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Das 3. Buch Des Blutes - 3

Das 3. Buch Des Blutes - 3

Titel: Das 3. Buch Des Blutes - 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Barker
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konnte mit ihr Zusammensein.
    Er umarmte sie, und sie ihn. Sie küßten sich. Es war einfach.
    Ihre Lippen waren weicher, als er sich vorgestellt hatte, und er fühlte etwas dem Schmerz Nahverwandtes in seiner Schamgegend, so sehr sehnte er sich, in ihr zu sein.
    Die gertendünnen Arme glitten um seine Taille, und er war im Schoß des höchsten Genusses.
    »Du machst mich stark«, sagte sie. »Wenn du mich so ansiehst.
    Ich brauch’ es, daß man mich ansieht, oder ich sterbe. Anders sind Illusionen nicht beschaffen.«
    Ihre Umarmung wurde fester. Die Arme hinten an seinem Rücken schienen nicht mehr ganz so gertenartig. Er kämpfte ein wenig gegen die Unannehmlichkeit an.
    »Zwecklos«, flötete sie ihm ins Ohr. »Du bist mein.«
    Ruckartig riß er seinen Kopf herum, um sich ihre Umklammerung anzuschauen, und zu seiner Verwunderung waren die Arme keine Arme mehr, nur eine Schlinge um seinen Rücken, aus irgend etwas Unbestimmtem, ohne Hände oder Finger oder Gelenke.
    »Herr im Himmel!« sagte er.
    »Sieh mich an, Junge«, sagte sie. Die Worte hatten ihre Zartheit verloren. Es war nicht mehr Marilyn, was ihn da in den Armen hielt; nichts, das ihr glich. Abermals wurde die Umarmung fester, und der Atem wurde Ricky aus dem Leib gepreßt - so fest war die Umschlingung, daß er nicht wieder einatmen konnte. Sein Rückgrat knarrte unter dem Druck, und Schmerz durchjagte seinen Körper wie Leuchtkugeln, die auf seiner Netzhaut explodierten, in allen Farben.
    »Hättest aus der Stadt verschwinden sollen«, sagte Marilyn, während Waynes Gesicht unter dem vollendeten Schwung ihrer Backenknochen erblühte. Sein Blick war voller Verachtung, aber Ricky hatte nur sekundenlang Zeit, ihn zu registrieren, bis auch dieses Bild aufplatzte und etwas anderes hinter dieser Fassade aus berühmten Gesichtern deutlicher zum Vorschein kam. Zum letzten Mal in seinem Leben stellte Ricky die Frage:
    »Wer bis t du?«
    Was ihn gefangen hatte, antwortete nicht. Es ernährte sich von seiner Faszination. Unmittelbar unter Ricky s gebanntem Starrblick brachen Zwillingsorgane aus seinem Körper hervor, wie die Hörner einer Nacktschnecke, Fühler vielleicht, bildeten sich zu Sonden aus und überbrückten den Raum zwischen seinem Kopf und dem seines Opfers.
    »Ich brauche dich«, sagte es und hatte jetzt keine Spur Wayne oder Monroe in der Stimme. Grob und ordinär war sie, die Stimme eines Verbrechers. »Bin so beschissen schwach.
    Schafft mich total, dieses Rumhäng’n auf der Welt.«
    Wie einen Drogenschuß sog es ihn auf, ernährte sich, was immer es war, von seinem vormals anbetenden - jetzt grauenverstörten - Starren. Er konnte fühlen, wie es ihm das Leben durch die Augen ausschlürfte und dabei in den seelenvollen Blicken schwelgte, die er ihm schenkte, während er zugrunde ging-Er wußte, daß er beinahe tot sein mußte, weil er seit geraumer Zeit nicht mehr eingeatmet hatte. Einige Minuten lang, so schien es, aber da konnte er sich n icht sicher sein.
    Gerade als er auf seinen Herzschlag horchte, zerteilten sich die Hörner links und rechts um seinen Kopf und drückten sich ihm in die Ohren. Selbst in dieser Träumerei war die Empfindung abscheulich, und am liebsten hätte er schreiend verlangt, daß es aufhörte. Aber unbeirrbar drangen die Finger in seinen Kopf vor, brachten seine Trommelfelle zum Platzen und bahnten sich wie wißbegierige Bandwürmer durch Hirn und Schädel. Er war am Leben, sogar jetzt, starrte noch immer seinen Peiniger an, und er wußte, daß die Finger seine Augäpfel fanden und jetzt von hinten dagegen drückten.
    Plötzlich quollen seine Augen hervor, machten jäh sich los von ihrer Behausung, platschten ihm aus den Höhlen. Als ihm sein Gesichtssinn die Wange hinuntersprudelte, sah er die Welt vorübergehend aus einem anderen Blickwinkel. Da: seine Lippe, sein Kinn …
    Es war eine beängstigende Erfahrung, und gnädigerweise von kurzer Dauer. Dann riß der Spielfilm, den Ricky siebenunddreißig Jahre lang gelebt hatte, mitten in der Rolle, und er sackte in den Armen der Fiktion zusammen.
    Rickys Verführung und Tod hatten weniger als drei Minuten beansprucht. Währenddessen hatte Birdy jeden Schlüssel an Rickys Ring ausprobiert und bekam mit keinem der verdammten Dinger die Tür auf. Hätte sie sich nicht so stur in die Sache verbissen, wäre sie womöglich wieder in den Kinosaal gegangen und hätte um Hilfe gebeten. Aber technische Angelegenheiten, selbst noch Schlösser und Schlüssel, waren eine

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