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DAS 5. OPFER

DAS 5. OPFER

Titel: DAS 5. OPFER Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer McMahon
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Klasse gewesen, den zu vergessen Reggie ihr Bestes getan hatte. Doch jetzt, als sie das Bohnerwachs roch und das Summen des Polizeifunks und der Stimmen hörte, kam die Erinnerung wie ein Tritt in den Magen zurück.
    Sie erinnerte sich daran, dass der Beamte, der sie herumgeführt hatte, ein nettes Gesicht gehabt hatte, das sie an John-Boy Walton erinnert hatte. Als er gefragt hatte, wer mutig genug sei, sich in der Haftzelle einschließen zu lassen, während ihr Lehrer den Rest der Klasse mit in die Funkzentrale nahm, war Reggies Hand nach oben geschossen, begierig darauf, sich zu beweisen. Er hatte sie und vier weitere Klassenkameraden hinter Gitter gesperrt. Da waren eine hölzerne Bank, die am Boden festgeschraubt war, ein Waschbecken und eine Metalltoilette ohne Sitz. Die Wände aus Schlackenbetonblöcken waren weiß bemalt. Es roch so intensiv nach Ammoniak, dass die Rückseite von Reggies Rachen brannte. Dann war John-Boy, glücklich mit den Schlüsseln rasselnd, verschwunden. Mehrere Minuten vergingen. Die Kinder riefen nach dem Beamten, der nicht zurückkam. Reggie musste schrecklich dringend pinkeln, wollte sich aber nicht vor den anderen Kindern auf die sitzlose Toilette setzen.
    Zuerst war es lustig gewesen. Sie hatten an den Gittern gerüttelt, darüber geredet, wie sie ausbrechen würden, sich damit geneckt, welche Art von Verbrechen die bösen Jungs verübt hatten, die dort festgehalten worden waren. Doch die Stimmung begann sich zu verändern, und ein angstvolles Schweigen hatte sich über die fünf gesenkt. Schließlich hatte einer der Jungen mit hohler Stimme gesagt: »Er kommt nicht zurück, oder?«
    Panik war durch Reggies Körper gefegt, hatte sich jedes Muskels bemächtigt, und ihre Blase hatte nachgegeben, die Wärme hatte sich vorne auf ihrer Jeans nach unten ausgebreitet.
    Das Kreischen von Gelächter und Abscheu von ihren Klassenkameraden – »Du hättest eine Windel tragen sollen!«, hatte Becky Shelley gekrächzt – brachte endlich den Beamten zurück. Er lächelte großspurig, als er den Käfig aufschloss.
    »Ihr dachtet doch nicht, ich hätte euch vergessen, oder?«, fragte er.
    Als er Reggies nasse Jeans und die Pfütze auf dem Boden gesehen hatte, hatte er die Stirn gerunzelt und seinen Kopf geschüttelt.
    »Gott«, hatte er gemurmelt und nach dem Lehrer gerufen.
    ALS REGGIE zwischen Tara und Charlie an der Anmeldung stand, rötete sich ihr Gesicht bei der Erinnerung an das alte Gefühl von Scham. Sie hatte ihr Fußgelenk mit einem Elastikverband umwickelt, trug ein sauberes, weißes Hemd mit geknöpftem Kragen und braune Chinos, weil sie dachte, es könnte dazu beitragen, dass die Polizei sie ernst nahm. Sie zwang sich, aufrecht zu stehen. Sie war kein zu Unfällen neigendes kleines Kind mehr.
    Zur Polizeiwache zu gehen war Taras Einfall gewesen. Sie hatte Charlie angerufen, dann Taras Mutter erzählt, sie würden zusammen abhängen und ein bisschen einkaufen gehen, und ob sie sie in die Innenstadt mitnehmen könnte. Lorraine war nicht aufzufinden. Sobald Taras Mom weggefahren war, überquerten sie die Straße und halfen Reggie, die Stufen zur Polizeiwache hinauf zu humpeln. Draußen standen zwei uniformierte Cops Wache, bewachten die Treppe. Die linke Seite der Granitstufen war mit gelbem Polizeiband abgesperrt worden, und Reggie starrte dorthin, stellte sich den Milchkarton mit der Hand ihrer Mutter darin vor.
    Sie hatten sich ihren Weg um eine Traube aus Reportern und Fernsehcrews herum bahnen müssen, die im Eingangsbereich standen und unruhig auf Neuigkeiten warteten. Reggie hörte einen von ihnen sagen: »Sie werden nicht lange brauchen, um herauszufinden, wem sie gehört. Nicht viele Frauen haben Hände, die so vernarbt sind.«
    »Wir müssen meinen Dad sprechen«, sagte Charlie zu dem diensthabenden Unteroffizier, sobald sie sich bis zu dem Schiebefenster unter einem Zeichen, auf dem stand: ALLE BESUCHER WARTEN HIER, durchgedrängt hatten.
    »Er ist beschäftigt, Junge«, sagte der diensthabende Unteroffizier. Er war ein uniformierter Polizist mit einem rötlichen Gesicht, kleinen Augen und einem seltsamen Fleck blasser Haut auf seiner Wange. Eine Verbrennung, entschied Reggie. Reggie betrachtete sich selbst als eine Expertin für Narben.
    »Es ist wichtig, Sergeant Stokes«, sagte Charlie und senkte die Stimme. »Wir haben Informationen über die Hand.«
    Stokes sah Charlie mit zusammengekniffenen Augen an: »Welche Art von Informationen?«
    Charlie klopfte Reggie sanft auf

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