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DAS 5. OPFER

DAS 5. OPFER

Titel: DAS 5. OPFER Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer McMahon
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Connecticut
    VERMALEDEITER WALMART«, ZISCHTE REGGIE. Sie hielt das Lenkrad fest umklammert, krallte sich mit ihren Daumennägeln hinein. »Sind wir nicht gerade an einem Walmart vorbeigekommen?«
    Sie hätte es niemals für möglich gehalten, dass sie sich in ihrer eigenen Heimatstadt verirren könnte. Sicher, es war fünfundzwanzig Jahre her, seit sie das letzte Mal hier gewesen war, aber es war, als hätte sich selbst die Geografie geändert.
    Am Anfang hatte Lorraine Reggie zu Thanksgiving und Weihnachten eingeladen (wobei sie nie so weit gegangen war, etwas zu sagen wie: »Es wäre so schön, dich zu sehen«, sondern stattdessen machte sie eine Bemerkung wie: »George und ich haben mehr als genug zu essen da – es ist Verschwendung, die Dinge wegwerfen zu müssen«), doch Reggie hatte immer eine Ausrede gehabt: Hausaufgaben, Projekte, Reisen ins Ausland. Irgendwann hörte Lorraine auf zu fragen.
    Reggie hatte das GPS in Worcester abgeschaltet, kurz nachdem sie ihre Mutter in den Truck gesetzt hatte. Vera war sehr misstrauisch gegenüber dem Gerät. »Wer spricht da? Woher weiß es, wo wir sind? Wer genau überwacht unseren Aufenthaltsort?«
    Schließlich zog Reggie den Stecker, sicher, dass sie aus der Erinnerung zurück zu Moniques Wunsch finden konnte. Sie war gut zurechtgekommen, bis sie die Ausfahrt zur Flughafenstraße genommen hatte, danach war es gewesen, als wären sie in einem Spiegelkabinett gelandet.
    »Es ist derselbe Walmart«, sagte ihre Mutter mit weiser Stimme.
    »Es kann nicht derselbe sein«, sagte Reggie. »Denn das würde bedeuten, dass wir gerade in einem großen Kreis gefahren sind.« Ihr war zum Heulen zumute.
    Reggie atmete tief durch, erinnerte sich daran, dass sie erst vor ein paar Monaten nach Haiti gegangen war, um während eines Choleraausbruchs Häuser zu bauen, Herrgott noch mal, da konnte sie doch sicher mit Brighton Falls, Connecticut, umgehen.
    Vera kicherte keuchend. Sie flüsterte ein Wort, dass Reggie nicht ganz verstand. Es könnte vermaledeit gewesen sein.
    Mit verspanntem Nacken und beginnenden Kopfschmerzen überblickte Reggie den vierspurigen Verkehr entlang dessen, was, wie sie sicher war, einst die Main Street gewesen war. Wenn es nicht das WILLKOMMEN IN BRIGHTON FALLS -Schild gegeben hätte, das sie vor eineinhalb Kilometern passiert hatten, hätte sie bezweifelt, ob sie überhaupt in der richtigen Stadt waren, von der richtigen Straße mal ganz abgesehen. Dickichte aus glänzenden Schildern sprossen aus einem Einkaufszentrum nach dem anderen: STARBUCKS, KFC, DICK’S SPORTARTICLE; CHILI'’S BAR & GRILL, HOME DEPOT .
    »Ich meine, ehrlich, es scheint nicht einmal dieselbe Stadt zu sein, findest du nicht? Ich habe das Gefühl, wir könnten überall sein.«
    Vera nickte. »Überall«, sagte sie. »Sag mal, hast du daran gedacht, meine Uhr einzupacken?«
    »Uhr? Welche Uhr? Ich habe keine Uhr gesehen.«
    »Die Standuhr im vorderen Flur.«
    Reggie wusste genau, welche sie meinte. Sie befand sich in Moniques Wunsch. »Du wirst sie bald sehen, Mom.«
    »Sie geht langsam«, sagte Vera.
    »Das stimmt, Mom«, sagte Reggie und erinnerte sich daran, dass sie sie einmal am Tag um fünfzehn Minuten vorstellen mussten.
    »Wir müssen einfach nur die West Street finden«, sagte Reggie, mehr zu sich selbst, als zu ihrer Mutter. Sie war irgendwie in einer Linksabbiegerspur gelandet und musste sich vor einen silbernen Minivan drängen, um zu vermeiden, dass sie gezwungen war, auf den Parkplatz abzubiegen, der von einem riesigen Spirituosenladen dominiert wurde. Die Fahrerin warf ihre Hände in die Luft, drückte die Hupe. Reggie winkte in einer, wie sie hoffte, entschuldigenden Art.
    Dann fiel Reggies Blick auf eines der Schilder vor ihnen: BERR FORD . Die Verkaufsvertretung, die von Charlies Onkel Bo geleitet wurde. Sie war immer noch da und war tatsächlich fast dreimal so groß wie früher. Davor befand sich eine Buchstabentafel auf der stand: Nichts Saures, nur Süßes. Wir setzen Sie bis Halloween in einen neuen Truck.
    »Sieh mal, Mom! Bo Berrs Ford-Verkaufsvertretung. Erinnerst du dich an Bo?«
    Veras Augen wurden glasig. »Klein Bo Piep hat ihre Schafe verloren und weiß nicht, wo sie sie suchen soll.«
    »Äh, du bist mit ihm zur Highschool gegangen. Bo Berr!«
    Vera antwortete nicht.
    Weiter die Straße hinunter von Berr Ford befand sich die First Avenue – die kleine Abzweigung, die zur Polizeiwache führte. Reggie konnte sie dort, zurückgesetzt von der Main Street,

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