Das 10. Gebot - Women's Murder Club -: Thriller (German Edition)
mitzunehmen. Mit einer Massenschlägerei hatte ich nicht gerechnet. Dieser verdammte Buck Keene, er musste Toni Burgess gewarnt haben.
»Was nun, Kemo Sabe?«, sagte Claire.
»Wir improvisieren, Tonto«, erwiderte ich und fühlte mich tatsächlich beinahe wie ein Texas Ranger. »Muss mich auf meinen viel gerühmten Charme verlassen.«
Ich hielt fünf Meter vor den Motorrädern an, sodass ich die männlichen Frisuren und die schmuddeligen Klamotten ebenso erkennen konnte wie die Ketten, die sie um die Schultern und die Hüften geschlungen hatten, und die Tätowierungen, die bis zu den Fingerspitzen reichten.
Ich bat Claire, die Türen zu verriegeln, sobald ich ausgestiegen war, und das Handy in der Hand zu behalten.
Sobald ich aus dem Explorer geklettert war, gab es kein Zurück mehr. Ich war fest entschlossen, mir Zutritt zu dem Haus mit den Holzschindeln zu verschaffen. Ich hatte einen genauen Plan, würde die Anführerin einfach links liegen lassen, durch das Gartentor gehen und mich der Haustür nähern.
Die Frau an der Spitze ließ ihre Maschine noch einmal aufheulen, schaltete dann den Motor aus und stieg ab. Sie kam direkt auf mich zu und machte keinerlei Anstalten auszuweichen.
Sie war wohl Ende vierzig und hatte ungefähr meine Größe, eins achtundsiebzig, war aber bestimmt zwanzig Kilogramm schwerer als ich. Die graublonden Haare waren mit Gel stramm nach hinten gekämmt, ihr falsches Grinsen offen barte etliche Zahnlücken, und ihre Nase war deutlich erkennbar nach rechts gebogen.
Auf der Brusttasche ihrer Lederjacke war ein Aufnäher zu sehen. Darauf stand »Toni«. Das war Antoinette Burgess? Nicht gerade das, was man sich unter einer typischen Vorstadt-Mutti vorstellte.
»Was willst du?«, sagte sie zu mir.
Meine Hände waren schweißnass. Es gab ein Dutzend Möglichkeiten, wie das hier schiefgehen konnte. Die Devil Girlz handelten mit Waffen. Ich machte meine Jacke auf und gab den Blick auf meine Glock und die goldene Dienstmarke an meinem Gürtel frei.
»Sergeant Lindsay Boxer, San Francisco Police Department. Ich bin hier wegen des Babys.«
»Ich hab keine Ahnung, was du da quatschst«, sagte die Motorradfahrerin.
In diesem Augenblick war der durchdringende Schrei eines Babys vom Haus her zu hören. Ich hob den Blick und sah die von hinten beleuchtete Silhouette einer Frau mit einem kleinen Bündel im Arm am Fenster stehen.
Ich drehte mich um und ging zurück zum Explorer. Das Schloss klackte, ich setzte mich auf den Fahrersitz und bat Claire, mir das Handy zu geben.
Die Nummer war eingespeichert.
»Sheriff Keene, hier spricht Sergeant Boxer. Ich bin in der Clark Lane und brauche Unterstützung. Wenn Sie in fünf Minuten nicht hier sind, rufe ich das FBI . Die nehmen dann alles und jeden auseinander, der sich zwischen sie und das entführte Baby stellt.«
78 Drei grün-weiße Streifenwagen kamen im morgendlichen Dämmerlicht mit jaulenden Sirenen die Clark Lane entlanggerast und hielten am Fahrbahnrand an. Sheriff Keene stieg aus dem ersten Wagen. Er trug einen Cowboyhut und eine graubraune Jacke mit Fransen an den Ärmeln und einem Stern auf der Brusttasche. Außerdem hielt er ein Gewehr im Arm.
»Mädels, macht Platz. Machen wir die Sache nicht unnötig kompliziert, okay?«
Dafür erntete er ein paar Buhrufe und dumme Sprüche. »Was hast du gesagt? Wir sollen Platz machen? Was glaubst du eigentlich, was wir sind? Hunde oder was?«
Doch dann schoben die Devil Girlz ihre Maschinen beiseite, sodass Sheriff Keene sich zwischen ihnen hindurchschlängeln konnte.
Toni Burgess, Claire und ich folgten ihm durch den Unkrautgarten, über den Schotterpfad und die quietschende Treppe hinauf, bis wir auf der Eingangsterrasse vor der Haustür standen.
Keene klopfte an und rief: »Sandy, mach auf. Ich bin’s, Buck.«
Die Tür ging einen Spaltbreit auf.
Eine Frauenstimme ertönte: »Verschwinde, Buck. Wir haben niemandem was getan.«
Ich sagte: »Sandy, mein Name ist Sergeant Lindsay Boxer, und das hier ist Dr. Claire Washburn vom San Francisco Police Department. Wir möchten uns nur mit Ihnen unterhalten.«
»Wenn das so ist, dann rufen Sie mich doch einfach an.«
»Wir würden uns gerne das Baby anschauen«, sagte Claire. »Um sicherzustellen, dass mit ihm alles in Ordnung ist.«
Sheriff Keene brüllte: »Was ist denn da los, Sandy? Was habt ihr bloß gemacht?«
»Wir haben gar nichts Schlimmes gemacht, Buck. Und jetzt geht einfach. Es sei denn, ihr habt einen
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