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DAS 5. OPFER

DAS 5. OPFER

Titel: DAS 5. OPFER Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer McMahon
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braunes Auto gestiegen war, das von einem Mann gefahren wurde, dessen Gesicht sie nicht gesehen hatte. Lorraine sagte, dass die Farbe des Wagens nichts zu bedeuten hatte, dass Reggie eine überaktive Fantasie hatte und dass es in Brighton Falls für ihren Geschmack viel zu viel Unsinn und Hysterie gab. Reggie hatte danach nichts mehr gesagt.
    In Reggies Träumen stieg ihre Mutter immer und immer wieder in das Auto mit dem zerbrochenen Rücklicht. Manchmal war der Fahrer der Teufel. Manchmal war es Lorraine. Das letzte Mal war es Reggie selbst, die hinter dem Steuer saß, und da lag eine gezackte Klinge auf dem Sitz zwischen ihr und Vera.
    Das Klingeln hörte auf, fing dann wieder an.
    Reggie setzte sich auf, feucht vor Angstschweiß, schüttelte ihre Träume ab und griff dann nach dem Telefon auf ihrem Nachttisch.
    »Hallo?«, sagte sie mit benommener Stimme.
    »Reg!«, kreischte Tara. »Bist du in Ordnung? Hast du es gehört?«
    »Was gehört?«
    »Oh, Mist! Hör mal, mach die Nachrichten an, okay? Ich komme gleich rüber.« Tara hatte aufgelegt, bevor Reggie antworten konnte.
    Reggie legte sich im Bett zurück, schaltete ihren Radiowecker an. Sie döste während der nationalen Nachrichten – irgendetwas über Präsident Reagan – setzte sich aber senkrecht im Bett auf, als sie die lokale Titelstory hörte.
    Eine vierte Hand in einem Milchkarton war bei der Polizeiwache aufgetaucht. Diese Hand, sagte der Polizeisprecher, wies ein unverwechselbares Kennzeichen auf: Sie war von einer alten Verletzung stark vernarbt.
    Schwer entstellt, waren die Worte, mit denen der Polizist sie beschrieb.
    Reggie wusste augenblicklich, dass die Hand nicht nur voller Narben war, sondern auch ständig auf irgendeinen unnennbaren Ort in der Ferne zeigte, wie sie es jetzt seit acht Jahren getan hatte.

TEIL ZWEI

TAG EINS

Auszug aus Neptuns Hände:
    Die wahre Geschichte der ungelösten Morde von Brighton Falls
    Von Martha S. Paquette
    Neptuns letztes Opfer, Vera Dufrane, war eine gescheiterte Schönheitskönigin mit platinblondem Haar, die Glacéhandschuhe trug, Winstons in Kette rauchte und Männer überzeugte, ihr einen Drink zu kaufen, indem sie ihnen erzählte, dass sie einmal das Aphrodite-Cold-Cream-Mädchen gewesen war. Wenn man sich alte Magazine anschaut, könnte man eine Abbildung der einen Werbung entdecken, in der Vera zu finden war: Pflege dich wie eine Göttin, lautete der Slogan. Und da war die neunzehnjährige Vera in einem figurbetonten weißen Kleid und mit glänzend rot geschminktem Schmollmund.
    Aphrodite, die Göttin der Liebe und Lust, war eine passende Gottheit für Vera. Ihr Gesicht war immer perfekt geschminkt, ihre Kleidung ein wenig zu gut für die Bars an der Flughafenstraße, die die nun vierunddreißigjährige Vera häufig besuchte. Sie hob sich von der Masse ab wie ein Filmstar, und wenn ein Neuankömmling in das Silver Wings, Reuben’s oder Landebahn 36 kam, wurde er unvermeidlich zu Vera hingezogen, wie die Motte zum Licht.
    Neptun entdeckte sie zweifellos sofort. Was wir nicht wissen, worüber wir nur spekulieren können, ist, ob er sie erst einige Zeit beobachtete, wartete, bevor er sie zur Strecke brachte. War er einer der Stammgäste, ein Gesicht, das Vera kannte und dem sie vertraute? Oder war er jemand Neues – ein gut aussehender Mann, der die Bar betrat, sie sah und wusste, dass sie sein werden musste?

21 Mittwoch, 20. Oktober 2010 – Rockland, Vermont
    EINE LOGARITHMISCHE SPIRALE. DAS WIRBELN von tropischen Zyklonen, ein Habicht, der seine Beute umkreiste, Spiralgalaxien, die Nautilus-Muschel. Reggie zeichnete Spiralen auf Papier, in ihrem Kopf, im Zentrum beginnend, die ausstrahlten, wuchsen. Reggie malte eine Spirale mit einem Marker, schnitt sie aus und klebte sie an das Ende eines Stiftes, drehte sie, das Muster bewegte sich, hypnotisierte sie, während sie in die Mitte starrte. Sie betrachtete das Muster, versuchte das perfekte, winzige, mobile Haus hineinzusetzen.
    Was brauchte ein Mensch wirklich zum Leben? Schutz vor der Umwelt. Wärme. Nahrung.
    Man füge die Fähigkeit sich zu bewegen hinzu – alles mitnehmen und jederzeit gehen zu können.
    Folge deinen Träumen.
    Folge deinem Herzen.
    Lauf.
    Lauf, so schnell und weit du kannst.
    Manchmal frage ich mich, ob du dich daran erinnerst, wie die Dinge wirklich waren.
    Verdammt.
    Seit sie nach Vermont zurückgekehrt war, hatte sie sich in ihre Arbeit gestürzt, ihr Bestes getan, um ihre Mutter und Moniques Wunsch zu vergessen. Ihr Haus

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