Das 2. Gesicht
über den amerikanischen Verlag gelaufen, da komme ich hier nicht ran.“
„Und die Fanpost – geht die auch über den Verlag?“
„Offensichtlich“, sagte sie. „Ja, geht über den amerikanischen Verlag.“
Ich bedankte mich. Nun denn, eine Telefonnummer ist ja schon mal viel Wert, es handelte sich aber eindeutig nicht um eine Telefonnummer in Lee County. Ich checkte die Telefonnummer: Es war die Vorwahl von New York.
Ich hatte das Thema J.R. mit George nie diskutiert. Es war klar, dass John und ich keine Freunde mehr werden würden. Deshalb hatte ich auch keine Ahnung, wo John wohnte. New York war als Sitz eines Künstlermanagements natürlich naheliegend. Was aber nicht zwingend heißen musste, dass er dort auch arbeitete. Ich gab John Roberts, ansässig in New York City ein und erhielt wieder einen Haufen Johns.
Ich rief bei der Nummer in New York an. Es meldete sich eine nette, junge Stimme, die so schnell sprach, dass ich kaum etwas verstand. J.R. Consulting Incorporation? Na klar, das war naheliegend.
„Ist Mr. Roberts zu sprechen?“, fragte ich.
„Sorry, nein, den erreichen Sie in unserem Büro in Florida.“ Und dann rasselte das Mädel eine Telefonnummer runter.
„Halt!“, schrie ich. „Nicht so schnell, ich muss mir erst was zu schreiben holen.“
J.R. Consulting Corp. Die Telefonnummer war eindeutig aus Lee County. Ich gab die Adresse bei Google ein. Und siehe da, es öffnete sich eine Webseite, von der mir J.R. sein schönstes Haifischlächeln schenkte. Im Impressum fand ich die Adresse. Okay, das war zwar der John Roberts, den ich suchte, aber es war natürlich seine Firmenadresse. Wahrscheinlich war das die Adresse, an die all die Kreditkartenabrechnungen, Versicherungsschreiben und Lieferantenrechnungen von George gingen. Wenn J.R. für George ein Haus gekauft hatte, dann musste ich seine private Adresse finden. Oder hatte er das Haus über die Firma gekauft? Hatte die Firma noch andere Liegenschaften? Ich ging wieder auf instantcheckmate.com. Und dann kamen Adressen von Liegenschaften der Firma. Inklusive Nachbarn und inklusive Sexualstraftätern. Ohne Hypotheken, die Jungs schienen alles voll bezahlt zu haben. Wenn man sich die Firma so ansah, dann war sie offensichtlich wohlhabend. Kein Wunder bei einem Kunden wie George Osterman.
Ich speicherte die Adressen auf meinem Tablet und schnappte mir den Schlüssel vom Jeep. Ich würde jetzt jede einzelne Adresse abfahren. Irgendwo würde ich meinen Mann finden. Und vielleicht Sandra. Mir wurde heiß bei diesem Gedanken, meine Knie fühlten sich an wie Wackelpudding, als ich in den Wagen stieg.
Ich schaute mir die Adressen auf der Liste an. Sie waren einmal über das ganze County verstreut. Eine Adresse war in Fort Myers, allerdings erschien mir die Summerlin Road nicht der geeignete Ort für ein Strandhaus. Auch Cape Coral konnte ich getrost vernachlässigen, da gab es so gut wie keinen Strand. Estero Beach, Pine Island, Sanibel und Captiva Island versprachen da schon mehr. Das Haus musste sowohl mit dem Boot als auch mit dem Auto erreichbar sein, denn häufig fuhr George mit dem Boot zu seinem Strandhaus. Ich glaubte eigentlich auch nicht an Captiva oder Sanibel Island. George wollte nicht, dass jemand wusste, wo er arbeitete, deshalb würde er sich nicht in die Gefahr begeben, irgendwelchen Fans über den Weg zu laufen, wenn er sein Haus verließ. Also Estero Beach, dort war es ein wenig ruhiger, mit mehr Residents als Touristen, oder Pine Island – was war näher am Flughafen? Auf Pine Island gab es ja sogar einen eigenen Flughafen. George flog zwar nicht so oft, hätte sich aber sicher nicht allzu weit von einem Flughafen entfernt. Ich überlegte: Als er mir die Gegend gezeigt hatte und auch als wir mit Sandra unterwegs gewesen waren, welchen Ort hatte er besonders liebevoll beschrieben? Pine Island, eindeutig Pine Island. Was hatte er gesagt? Er hatte etwas über den Golfclub auf Pine Island gesagt. Was war es nur? „Der schissigste, verwunschenste kleine Golfplatz am Ende der Welt.“ Es hatte fast zärtlich geklungen. Da weder Sandra noch ich Golf spielten, hatten wir so ganz und gar keine Vorstellung davon, was er damit meinte.
Kurzentschlossen gab ich die Pine-Island-Adresse in das Navigationsgerät ein. Wer würde schon auf die Idee kommen, in Pine Island Golf zu spielen, wenn man in Fort Myers wohnte? Ich überquerte die Brücke nach Cape Coral, die nachts, wenn sie erleuchtet war, so einen grandiosen Anblick von
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