Das 10. Gebot - Women's Murder Club -: Thriller (German Edition)
Besitz einer Pistole gewesen war – ein Beweismittel, das Yuki höchstpersönlich eingebracht hatte –, konnte man nicht ausschließen, dass Ellen diese Pistole möglicherweise gefunden hatte. Dann hatte sie auch die nötigen Mittel gehabt, um Dennis Martin zu erschießen. Ein Motiv? Vielleicht. Die Möglichkeit zur Ausführung der Tat? Tagtäglich.
Verdammt. Das Erste, was man als Prozessanwalt eingebläut bekam, war, keine Fragen zu stellen, deren Antwort man nicht kannte. Sie stand unmittelbar vor einem Blindflug durch Nacht und Nebel.
Yuki stand auf. »Guten Morgen, Mr St. John.«
»Guten Morgen. «
Yuki kam hinter ihrem Tisch hervor und fing an zu reden, während sie sich dem Zeugenstand näherte.
»Ich möchte von Ihnen nichts anderes hören als die Fakten«, sagte Yuki. »Nichts, was Ihnen jemand erzählt hat. Nichts, was Sie vielleicht irgendwo aufgeschnappt haben.«
»Ms Castellano«, meldete LaVan sich müde zu Wort. »Ich habe hier die Robe an, nicht Sie. Ich gebe die Anweisungen, nicht Sie. Wenn Sie eine Frage an den Zeugen haben, dann fragen Sie bitte.«
»Ja, Euer Ehren. Mr St. John, bitte schließen Sie in Ihre Antwort nur die Dinge ein, die Sie persönlich miterlebt haben.«
»Ja, natürlich. Okay. Ich habe verstanden«, erwiderte St. John.
Yuki schickte ein schnelles Stoßgebet hinauf zu ihrer verstorbenen Mutter und sagte: »Mr St. John, haben Sie Mr Martin und Ms Lafferty jemals in einer Situation erlebt, die man als kompromittierend bezeichnen könnte?«
»Beim Sex, meinen Sie?«
»Ja. Oder bei einem Kuss. Offenkundig sexuellem Verhalten.«
»Nein. Ich weiß nur das, was Ellen mir erzählt hat.«
»Danke. Das ist alles, Euer Ehren.«
»Sie sind entlassen«, sagte der Richter.
65 Phil Hoffman erhob sich von seinem Platz neben Candace Martin. »Euer Ehren, wir rufen Ellen Lafferty in den Zeugenstand.«
Ellen Lafferty betrat erhobenen Hauptes den Gerichtssaal und kam mit selbstbewussten Schritten den Mittelgang entlang.
Alle Blicke waren auf die hübsche junge Frau in dem dunkelgrauen Hosenanzug und der Kette mit dem goldenen Kreuz um den Hals gerichtet – tadellos gekleidet und bescheiden zugleich. So jemandem übertrug man gerne die Verantwortung für die eigenen Kinder.
Phil Hoffman tat sein Möglichstes, um seine freudige Erregung zu verbergen. Ellen Lafferty war Yuki Castellanos Star-zeugin gewesen. Mit den Informationen, die er jetzt besaß, würde er Lafferty so gründlich demontieren, dass sie zu einer Zeugin der Verteidigung wurde. Aber er musste es so anstellen, dass die Geschworenen ihn nicht für ein erbarmungsloses Ungeheuer hielten.
Nachdem Ellen Lafferty vereidigt war und Platz genommen hatte, trat Phil vor sie hin, begrüßte sie und stellte seine erste Frage.
»Ms Lafferty, wie würden Sie Ihre Beziehung zu Dennis Martin beschreiben?«
»Wie meinen Sie das, Mr Hoffman?«
»Ich denke, meine Frage war ziemlich eindeutig. Ich wiederhole sie noch einmal: Welche Beziehung hatten Sie zu Dennis Martin?«
»Er war der Vater der beiden Kinder, für die ich verantwortlich war. Alles andere war für mich nicht von Bedeutung.«
»Euer Ehren, hiermit beantrage ich, Ms Lafferty als Zeugin der Gegenseite einzustufen.«
LaVan ließ seinen Sessel um neunzig Grad herumschwingen und sagte: »Ms Lafferty, zu Ihrer und zur Information der Geschworenen: Ein Zeuge wird dann als Zeuge der Gegenseite eingestuft, wenn er von der gegnerischen Partei – in diesem Fall also von der Staatsanwaltschaft – nominiert worden ist und bei der Befragung durch die andere Seite – in diesem Fall die Verteidigung – möglicherweise Aussagen zurückhalten möchte. Indem ich Sie, Ms Lafferty, als Zeugin der Gegenseite einstufe, gestatte ich Mr Hoffman, Suggestivfragen zu stellen. Sie stehen unter Eid. Vergessen Sie das nicht.«
»Nein, Euer Ehren.«
Hoffman fixierte Ellen Lafferty und sagte: »Hatten Sie eine Affäre mit Mr Martin?«
»O Gott …«
»Ja oder nein? Hatten Sie eine Affäre mit ihm?«
»Ja.«
»Könnten Sie das bitte so laut sagen, dass die Geschworenen es auch hören können?«
»Ja, hatte ich. Hatten wir.«
»Und wann hat diese sexuelle Beziehung angefangen?«
Tränen drangen aus Ellen Laffertys Augen und rollten ihre Wangen hinab. »Im April waren es zwei Jahre.«
»Also über ein Jahr vor den tödlichen Schüssen auf Mr Martin?«
»Mm-hmm. Ja.«
»Und diese Affäre hatte auch zum Zeitpunkt seines Todes noch Bestand?«
»Ja.«
»Sie geben also zu, eine
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