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Das 3. Buch Des Blutes - 3

Das 3. Buch Des Blutes - 3

Titel: Das 3. Buch Des Blutes - 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Barker
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Bist du so gut und paßt beim Eingang auf, während ich ‘nen Bullen hole?«
    »In ‘ner Minute.«
    Ricky saß in der flackernden Beleuchtung und überprüfte seinen Geisteszustand. Wenn Birdy behauptete, der Junge sei nicht da drinnen, dann sagte sie vermutlich die Wahrheit. Die beste Art festzustellen, ob es sich so verhielt, war, selber nachzuschauen. Dann hätte er die Gewißheit, nur eine kleinere, von irgendeiner miesen Droge hervorgerufene Realitätskrise durchgemacht zu haben; und er würde heimgehen, seinen Kopf schlafen legen und morgen nachmittag wieder heil und gesund aufwachen. Nur daß er eben seinen Kopf nicht in diesen übelriechenden Raum stecken wollte. Angenommen, sie hatte nicht recht, und sie war diejenige, die die Krise hatte? Gab’s nicht auch so etwas wie Halluzinationen des Normalen?
    Zittrig rappelte er sich auf die Beine, überquerte den Seiteneingang und stieß die Tür auf. Duster war’s da drinnen, aber er konnte genug sehen, um zu erkennen, daß keine Sandstürme oder toten Jungen vorhanden waren, keine Schießeisen tragenden Cowboys, noch nicht einmal ein vereinzelter Unkrautbüschel. Schon beachtlich, dachte er, was mein Hirn draufhat. So unheimlich perfekt diese andere Welt hervorzubringen. War ein sagenhaftes Kunststück. Schade, daß es zu nichts Besserem zu gebrauchen war, als ihm derartig Schiß einzujagen. Hat alles seine Vor- und Nachteile.
    Und dann sah er das Blut. Auf den Fliesen. Verschmiertes Blut, das nicht von seinem geschrammten Ohr stammen konnte, dafür war zuviel davon vorhanden. Ha! Er bildete es sich durchaus nicht ein. Da war Blut, Absatzabdrücke, jedes Zeichen, das er zu sehen geglaubt hatte, hatte er gesehen. Aber, Herr im Himmel, was war schlimmer ? Sehen oder nicht sehen ?
    War’s nicht besser gewesen, falschzuliegen und heut nacht einfach ein bißchen stoned zu sein, als recht zu haben und sich in den Händen einer Macht zu befinden, die buchstäblich die Welt verändern konnte?
    Ricky starrte die Blutspur an und verfolgte sie über den Toilettenboden bis zur Kabine auf der linken Seite seines Blickfelds. Die Tür war geschlossen, vorher war sie offen gewesen. Der Mörder, wer immer es auch war, hatte den Jungen da hineingesteckt, Ricky wußte es, ohne erst nachschauen zu müssen.
    »Okay«, sagte er, »jetzt hab’ ich dich.«
    Er gab der Tür einen Stoß. Sie flog auf, und da war der Junge, auf die Klosettbrille gesetzt, mit gespreizten Beinen, herabhängenden Armen.
    Die Augen hatte man ihm tief aus dem Kopf geschält. Nicht säuberlich, keine Chirurgenarbeit. Man hatte sie ihm herausgerissen; Spuren des stümperhaften Eingriffs verliefen über die Wange nach unten.
    Ricky hielt sich die Hand vor den Mund und sagte sich, daß er sich nicht übergeben würde. Sein Magen rumorte heftig, gehorchte aber, und er rannte zur Toilettentür, als ob der Körper jeden Moment aufstehen und sein Eintrittsgeld zurückverlangen würde.
    »Birdy… Birdy…« Das fette Luder hatte sich geirrt, absolut geirrt. Der Tod war hier, und Schlimmeres.
    Ricky stürzte hinaus aus dem Klo in den Rumpf des Kinos.
    Die Wandlichter führten hinter ihren Deco-Schirmen einen regelrechten Tanz auf, flatterten unruhig wie Kerzen kurz vor dem Verlöschen. Dunkelheit wäre einfach zuviel. Er würde durchdrehen.
    Das Geflacker der Lichter hatte, so schoß ihm jetzt durch den Kopf, irgend etwas Altvertrautes, er konnte nicht genau sagen, was. Einen Augenblick lang stand er auf dem Seitengang, hoffnungslos verloren und verwirrt.
    Dann kam die Stimme. Und obwohl er glaubte, daß es diesmal die des Todes war, schaute er auf.
    »Hallo, Ricky«, sagte die Frau und kam dabei durch Reihe E
    entlang auf ihn zu. Nicht Birdy. Nein, Birdy trug nie ein hauchdünnes weißes Kleid, hatte nie schwellende Lippen oder so feines Haar oder so verheißungsvolle Augen. Es war die Monroe, die da auf ihn zuging, die zerpflückte Rose Amerikas.
    »Sagst du mir nicht guten Tag?« tadelte sie sanft.
    »…äh…«
    »Ricky. Ricky. Ricky. Nach so langer Zeit.«
    So langer Zeit? Was wollte sie damit sagen: so langer Zeit?
    »Wer bist du?«
    Strahlend lächelte sie ihn an. »Als ob du das nicht wüßtest.«
    »Du bist nicht Marilyn. Marilyn ist tot.«
    »In den Filmen stirbt niemand, Ricky. Das weißt du genausogut wie ich. Du kannst das Zelluloid immer wieder aufrollen …«
    … genau! Daran hatte ihn das Geflacker erinnert, an das Flackern des Zelluloids durch das Filmfenster eines Projektors, ein Bild geil auf

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