehemaligen Golfprofi mit einem überwältigenden Charisma. Breitling war nicht der Sprecher der Jury, aber Hoffman glaubte, dass er einen entscheidenden Einfluss ausüben konnte.
    Als Richter LaVan sich an Hoffman wandte und fragte, ob er bereit sei, sein Eröffnungsplädoyer zu halten, bejahte er, stand auf und trat von seinem Platz neben Candace Martin direkt vor die Geschworenenbänke.
    Er legte eine Hand auf das Geländer, begrüßte die Geschworenen und fing an.
    »Gestern hat die Vertreterin der Anklage ihr Eröffnungsplädoyer gehalten. Ich finde, Ms Castellano hat ihre Sache ziemlich gut gemacht, allerdings hat sie ein paar entscheidende Punkte übersehen. Der erste wäre, dass Frau Dr. Martin unschuldig ist.«
    William Breitling lächelte und ließ dabei sein komplett saniertes Gebiss leuchten. Hoffman spürte, wie das Eis auf der Geschworenenbank schmolz.
    »Am Abend des 14. September hat sich Folgendes zugetragen«, sagte Hoffman. »Frau Dr. Martin war gerade erst aus dem Krankenhaus nach Hause gekommen. Sie hatte an diesem Tag eine erfolgreiche Herzoperation durchgeführt und hoffte, dass ihr Patient wieder ganz gesund werden würde. Sie begrüßte ihre Kinder und setzte sich dann in ihr Arbeitszimmer am Ende des Flurs, um die Frau ihres Patienten anzurufen. Sie wollte sich die Augen reiben und hatte ihre Brille abgesetzt. In dem Moment, als sie zum Telefon greifen wollte, hörte sie Geräusche aus dem Foyer, die wie Schüsse klangen. Sie erschrak und stieß versehentlich ihre Brille zu Boden. Das ist einer dieser entscheidenden Punkte, die ich vorhin erwähnt habe.«
    Hoffman ging am Geländer der Geschworenenbank entlang und berührte es ab und zu, um seinen Worten Nachdruck zu verleihen. Die Blicke der Geschworenen folgten ihm, während er schilderte, wie seine Mandantin ihren Mann auf dem Boden liegend vorgefunden hatte, wie sie das Blut gesehen und ihn untersucht hatte, um feststellen zu müssen, dass Dennis Martin nicht mehr am Leben war.
    »Als sie den Blick wieder hob, sah sie jemanden im Schatten des Foyers, einen Eindringling. Sein Gesicht konnte sie nicht erkennen. Sie war zu Tode erschrocken. Voller Überraschung schrie sie auf, und der Eindringling ließ seine Waffe fallen und flüchtete. Meine Mandantin hob die Waffe auf und rannte ihm nach, zur Haustür hinaus bis zur Eingangstreppe. Frau Dr. Martin hatte noch nie zuvor eine Waffe benutzt, aber jetzt schoss sie ein paar Mal, und zwar in die Luft. Sie landete keinen Treffer. So sind die Schmauchspuren auf ihre Hände gelangt. Unmittelbar nach diesen Schüssen ging Frau Dr. Martin zurück ins Haus und rief die Polizei. So etwas macht man nur, wenn man unschuldig ist«, sagte Hoffman.
    »Die Anklagevertretung hat Dennis Martin als ehebrecherische Ratte geschildert, aber diese Tatsache sei kein Verbrechen, das mit der Todesstrafe gesühnt werden müsste. Nun, da hat sie recht. Und Frau Dr. Martin war sich darüber bewusst. Genau so, wie sie sich darüber bewusst war, dass ihre Ehe gerade in einer schlechten Phase war. Auch sie hatte zu dieser Zeit eine Affäre. Sie war nicht eifersüchtig. Sie ging davon aus, dass ihre Ehe entweder im Lauf der Zeit wieder in Ordnung kommen oder aber ganz auseinanderbrechen würde. Und sie war auf beide Entwicklungen vorbereitet. Candace Martin ist eine moderne und erfolgreiche Frau. Sie ist weder naiv noch ein Vorbild an Tugendhaftigkeit, aber sie ist eine hochgeschätzte Herzchirurgin und eine fantastische Mutter. Und sie hat ihren Mann geliebt.«
    Hoffman drehte