Das 10. Gebot - Women's Murder Club -: Thriller (German Edition)
zeigten so gut wie keine Reaktion, als Conklin sagte, dass wir später noch einmal anrufen würden, und wir zogen die Tür der Suite hinter uns ins Schloss.
Mein Partner und ich hielten anschließend noch einen kleinen Plausch vor meinem Wagen ab – oder besser: Er hörte zu, wie ich mich über das dämlichste und moralisch orientierungsloseste Mädchen auf der ganzen Welt ausließ –, dann fuhren wir in unser jeweiliges Zuhause.
Von unterwegs rief ich Quentin Tazio an.
Quentin ist einer unserer freien Mitarbeiter, ein technischer Berater. Irgendjemand hat ihn mal das »Gehirn im Reagenzglas« genannt. Er lebt in einer Art Kerker, den er sich ganz nach seinen Vorstellungen eingerichtet hat, einer düsteren, trostlosen Wohnung über zwei Etagen, vollgestopft mit Computerausrüstung im Wert von einer Million Dollar.
Dafür hat er sein gesamtes Erbe ausgegeben und sich zum glücklichsten Menschen gemacht, den ich kenne.
Ich erzählte QT – so wollte er am liebsten angesprochen werden – von der Anzeige auf Prattslist, dem Anruf auf Jordan Ritters Handy und den beiden Frauen, die sich Sandy und Toni genannt hatten. Entweder hießen sie wirklich so oder es waren Spitznamen oder irgendwelche Pseudonyme, die sie nur in Av is’ Gegenwart benutzt hatten.
Vielleicht hatte Av is uns wenigstens dieses eine Mal die Wahrheit gesagt, zumindest, soweit sie selbst sie kannte.
Zu Hause machte ich Joe etwas zum Abendessen und trank ein großes Glas Merlot zu meiner Pasta. Wir gingen lange mit Martha spazieren, und ich erzählte meinem Mann von den neuesten Entwicklungen im Fall Av is Richardson.
Joe meinte: »Ich glaube, QT wird etwas finden, was dir weiterhilft, Linds. Ich hab’s im Gefühl.«
Joe hat ganz hervorragende, FBI -geschulte Gefühle.
Ich verbrachte eine sehr erholsame Nacht, eingeklemmt zwischen Joe und Martha, und als ich um 8.30 Uhr im Büro eintraf, hatte QT bereits angerufen.
Ich rief ihn zurück, und während ich wartete, bis er meine Nachricht abgehört hatte und seinerseits wieder zurückrief, bat Brady mich in sein Büro. Er wollte, dass ich ihn im Fall Richardson auf den neuesten Stand brachte. Ich lieferte ihm einen detaillierten, aber knappen Bericht, und er stellte die richtigen Fragen. Aber ich hätte ihm gerne etwas wirklich Berichtenswertes erzählt.
»Sehen Sie zu, dass Sie da irgendwie weiterkommen, sonst reichen wir den Fall an das Dezernat für Gewaltverbrechen weiter und konzentrieren uns wieder auf unseren eigenen Kram«, sagte er.
Als ich an meinen Schreibtisch zurückkehrte, klingelte das Telefon. Hoffentlich war das QT ! Aber ein Blick auf das Display verriet mir, dass der Anrufer Direktor Hanover aus der Brighton Academy war.
»Boxer«, meldete ich mich und sah den Mann regelrecht vor mir, wie er mit seiner gepunkteten Fliege in seinem fein säuberlich aufgeräumten Büro stand.
»Sergeant, gut, dass ich Sie erreiche.«
»Stimmt etwas nicht?«
» Av is Richardson ist verschwunden«, sagte der Schuldirektor. »Gestern war sie zum ersten Mal wieder in der Schule, aber heute Morgen war sie nicht auf ihrem Zimmer. Und soeben musste ich feststellen, dass auch einer unserer Lehrer verschwunden ist. Jordan Ritter ist heute nicht zum Unterricht erschienen. Das ist sehr ungewöhnlich für ihn. Beide sind spurlos verschwunden. Keine Nachricht, kein gar nichts. Einfach weg.«
63 Keine vierundzwanzig Stunden waren vergangen, seit Phil Hoff man in seinem Büro gesessen hatte und seine Verteidigungsstrategie noch einmal durchgegangen war, als ein Anruf aus der Polizeidienststelle die Aussichten seiner Mandantin auf einen Freispruch radikal erhöht hatte. Es hatte sich angefühlt wie eine göttliche Fügung.
Jetzt stand er hinter seinem Tisch in Richter LaVans Gerichtssaal und sagte: »Die Verteidigung ruft Bernard St. John in den Zeugenstand.«
Bernard St. John trat ein. Er trug einen teuren Nadelstreifenanzug und ein blaues Seidenhemd. Jedes einzelne seiner Igelhaare stand fein säuberlich kerzengerade an Ort und Stelle. Nachdem er vereidigt worden war und sich gesetzt hatte, trat Hoffman vor den Zeugenstand.
Wie erwartet sprang Yuki sofort auf. »Euer Ehren. Wir haben erst gestern Abend von diesem Zeugen erfahren und hatten noch keine Möglichkeit, eigene Nachforschungen anzustellen.«
Hoffman wandte sich an den Richter: »Ich selbst bin auch erst gestern Abend auf den Zeugen aufmerksam gemacht worden. Sofort im Anschluss haben wir Ms Castellano eine E-Mail
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