Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das 5. Gebot (German Edition)

Das 5. Gebot (German Edition)

Titel: Das 5. Gebot (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nika Lubitsch
Vom Netzwerk:
gewesen.
    Warum hatte er bloß nicht sein Tablet mit dem Handy synchronisiert! Das rächte sich jetzt bitter. Weil ich technisch eine Null bin, musste er sich eingestehen. Wozu hatte man eigentlich Personal? Frau Müller konnte so etwas bestimmt. Er würde sie bitten, sein neues iPhone zumindest mit den Telefonnummern zu bestücken, die sie in ihrer Kartei gespeichert hatte. Er gönnte sich noch zwei Grappa und einen aufs Haus, um endlich schlafen zu können.

22. Poole
     
    Bei dem Gedanken an George spürte Vicky einen dicken Kloß in der Kehle. Sie musste ihn anrufen, er würde sich wahnsinnige Sorgen machen. Denn auf dem Mobiltelefon war sie ja seit dem Unfall nicht mehr zu erreichen, und für jemanden, der nicht am Handy zu erreichen war, hatte George nicht das geringste Verständnis. Ausgeschaltete Handys ließ er nur in Flugzeugen und bei Operationen gelten. Manchmal war er ganz schön anstrengend, ihr George. Warum hatte sie ihm nicht auf die Mailbox gesprochen, dass ihr Handy kaputt war? Weil ich benebelt war. Weil ich blöd bin. Du liebe Güte, natürlich, er würde im Hotel anrufen, und dort würde man ihm mitteilen, dass eine Frau da gewesen wäre, die ihre Sachen abgeholt hatte. George würde in Panik geraten, jedenfalls würde sie das an seiner Stelle mit Sicherheit.
    Quatsch, Vicky, du bist nicht ganz bei dir. Er würde nicht gleich Himmel und Hölle in Bewegung setzen. Er würde einfach die Rückruftaste wählen und bei Celia auf dem Handy landen. Und die würde ihm ganz emotionslos sagen, alles nicht so schlimm, Vicky sieht nur ein bisschen so aus, als ob du sie vermöbelt hättest. George hat wahrscheinlich recht, dachte Vicky, ich bin hysterisch. Ich denke zu kompliziert. Mein Mann liegt zu Hause im Bett und schläft tief und friedlich, wohl wissend, dass ich ihn morgen früh anrufen werde.
    Und was sollte sie ihm sagen? Er würde sie für verrückt erklären, würde fragen, warum sie nicht in ihrem Bett geblieben war, anstatt jedem verdammten Alptraum, den man nun mal mit einer Gehirnerschütterung hat, für bare Münze zu nehmen. Dass es niemanden gäbe, der ihr nach dem Leben trachte, schon mangels Motiv, und dass sie nicht die größte Fahrerin aller Zeiten sei und ab und an in schwierigen Situationen schon mal Probleme mit der Koordination gezeigt habe. Das würde er ihr sagen und sie würde ihm glauben. So wie sie ihm geglaubt hatte, als sie die Frau gefunden hatte, von der sie gemeint hatte, sie würde aussehen wie sie. Moment mal, gab es da vielleicht einen Zusammenhang?
    Eins nach dem anderen, Vicky, sagte sie sich. Also erst mal diese Bude hier überleben. Sie sah auf die Uhr. Halb fünf. Sie hatte es tatsächlich bereits eine Stunde ausgehalten hier. Und du willst mir eine Klaustrophobie in den Bauch reden, lieber George. Ich kann in geschlossenen Räumen eine Stunde aushalten, jawohl. Sie würde ihn anrufen, sobald sie wusste, wie es weitergehen würde. Er würde beleidigt sein. Natürlich wäre er beleidigt, sie wäre auch beleidigt, wenn er ihre Hilfe ablehnte. Sie würde sich ausgeschlossen, zurückgestoßen, ungeliebt fühlen. Warum tat sie es ihm dann an? Wenn sie so genau wusste, was er fühlen würde? Doch, sie liebte ihn, immer noch, sehr sogar, auch wenn sie es ihm in den letzten Monaten insgeheim übelgenommen hatte, dass sie in Berlin saß, den ganzen Tag allein, ohne sinnvolle Beschäftigung, nur konzentriert auf dieses emotionsbeladene Thema Kind. Das war sie einfach nicht, das musste er doch sehen, fand sie.
    Am meisten hatte sie ihm übelgenommen, dass er ihr das Gefühl gegeben hatte, sie würde irgendwie überticken, weil sie mangels Baby unausgefüllt sei. Das war schlimmer, als ihr ein PMS zu unterstellen, was sie wie jede Frau innerhalb von Sekunden auf den Drachenbaum hetzte. Da hörte der Spaß bei ihr einfach auf. Als hätte sie sich das Nichtstun ausgesucht, als würde sie nicht darunter leiden, dass sie plötzlich nicht mehr am Leben teilhatte. Natürlich wusste sie, dass sie damit in einen Teufelskreis geraten war. Sie hatte Komplexe, weil sie nicht mehr aktiv am Arbeitsleben teilnahm, hatte das Gefühl, von „seinem“ Geld zu leben und die Verbindung zur realen Welt verloren zu haben. Und weil sie dieses Gefühl hatte, reagierte sie in diesen Fragen mitunter wie von einer Wespe gepikt.
    Klar wusste sie, dass sie weder in sechs Monaten noch in sechs Jahren verblöden würde. Sie hatte es selbst in der Hand, das zu verhindern. Zudem hatte sie zu Genüge

Weitere Kostenlose Bücher