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DAS 5. OPFER

DAS 5. OPFER

Titel: DAS 5. OPFER Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer McMahon
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und den kleinen, goldenen Ring mit Amethyst am kleinen Finger, den sie getragen hatte, identifiziert.
    Candys Mutter erschien mittags weinend in den Nachrichten und flehte den Mörder an, Candace gehen zu lassen. »Sie ist alles, was ich habe«, sagte die alte Frau in die Kamera. »Bitte, bitte, erbarmen Sie sich.«
    »Ziemlich pathetisch«, sagte Tara und rollte mit den Augen. Sie saß mit Charlie und Reggie in Reggies Wohnzimmer. Lorraine war nach hinten raus zum Bach gegangen, bekleidet mit riesigen Watstiefeln aus Gummi und eine Fliegenrute und ein Netz bei sich tragend. Tara hatte eine Flasche mit blauem Lack aus ihrem schmuddeligen Matchsack genommen und bemalte ihre kurzen, abgerissenen Nägel.
    »Sie ist ihre Tochter«, blaffte Charlie. Er befingerte ein Schildpatt-Gitarrenplektron aus Plastik, das er aus seiner Tasche gezogen hatte. »Was sollte sie sonst tun?« Er trug seine kaputteste Jeans mit dem Loch im Knie. Reggie konnte die winzigen Haare auf seinem Bein hervorschauen sehen und fragte sich, wie es sich anfühlen würde, sie zu berühren.
    »Ich finde nur, dass sie sie nicht so hätten herumheulen lassen sollen. Es erweckt den Anschein, als wären die Dinge … Ich weiß nicht, mehr außer Kontrolle, als sie sollten. Als würde jeder wissen, dass die Cops keinen Schimmer haben, also hoffen sie, an den traurigen, kleinen Rest Menschlichkeit zu appellieren, der noch in diesem Kerl ist, indem sie sie um das Leben ihrer Tochter flehen lassen. Es scheint mir einfach so … verzweifelt.« Tara fing an, mit ihrer linken Hand in der Luft herumzuwedeln, versuchte so, ihre Nägel zu trocknen. Sie wandte sich an Charlie. »Und außerdem, der Typ ist offensichtlich ein Psychopath. Als wenn er sich durch eine weinende alte Dame von seinen bösen Taten abbringen lassen würde.«
    »Was willst du damit sagen, dass alle wissen, dass die Cops keine Ahnung haben?«, fragte Charlie. »Mein Dad lebt praktisch in der Polizeiwache! Sie werden das aufklären. Ich weiß, dass sie das werden.«
    Tara schnaubte. »Der Mörder verhöhnt sie. Die Hände so auf den Stufen der Polizeiwache zu hinterlassen … er wildert in ihrem Revier. Auf keinen Fall werden die Cops das aufklären. Sie wissen nicht einmal, wo sie anfangen sollen.«
    »Oh, und du weißt es?«, sagte Charlie und stopfte das Plektron zurück in die Tasche seiner Jeans. »Warum gehst du dann nicht mit deinem knallharten, hellseherischen Detektiv-Selbst da raus und fängst den Mörder, Tara?«
    Tara blickte ihn finster an. »Du bist nur total sauer auf mich, weil ich nicht mit dir zu dieser dummen Tanzveranstaltung an der Junior High heute Abend gehen wollte. Ich werde nicht im Dunkeln deine Hand halten oder eine potthässliche Blume an mein Kleid heften oder mit meinem Kopf an deiner Schulter zu irgendeinem kitschigen Journey-Song tanzen, und darum benimmst du dich jetzt wie ein totales Arschloch? Das ist genau die richtige Art, das Herz eines Mädchens zu gewinnen, Romeo.«
    Reggie sank auf der Couch zurück. Sie fühlte sich plötzlich atemlos.
    Charlies Gesicht wurde rot, und er öffnete seinen Mund, um etwas zu sagen, überlegte es sich dann aber anders und klappte ihn zu. Er stampfte aus dem Wohnzimmer und knallte die Vordertür zu.
    Reggie war nicht überrascht, dass Charlie Tara gefragt hatte, ob sie mit ihm zu dem Tanz gehen wollte, und sie war froh, dass Tara abgelehnt hatte. Und doch konnte sie es nicht verhindern, dass sich eine Art eifersüchtige Abneigung gegen Tara in ihrer Magengrube ausbreitete.
    »Scheißkerl«, nuschelte Tara und starrte auf die Tür, die Charlie gerade zugeknallt hatte. Sie wurde mit ihren Nägeln fertig, schraubte den Verschluss auf die Nagellackflasche und ließ sie in ihre Tasche fallen. Dann blies sie auf ihre Fingerspitzen, inspizierte ihr Werk, drehte sich zu Reggie und fragte: »Hast du schon was von deiner Mom gehört?«
    Reggie schüttelte den Kopf.
    »Das gefällt mir nicht. Dass deine Mutter gerade jetzt so verschwindet. Vielleicht sollten wir losgehen und nach ihr suchen oder so was.«
    »Sie ist in New Haven«, sagte Reggie. »Sie hängt wahrscheinlich mit ihren Theaterfreunden rum.«
    »Wahrscheinlich«, sagte Tara und fummelte an ihrem Sand-uhranhänger herum.
    »Ist es wahr?«, fragte Reggie. »Hat Charlie dich wirklich gefragt, ob du mit ihm zu dem Tanz gehst?« Sie wusste, dass sie loslassen sollte, dass mehr darüber zu hören nur ihre Qual vermehren würde, aber da sie sich nicht davon abhalten konnte, daran zu

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