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DAS 5. OPFER

DAS 5. OPFER

Titel: DAS 5. OPFER Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer McMahon
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etwas darin gab, das ihr gehörte.
    Es gab nur einen Weg, das herauszufinden.
    Sie hob die Hand und berührte die Sanduhrkette, die sie unter ihrem Shirt versteckt hatte, wie einen Glücksbringer, zog dann am Sicherungsring des Feuerlöschers. Sie nahm die Sprühdüse in ihre linke Hand und hielt den Hebel in ihrer rechten, dann trat sie durch die Tür. Hinter ihr in der Ferne hatten Sirenen angefangen zu heulen.
    Beeil dich, hörte sie Tara in ihr Ohr sagen. Dir läuft die Zeit davon.
    Selbst durch den dichten Rauchschleier konnte Reggie sehen, dass der Eingang und der Flur genauso waren, wie sie gewesen waren, als sie aufs College gegangen war. Da waren ein Orientteppich, Mantelhaken, eine einfache Bank im Shaker-Stil mit einem Spiegel darüber und die Standuhr, die inzwischen wohl ganz zum Stehen gekommen war. Zu ihrer Linken, an der Wand, befand sich die Treppe, die zu den Schlafzimmern führte. Gerade durch war der Flur, der zu Wohnzimmer, Esszimmer und Küche führte. Die Quelle des Rauchs war irgendwo da hinten.
    Sie blinzelte und hustete, während sie sich vorwärts bewegte, doch der Rauch spielte ihr Streiche. Sie lief geradewegs gegen eine Wand, da sie sicher war, dass sich der Flur direkt vor ihr befand. Sie drehte sich um und blickte auf ihr Spiegelbild im Spiegel über der Bank – es schwankte, schien größer zu werden, dann kleiner, dann verschwand es ganz. Es war, als wäre sie in ein albtraumhaftes Spiegelkabinett geraten.
    Vielleicht, dachte sie eine halbe, irrationale Sekunde lang, war es nur Monique Wunsch, das Haus, das sich an ihr rächte, sie dafür bestrafte, dass sie es so einfach im Stich gelassen hatte. Wenn Gebäude sich erinnern konnten, Seelen hatten, lag es da nicht nahe, dass sie auch wütend werden konnten?
    Sie ertastete sich ihren Weg an der Wand entlang, bis sie zum Eingang kam und ihr weiter vorne eine Bewegung auffiel.
    War da jemand im Haus mit ihr? Ein flüchtigerKörper, der sich durch den Rauch bewegte, winkte. Hier entlang.
    »Hallo?«, rief sie und kam sich dumm vor, als sie ihre eigene Stimme hörte. Natürlich war da niemand.
    Sie hörte die Stimme ihrer Mutter in ihrem Kopf: Hat er uns hier geschlagen? Der alte Beelzebub.
    Den Feuerlöscher vor sich haltend, ging Reggie den Flur entlang. Der Rauch stach ihr in die Augen und verbrannte ihre Kehle, doch sie ging weiter, versprach sich, dass sie umdrehen würde, wenn die Dinge zu schlimm wurden.
    Sie bog nach links in die Küche ab, wo ihr die neckenden Flammen ins Auge fielen.
    Verglichen mit dem Rauch, war das tatsächliche Feuer nicht allzu beeindruckend. Eine Pfanne auf der hinteren Sparflamme des Herdes brannte, die Flammen schossen an der Wand empor. Reggie zielte mit dem Feuerlöscher und drückte den Hebel, schwenkte ihn über die Flammen. Das Feuer zischte und seufzte, in weniger als einer Minute waren die Flammen verschwunden.
    Die große Gusseisenpfanne war voll mit weißem Schaum und Öl. Reggie konnte noch drei geschwärzte Forellen ausmachen, die aus dem Chaos hervorguckten. Ihre Köpfe und Schwänze waren noch dran, es war die Art, wie Lorraine sie immer gerne kochte, ohne etwas zu verschwenden. Reggie zog an der Kette, um den Belüftungsventilator an der Wand in der Nähe des Herdes in Gang zu setzen, und riss das Fenster über der Spüle auf. Die Sirenen waren jetzt lauter – ein Leiterwagen und ein Polizeiwagen erschienen in der Einfahrt.
    Sie stolperte durch die Küche, stieß auf den alten runden Tisch mit den Stühlen, und ging in das Esszimmer, um dort die Fenster zu öffnen. Es waren die ursprünglichen Holzschiebefenster, die ihr Großvater eingebaut hatte, und sie klemmten immer fürchterlich. Sie musste mit ihrer Faust auf eines hämmern, damit es sich überhaupt rührte. Die Verglasung hielt nicht stand – eine ganze Fensterscheibe fiel heraus, zerbrach an ihrem Arm, versetzte ihr eine tiefe Schnittwunde, direkt über ihrem Handgelenk, bevor sie auf dem Kiefernholzboden zersprang.
    »Mist«, zischte sie und inspizierte den Schaden.
    »Hallo?«, rief eine Stimme von der geöffneten Eingangstür her.
    Reggie ging genau in dem Augenblick in den vorderen Flur, als eine Gruppe Feuerwehrmänner hereinkam.
    »Macht es Ihnen etwas aus, wenn wir uns das ansehen?«, sagte ein junger Mann, der in seinem zu großem Mantel, Hut und Stiefeln aussah wie ein kleines Kind, das sich verkleidet hat.
    Reggie führte sie in die Küche, wo sie die verkohlten Überreste des Fisches und die geschwärzte Wand

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