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Das 3. Buch Des Blutes - 3

Das 3. Buch Des Blutes - 3

Titel: Das 3. Buch Des Blutes - 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Barker
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Augen verhüllt hatte, bedeckte noch immer die Sonne. Wurde heute das Wetter in etwa so wie in der bisher von uns verbrachten Woche, dann war das Deck gegen Mittag zu heiß, um es barfuß zu betreten. Aber jetzt, bei noch dichtem Nebel und mit nichts als meinem Bikini-Unter-teil an, fror ich. Es war ziemlich egal, was man bei einem Törn zwischen den Inseln anhatte. Es gab niemanden, der einen hätte sehen können. So schön nahtlos braun war ich vorher noch nie geworden. Aber an diesem Morgen trieb es mich fröstelnd wieder unter Deck; war nicht auszuhalten ohne Pullover. Es ging kein Wind: Die Kälte stieg aus dem Meer herauf. Da drunten ist noch Nacht, dachte ich, nur wenige Meter vom Strand; grenzenlose Nacht.
    Ich zog einen Pullover an und ging wieder nach oben. Die Karten lagen ausgebreitet, und Ray war über sie gebeugt. Sein nackter Rücken schälte sich, von zuviel Sonne, und ich konnte die kahle Stelle auf seinem Kopf sehen, die er mit seinen schmutzig-gelben Lockenkringeln zu verstecken suchte. Jonathan starrte den Strand an und rieb sich die Nase.
    »Lieber Himmel, was für ein Ort!« sagte ich.
    Flüchtig sah er mich an und probierte ein Lächeln. Armer Jonathan, mit seiner Illusion, daß sein Gesicht eine Schildkröte aus ihrem Panzer herauscharmieren könne. Freilich gab es, um ihm gegenüber fair zu sein, ein paar Frauen, die dahinschmolzen, wenn er sie auch nur anschaute. Ich gehörte nicht zu ihnen, und ich irritierte ihn. Mir war sein jüdisches gutes Aussehen immer zu glatt, zu nichtssagend vorgekommen, um schön zu sein. Meine Gleichgültigkeit war für ihn ein rotes Tuch.
    Eine Stimme, verschlafen und schmollend, drang herauf auf Deck. Unsere Lady aus der Koje war endlich wach: Zeit, ihren verspäteten Auftritt durchzuziehen. Geziert schüchtern schlang sie ein Handtuch um ihre Blöße, als sie auftauchte. Ihr Gesicht war aufgedunsen von zuviel Rotwein, und ihr Haar hatte dringend einen Kamm nötig. Und doch ließ sie automatisch mit weit aufgerissenen Augen ihre Ausstrahlung spielen, Shirley Temple mit Busenspalte.
    »Was ist los, Ray? Wo sind wir?«
    Ray schaute nicht von seinen Berechnungen auf, was ihm ein Stirnrunzeln einbrachte. »Wir haben einen kolossal beschissenen Steuermann, das ist alles«, sagte er.
    »Ich weiß ja nicht mal, was eigentlich passiert ist«, protestierte Jonathan und hoffte auf eine Spur Sympathie von Angela.
    Keine kam zum Vorschein.
    »Aber wo sind wir?« fragte sie wieder.
    »Guten Morgen, Angela«, sagte ich, wurde jedoch gleichfalls ignoriert.
    »Ist es eine Insel?« sagte sie.
    »Natürlich isses ‘ne Insel: Ich weiß bloß noch nicht, welche«, antwortete Ray.
    »Vielleicht ist es Barra«, schlug sie vor.
    Ray zog ein Gesicht. »Auf Barra sind wir hier hundertprozentig nicht«, sagte er. »Sei so gut und laß mich unsere Schritte zurückverfolgen …«
    Unsere Schritte zurückverfolgen, im Meer? Aha, Ray s Jesus-Fixierung, dachte ich und betrachtete wieder den Strand. Es war unmöglich abzuschätzen, wie groß das Terrain war, der Nebel löschte schon nach hundert Metern die Landschaft aus.
    Vielleicht war irgendwo in dieser grauen Mauer eine menschliche Behausung.
    Ray, der auf der Karte den leeren Fleck ausfindig gemacht hatte, an dem wir vermutlich gestrandet waren, kletterte aus dem Boot und warf einen kritischen Blick auf den Bug. Mehr um Angela aus dem Weg zu sein als aus irgendeinem anderen Grund, kletterte ich ebenfalls hinaus und schloß mich ihm an.
    Die Steine am Strand waren kalt und glitschig unter meinen bloßen Fußsohlen. Ray ließ die flache Hand, beinahe eine Liebkosung, an der Bordwand der »Emmanuelle« hinuntergleiten und ging dann in die Hocke, um sich den Schaden am Bug zu besehen.
    »Ein Loch haben wir, glaub’ ich, nicht abgekriegt«, sagte er.
    »Bin mir aber nicht ganz sicher.«
    »Bei höchstem Flutwasser kommen wir wieder flott«, sagte Jonathan, der, die Hände auf den Hüften, am Vordersteven in Positur stand. »Mit links«, er zwinkerte mir zu, »absolut mit links.«
    »Einen Scheiß kommen wir wieder flott!« schnauzte Ray ihn an. »Schau’s dir selber an!«
    »Dann hilft uns eben jemand und zieht uns raus.« Jonathans Zuversicht war ungebrochen.
    »Und du zauberst uns verdammt fix jemand her, du Arschloch. «
    »Sicher, wieso nicht? Laß erst mal in ein, zwei Stunden den Nebel weg sein, dann mach’ ich ‘n Rundgang und besorg’ uns Hilfe.«
    Er schlenderte davon.
    »Ich setz’ uns Kaffee auf«, erbot sich Angela.
    Ich

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