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Das 4. Buch des Blutes - 4

Das 4. Buch des Blutes - 4

Titel: Das 4. Buch des Blutes - 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Barker
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wurde und sie sich nach draußen verzog, um sich beim Betrachten des Regens abzukühlen. Nun trieb sie das Auftauchen des Evangelisten den Weg zurück, den sie gekommen war, befürchtete sie doch, daß, was auch immer jetzt in der Luft lag, die Vorkommnisse der Nacht nicht gut enden könnten. In der Küche brüllte Gyer erneut. Offensichtlich genoß er das Gedröhn seiner eigenen Stimme.
    »Earl! Hörst du mich? Mich betrügt man nicht!«
    In Laura-Mays Zimmer versuchte Earl, drei Handlungen gleichzeitig zu vollführen: Erstens, die Frau zu küssen, mit der er gerade Liebe gemacht hatte; zweitens, seine feuchten Hosen anzuziehen; und drittens, eine passende Ausrede zu erfinden, die er Gyer anbieten konnte, falls dieser die Schlafzimmertür erreichte, ehe noch irgendeine vorgespiegelte Unverfänglichkeit hergestellt war. Aber so wie die Dinge lagen, blieb ihm keine Zeit, auch nur eines der Vorhaben zu Ende zu bringen. Seine Zunge steckte noch immer in Laura-Mays zärtlichem Mund, als die Klinke an der Tür niedergedrückt wurde.

    »Hab’ ich dich gefunden!«
    Earl unterbrach den Kuß und drehte sich nach der messianischen Stimme um. Gyer stand in der Türöffnung, sein regenverklebtes Haar eine graue Schädelkappe, sein Gesicht strahlend vor Raserei. Der Schein, den die seidendrapierte Lampe neben dem Bett zu ihm aufwarf, verlieh ihm massige Konturen; das Funkeln in seinen Kommet-zum-Herrn-Augen grenzte ans Manische. Vom Hörensagen, aus Berichten Virginias, kannte Earl den rechtschaffenen Zorn des großen Mannes: Möbel waren in der Vergangenheit zu Kleinholz gemacht und Knochen gebrochen worden.
    »Findet deine Schändlichkeit niemals ein Ende?« wollte er gebieterisch wissen. Mit entnervender Ruhe kamen die Worte über seine verkniffenen Lippen.
    Earl zerrte seine Hosen hoch und fummelte nach dem Reißverschluß. »Das geht dich nichts an…«, fing er an, aber Gyers Raserei pulverisierte die Worte auf der Zunge.
    Laura-May war nicht so leicht kleinzukriegen. »Raus mit Ihnen«, sagte sie und zog ein Laken über ihre üppigen Brüste.
    Earl schaute sich flüchtig nach ihr um und auf die glatten Schultern, die er vor allzu kurzer Zeit geküßt hatte. Er wollte sie jetzt wieder küssen, aber der Mann in Schwarz durchquerte das Zimmer mit vier schnellen Schritten und packte ihn an Haar und Arm. Die Bewegung hatte in der Beengtheit von Laura-Mays Zimmer die Wirkung eines Erdbebens. Stücke ihrer kostbaren Sammlung kippten auf den Regalbrettern und dem Frisiertisch um; ein Exponat fiel gegen ein anderes, und dieses gegen seinen Nachbarn, bis eine kleinere Krimskrams-Lawine auf dem Boden aufschlug. Laura-May jedoch war blind gegenüber jeglichem Schaden; ihre Gedanken waren bei dem Mann, der so lieblich das Bett mit ihr geteilt hatte. Sie konnte die Bestürzung in Earls Augen sehen, als der Evangelist ihn fortschleppte, und sie teilte sie.

    »Lassen Sie ihn gehn!« kreischte sie auf ihre Zurückhaltung verzichtend und stand vom Bett auf. »Er hat überhaupt nichts Unrechtes getan!«
    Der Evangelist blieb stehen, um ihr zu antworten, während Earl sich sinnlos abmühte, freizukommen. »Was weißt du schon von menschlichem Irren, Hure? « spie Gyer sie an. »Du steckst zu tief in der Sünde. Du mit deiner Blöße und deinem stinkenden Bett.«
    Das Bett stank tatsächlich, aber nur nach guter Seife und unlängst praktizierter Liebe. Es gab nichts, wofür sie sich hätte entschuldigen müssen, und sie würde sich von diesem schundigen Bibeldrescher nicht einschüchtern lassen.
    »Ich ruf die Bullen!« warnte sie Gyer. »Wenn Sie ihn nicht in Ruhe lassen, ruf ich sie!«
    Gyer würdigte die Drohung keiner Antwort. Er schleppte Earl einfach zur Tür hinaus und in die Küche.
    Laura-May schrie: »Halt aus, Earl! Ich hol’ Hilfe!«
    Ihr Lover antwortete nicht; er war zu sehr damit beschäftigt, Gyer davon abzuhalten, ihm die Haare samt den Wurzeln auszureißen.
    Manchmal, wenn die Tage endlos und einsam waren, hatte Laura-May von finsteren Männern wie dem Evangelisten taggeträumt. Sie hatte sich vorgestellt, wie sie vor den Tornados daherkamen, in Staub gehüllt. Sie hatte sich ausgemalt, nur halb gegen ihren Willen von ihnen emporgehoben und entführt zu werden. Aber der Mann, der heute nacht in ihrem Bett gelegen hatte, war entschieden anders als ihre Fiebertraum-Liebhaber; töricht war er und verwundbar.
    Falls er durch die Hand eines Mannes wie Gyer sterben sollte, dessen Bild sie in ihrer Hoffnungslosigkeit

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