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Das 2. Gesicht

Das 2. Gesicht

Titel: Das 2. Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nika Lubitsch
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in dieses Haus, das ich nicht mein Zuhause nennen konnte, zurück. Aber irgendwann musste ich zurück, also fuhr ich die Auffahrt hoch, öffnete das Garagentor mit der Fernbedienung und setzte den Jag an die Wand. Natürlich nicht mit Absicht, mein Schuh hatte sich in der Fußmatte verhakt, so dass ich nicht rechtzeitig bremsen konnte. Dass die Wand die Garage von der Waschküche trennte, war klar, dass die Wände in Florida hauptsächlich aus Pappe bestehen, wurde mir klar, als ich die geschredderte Wand sah.
    Seltsamerweise war bei meinem Manöver die Alarmanlage stumm geblieben. Und noch interessanter war, dass mein Mann sich zu diesem Zeitpunkt in der Küche aufhielt, direkt hinter der Waschküche. Es dauerte also genau dreißig Sekunden und er stand drohend in der Garagentür. Was sollte ich sagen, wohin sollte ich fliehen? Ich schaute ihn ängstlich an, ich sah, dass auf seiner Stirn eine blaue Ader geschwollen war.
    „Bist du jetzt total durchgeknallt!“, schrie er mich an. Er rannte um den Wagen herum, öffnete die Fahrertür und zog mich aus Auto. „Ich habe dir verboten, die Alarmanlage auszustellen, verdammt noch mal.“ Was faselte er von der Alarmanlage, dachte ich, während ich versuchte, mit ihm Schritt zu halten. Ich fand es verständlich, dass er sauer war, weil ich seinen Lieblingswagen und seine Wand zerschrotet hatte. Er knallte mich mit dem Kopf an die Wand in der Garage. Seine wutblitzenden grauen Augen waren nur Zentimeter von meinem Gesicht entfernt. Ich spürte seinen schneller gehenden Atem. Und dann tat ich etwas, was ich selbst nicht verstand. Ich nahm seinen Kopf in meine Hände, zog ihn zu mir heran und küsste meinen Mann, so wie man seinen Mann küsst, wenn man jung verheiratet ist.
    George drückte mich an die Wand und presste seinen Körper gegen mich. Ich fühlte, wie seine Männlichkeit erwachte. Mit einer Hand riss er mir die Bluse vom Leib, mit der anderen Hand öffnete er erstaunlich routiniert meinen BH. Ich öffnete seine Jeans, wir hatten keine Zeit mehr in das Haus zu gehen, George nahm mich mitten in der Waschküche, schnell und hart.
    Wie lange hatte ich jetzt davon geträumt, ihm wieder körperlich nah zu sein. Er hatte mir so sehr gefehlt. Ich weinte, als ich kam, er küsste meine Tränen weg, flüsterte mir Liebkosungen ins Ohr. Er nahm mich auf den Arm und trug mich in „unser“ Schlafzimmer. Dann legte er sich neben mich auf das Bett und schaute mich zärtlich an.
    „Wo warst du, mein Schatz, wo bist du gewesen, die ganze Zeit?“, fragte ich und bedeckte ihn mit Küssen. Jetzt war er es, der weinte.
    „Du darfst nicht die Alarmanlage ausschalten, Liebling“, sagte er.
    „Ich habe sie nicht ausgeschaltet, ehrlich nicht. Jedenfalls nicht bewusst“, antwortete ich und das war die Wahrheit. Kein Wort über sein kaputtes Auto oder über die eingedrückte Wand.
    „Ich könnte es nicht ertragen, wenn dir etwas passiert“, sagte er. Ich strich ihm über die Haare, die ihm jetzt ins Gesicht hingen, was ihm einen verwegenen Ausdruck gab.
    „Es tut mir leid, wegen deines Autos“, sagte ich.
    Er legte mir den Finger auf die Lippen. „Schon gut, Engelchen, das lässt sich wieder richten. Hauptsache, dir ist nichts passiert.“
    So wie er es sagte, glaubte ich ihm, so wie er mich ansah, glaubte ich ihm, dass er mich wirklich liebte.
    „Bleib heute Nacht bei mir“, flüsterte ich.
    „Das geht nicht, ich muss schreiben“, sagte er sanft und erhob sich.
    „Bitte, George, ich fühle mich so allein“, bettelte ich.
    Er saß auf der Bettkante und schaute mich an.
    „Du bist wunderschön“, sagte er und strich mit der Hand über meine Hüfte.
    „Warum verlässt du mich dann jede Nacht?“, fragte ich.
    „Ich kann nur nachts schreiben“, sagte er.
    War es das? War es so einfach? Gab es vielleicht doch eine Lösung für uns? Es wäre doch gar kein Problem, tagsüber zu schlafen und nachts wach zu bleiben, während George schrieb.
    „Dann geh wenigstens mit mir essen“, sagte ich. Ich wollte mich zeigen mit meinem Mann, wollte unter Leuten sein. Allerdings sah ich sofort, dass ihn mein Vorschlag verstimmte. Schon wieder. Bitte nicht, dachte ich.
    „Okay“, sagte er. „Wohin willst du?“
    „Du bist hier zu Hause“, sagte ich.
    Er nickte.
    „Gut“, sagte er, „zieh dich an, wir gehen aus.“
    Ich sprang aus dem Bett.
    „Au ja! Danke, Liebster, ich mache auch schnell.“ Voller Vorfreude hüpfte ich ins Bad. Als ich unter der Dusche stand, hatte ich das

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