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Das 5. Buch des Blutes - 5

Das 5. Buch des Blutes - 5

Titel: Das 5. Buch des Blutes - 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Barker
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beschränkte Chef ihres winzigen Hotels merkte, daß sie nicht zurückkam; und was würde er in diesem Fall tun?
    Vielleicht hatte er bereits die Behörden alarmiert; vielleicht fänden sie den verlassenen Wagen und verfolgten ihre Spur bis zu dieser sonderbaren Festung.
    Was diesen letzten Punkt betraf, so wurden ihre schwachen Hoffnungen an eben demselben Morgen während ihres Ver-
    dauungsspaziergangs zerschlagen. Ihr Wagen war in der Lorbeerbaumeinfriedung neben dem Tor geparkt, und den ausgiebigen Segnungen nach zu urteilen, die die Tauben darauf hatten regnen lassen, stand er schon seit gestern abend hier. Die sie gefangenhielten waren bestimmt keine Narren. Sie würde möglicherweise warten müssen, bis jemand zu Hause in England anfinge, sich Sorgen zu machen, und Nachforschungen über ihren Verbleib anstellte; in der Zwischenzeit könnte sie durchaus an Langeweile sterben.
    Andere an diesem Ort hatten Zerstreuungen gefunden, um nicht dem Irrsinn zu verfallen. Während Vanessa, in Begleitung Guillemots, an diesem Morgen in den Anlagen herumwanderte, konnte sie von einem nahegelegenen Hof deutlich Stimmen hören - darunter auch die von Gomm. Sie waren laut und hell vor Aufregung.
    »Was geht da vor sich?«
    »Sie spielen«, antwortete Guillemot.
    »Können wir hin und zuschauen?« fragte sie beiläufig.
    »Nein…«
    »Ich mag Spiele.«
    »Ach ja?« sagte er. »Dann spielen wir was, ja?«
    Das war nicht die Reaktion, die sie erhofft hatte, aber auf der Forderung zu bestehen, hätte möglicherweise Verdacht erregt.
    »Warum nicht?« sagte sie.
    Das Vertrauen des Mannes zu gewinnen, konnte nur von Vorteil für sie sein.
    »Poker?« sagte er.
    »Hab’ ich noch nie gespielt.«
    »Ich bring’ es Ihnen bei«, erwiderte er. Die Vorstellung gefiel ihm offensichtlich. Im angrenzenden Hof schrien die Spieler jetzt alle durcheinander. Es hörte sich an, als ginge es um irgendeine Art Rennen, den unterschiedlichen Anfeuerungs-schreien nach zu urteilen sowie dem anschließenden Abschwellen des Lärmpegels beim Erreichen der Ziellinie. Guillemot ertappte sie beim Lauschen.
    »Frösche«, sagte er. »Sie veranstalten Froschrennen.«
    »Ich hab’ mich schon gefragt…«
    Guillemot blickte sie fast zärtlich an und sagte: »Besser nicht.«
    Trotz Guillemots Rat konnte Vanessa, nachdem sie ihre Aufmerksamkeit einmal den Geräuschen dieser Spiele zugewandt hatte, den Lärm nicht aus ihrem Kopf vertreiben.
    An- und abschwellend setzte er sich den ganzen Nachmittag lang fort. Hin und wieder kam es zu Lachausbrüchen, ebenso häufig zu Streitereien. Sie waren wie Kinder, Gomm und seine Freunde, daß sie sich wegen einer so belanglosen Beschäftigung wie Froschrennen derartig in die Wolle kriegten.
    Aber in Ermangelung sinnvollerer Arten des Zeitvertreibskonnte sie es ihnen verdenken? Als am späten Nachmittag Gomms Gesicht an der Tür erschien, war fast das erste, was sie sagte: »Ich hab’ Sie heute morgen in einem der Höfe gehört.
    Und heute nachmittag auch. Sie schienen sich nicht schlecht amüsiert zu haben.«
    »Ach, die Spiele«, antwortete Gomm. »Heut war einiges los.
    So viel zu entscheiden.«
    »Glauben Sie, Sie könnten die andern vielleicht dazu überreden, daß ich bei Ihnen mitmachen darf? Ich langweile mich hier so.«
    »Arme Vanessa. Ich wünschte, ich könnte helfen. Aber es
    ist praktisch unmöglich. Wir sind momentan derart überarbeitet, vor allem wo Floyd jetzt nicht mehr da ist.«
    Überarbeitet? dachte sie. Vom Froschrennen-Veranstalten?
    Da sie ihn aber nicht beleidigen wollte, äußerte sie ihre Zweifel nicht. »Was geht hier vor?« fragte sie. »Sie sind doch keine Kriminellen, oder?«
    Gomm wirkte empört. »Kriminelle?«
    »Tut mir leid…«
    »Nein. Ich kann Ihre Frage durchaus verstehen. Es muß Ihnen wohl merkwürdig vorkommen… wie man uns hier hinter Schloß und Riegel hält. Aber trotzdem, Kriminelle sind wir nicht.«
    »Was dann? Was ist das große Geheimnis?«
    Gomm atmete tief ein, ehe er antwortete. »Wenn ich’s Ihnen verrate«, sagte er, »werden Sie uns helfen, hier rauszukommen?«
    »Wie?«
    »Ihr Wagen. Er steht vorn.«
    »Ja, ich hab’ ihn gesehen…«
    »Wenn wir an ihn rankommen könnten, würden Sie uns fahren?«
    »Wie viele seid ihr?«
    »Insgesamt vier. Ich, Ireniya, Mottershead und dann noch Goldberg. Natürlich läuft Floyd wahrscheinlich irgendwo da draußen rum, aber der muß eben selbst sehen, wie er zurechtkommt. «
    »Es ist ein kleiner Wagen«, antwortete

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