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Das 5. Gebot (German Edition)

Das 5. Gebot (German Edition)

Titel: Das 5. Gebot (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nika Lubitsch
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würde. Nein, das wollte sie sich nicht ausmalen.
    Bleib ganz ruhig, McIntosh, sagte sie sich. Konzentriere dich auf das Wesentliche. Aber was war das Wesentliche? Wer will Victoria McIntosh töten? Das war das Wesentliche, oder? Nein, das Wesentliche war viel banaler: Wie komme ich heil aus diesem Krankenhaus? Wie überlebe ich die nächsten Stunden, Tage? Also brauchte sie einen Schlachtplan. Sie würde sich unter das Reinigungspersonal mischen. So weit, so gut. Und dann? Raus aus dem Krankenhaus, ganz langsam, ganz ruhig und dann zur nächsten Bushaltestelle. Mit dem Bus ein paar Stationen fahren. Die nächste Telefonzelle ansteuern und beten, dass Leo zu Hause war. Leo war Langschläfer, wenn er in London war, würde er zu Hause sein, so viel stand fest. Leo, Leo, Leo. Er würde ihr doch helfen, oder nicht? Natürlich würde er. Genauso, wie sie alles stehen und liegen lassen würde, wenn Leo vor ihrer Tür stehen würde. Merkwürdig, wie Freundschaften sich im Laufe des Lebens ändern, dachte Vicky. Mit Celia, ihrer Jugendfreundin, verband sie letztlich nur die gemeinsame Vergangenheit, die geteilten Erinnerungen. Celias Leben heute hatte sehr wenig mit Vickys Leben zu tun. Vielleicht würde sich das ändern, wenn sie selbst Kinder hätte. Grundsätzlich hatte Vicky den Eindruck, als sei die Welt in Menschen mit Kindern und Kinderlose eingeteilt.
    Obwohl Vicky noch auf Kind übte, wusste sie, dass ihre beste Freundin Sylvie absolut angenervt auf das Thema Kinder reagierte und nicht eine Sekunde verstand, warum Vicky für ein Kind von George ihre Karriere aufgeben wollte. Vicky vermutete, dass Sylvie tief in ihrem Inneren einfach neidisch war, denn sie hatte zwar eine Menge wechselnder Liebhaber, aber niemanden, der ihr einen Ring an den Finger steckte oder gar ein Kind von ihr wollte.
    Rachel und Mark waren als Freunde für sie und George zusammen einfach perfekt. Aber Vicky konnte sich nicht erinnern, dass sie jemals das Bedürfnis gehabt hätte, mit Rachel einen Weiberabend zu veranstalten. Oh, sie hatte ganz eindeutig das Bedürfnis gehabt, mit Leo einen Weiberabend, oder wie auch immer man das nennen wollte, in den vergangenen sieben Jahren zu veranstalten. Aber sie hatte instinktiv gespürt, dass George das gekränkt hätte. Ebenso wie Ian den Anspruch auf „seinen“ Leo einfach abartig gefunden hätte. Männer verstehen, dass man sie mit einem anderen betrügt, aber sie können nun mal nicht verstehen, dass ein anderer Mann einem außer Sex etwas geben kann, was sie selbst nicht bieten können. Kein Mann ist auf die Freundin einer Frau eifersüchtig, aber wehe, die beste Freundin ist ein Kerl. Da war Schluss mit lustig. Und ihr Ehemann unterschied sich in dieser Beziehung in nichts von Leos zickigem Ehemann.
    Deshalb trafen sich Leo und Vicky nur noch in ihrem Hexenhaus. Sie setzten ihre Freundschaft einfach per Mail fort, hatten sich, seitdem Vicky in Berlin lebte, sogar eine extra Facebook-Seite eingerichtet: Witch’s Cottage, ihr Hexenhaus. Löwe an Häseken, mit Leo fühlte sich Vicky manchmal wie vierzehn. Nein, niemand würde auf die Idee kommen, dass sie zu Leo geflohen sei. Nicht einmal George.

21. Zehlendorf
     
    Was für ein Tag. George saß unter dem ausgefahrenen Sonnendeck auf der Terrasse des Ristorante Messalina in der Potsdamer Chaussee und bestellte Spaghetti Scampi und einen halben Liter Pinot Grigio. Für heute reichte es ihm. Jetzt wollte er nur noch in Ruhe essen, bevor die hier gleich Schluss machten, und dann ab ins Bett.
    Nachdem er festgestellt hatte, dass ihm fast alles Überlebensnotwendige geklaut worden war, war er in die Firma am Gendarmenmarkt gefahren. Er hatte sich von der Empfangsdame hundert Euro geliehen, um überhaupt das Taxi zahlen zu können. Danach hatte ihm seine Sekretärin, Frau Müller, einen Vorschuss aus der Buchhaltung besorgt.
    Es hatte ihn das reinste Chaos erwartet, noch schlimmer, als er sich das vorgestellt hatte. Was ihn am meisten ärgerte, war, dass er morgen mit dem Frühflieger nach Frankfurt musste und das gleich für zwei Tage. Dabei war so viel liegen geblieben in den Tagen, die er mit Vicky in Branksome verbracht hat. Vicky! Er hatte sie nicht erreicht, typisch seine Frau, sie hatte wohl ihr Handy ausgeschaltet. Oder einfach vergessen, aufzuladen. Nichts Neues also. Er hatte ihr vom Büro aus auf ihre Mailbox gesprochen, dass er ab sofort ein neues Handy habe. Sie würde sich schon melden. Für heute jedenfalls war es genug der Aufregung

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