Das 10. Gebot - Women's Murder Club -: Thriller (German Edition)
, den Yuki eins zu eins erwiderte.
Nick fuhr seinen und Yukis Laptop hoch und sorgte dafür, dass beide genau im rechten Winkel zur Tischkante standen, bevor die Verhandlung eröffnet wurde.
Der Gerichtsdiener, ein glatzköpfiger Mann mit ausdrucksloser Miene in einer grünen Uniform, verkündete die Ankunft des Hohen Gerichts, und Richter LaVan betrat mit gerunzelter Stirn den vollbesetzten Saal. Die Zuschauer erhoben sich und setzten sich wieder, und das Rascheln und Scharren hallte von den Eichenpaneelen wider. Als es schließlich ruhig geworden war, begrüßte LaVan die Geschworenen.
Dann sagte er: »Ms Castellano, Sie haben das Wort.«
Yuki erhob sich und ließ Ms Angela Walker in den Zeugenstand rufen.
Alle Blicke wandten sich zum Mittelgang, als eine Frau, die sogar in Yukis Augen ausgesprochen appetitlich aussah, mit lässigem Selbstbewusstsein in den Zeugenstand trat und vereidigt wurde.
50 »Ms Walker«, sagte Yuki zu ihrer ausgesprochen sehenswerten Zeugin, »kennen Sie die Angeklagte, Frau Dr. Candace Martin?«
»Ich habe sie nie persönlich kennengelernt. Aber natürlich weiß ich, wer sie ist.«
»Kannten Sie auch den Ehemann der Angeklagten, Dennis Martin?«
»Ja. Dennis und ich haben uns ein paar Jahre lang regelmäßig getroffen. Bis ungefähr einen Monat vor seinem Tod.«
Yuki schob sich die Haare hinter die Ohren und sagte: »Wenn Sie sagen, Sie und Dennis Martin hätten sich regelmäßig getroffen, meinen Sie damit, dass Sie eine sexuelle Beziehung hatten?«
»Ja. Wir haben zwei, drei Nächte pro Woche miteinander verbracht.«
»Und Sie haben gewusst, dass er verheiratet war?«
»Ja. Das habe ich gewusst. Aber er hat gesagt, dass seine Ehe nur noch auf dem Papier existiert. Dass er seine Frau nur wegen der Kinder nicht verlassen will.«
Was die Zeugin sagte und wie sie es sagte, gefiel Yuki. Ihre Stimme klang ruhig, glaubhaft und ehrlich.
»Ms Walker, würden Sie dem Gericht verraten, warum Ihre Beziehung mit Mr Martin geendet hat?«
»Er hat mir gestanden, dass er etwas mit einer anderen Frau hat und dass das etwas Ernstes sei. Er hat gesagt, dass er das Durcheinander seines Beziehungslebens einfach nicht mehr länger ertragen kann.«
»Haben Sie ihm geglaubt?«
»O ja. Er war ein Jagdhund. Ein Schwein. Eine Schlange. Ein Hai. Ein Stinktier. Ganz egal, welches Tier Sie nehmen wollen, das war Dennis.«
»Und wo waren Sie, als Dennis ermordet wurde?«
»In Sydney, Australien. So weit wie nur irgend möglich von ihm entfernt.«
»Ms Walker, haben Sie während Ihres Aufenthalts in Sydney bei den Martins angerufen?«
»Es ist mir furchtbar peinlich, aber ich gebe zu, ich habe Candace angerufen. Vielleicht habe ich dadurch dieses ganze Debakel überhaupt erst ausgelöst.«
»Tatsächlich. Könnten Sie uns das ein bisschen ausführlicher schildern?«
»Ich war am Boden zerstört. Ich wollte mich an Dennis rächen. Also habe ich Candace angerufen und ihr von meiner zweijährigen Affäre mit ihrem Mann erzählt. Und auch, dass er sich immer noch mit einer anderen Frau trifft.«
»Wussten Sie, wer diese andere Frau war?«
»Nein. Keine Ahnung.«
»Wie hat Candace Martin auf Ihren Anruf reagiert?«
»Sehr kalt. Sie hat gesagt: ›Sie haben recht. Er ist ein Tier. Man müsste ihn eigentlich erschießen. Vielleicht erledige ich das selbst.‹«
»Vielen Dank. Ihre Zeugin«, sagte Yuki und setzte sich.
51 Phil Hoffman erhob sich von seinem Platz. Er wirkte ausgeschlafen und souverän, eine Studie in grauen Nadelstreifen und seriöser Krawatte.
Yuki registrierte genau, wie die Geschworenen Phil ansahen. Wohlgesonnen. Freundlich.
»Ms Walker, Sie mögen Candace Martin nicht, stimmt’s?«, eröffnete Hoffman seine Fragerunde.
»So kann man das nicht sagen. Wie gesagt, ich habe sie nie persönlich kennengelernt.«
»Nun, jedenfalls bringen Sie ihr ganz eindeutig keinerlei Respekt entgegen. Sie haben zwei Jahre lang mit ihrem Mann geschlafen, im vollen Bewusstsein, dass er ein Haus, zwei kleine Kinder und eine Frau hatte. Oder trifft das etwa nicht zu?«
»Euer Ehren, der Verteidiger versucht, der Zeugin etwas zu unterstellen.«
»Stattgegeben. Unterlassen Sie das, Mr Hoffman.«
»Tut mir leid, Euer Ehren.«
Hoffman klimperte mit den Münzen in seiner Hosentasche, wandte sich dann erneut der Zeugin zu und sagte: »Empfinden Sie so etwas wie Respekt für die Angeklagte?«
»Nein, eigentlich nicht.« Die Frau wand sich auf ihrem Sitz. Betastete vorsichtig ihre
Weitere Kostenlose Bücher