Das 500 Millionen Komplott (German Edition)
Schublade, die für Hängeregister vorgesehen war. Svetlana zog sie erneut auf und diesmal sah sie, was sie unbewusst bereits wahrgenommen hatte. Die Tiefe war für hängende Akten viel zu gering. Sie untersuchte die Schublade, an der sonst nichts weiter ungewöhnlich schien, bis ihr in den Ecken winzig kleine Schrauben auffielen, die es an diesen Stellen in einer Schublade normalerweise nicht gab. Svetlanas Neugier war geweckt. Sie löste diese Schrauben und traute ihren Augen nicht, als sie die Platte heraushob und feststellte, dass die Schublade einen doppelten Boden besaß.
Was Svetlana in diesem Geheimfach fand, gab ihr noch mehr Rätsel auf als Antworten zu finden. Eingeschlagen in einer Ausgabe der Moskauer ›Prawda‹ fand sie einen USB-Stick und einen Speicherchip für eine Kamera. Floyd besaß eine digitale Spiegelreflexkamera, zu der dieser Chip gehören musste. Svetlana hatte sich immer über diese teure Kamera aufgeregt und Floyd Vorhaltungen gemacht, weil andere Anschaffungen viel wichtiger gewesen wären. Doch angesichts seines Kontostandes war ihr jetzt klar, dass die Anschaffung für Floyd ein Kinderspiel gewesen war.
Als Svetlana den Chip in die Kamera stecken wollte, fiel ihr die Beschriftung auf dem Etikett auf. Es waren lediglich Buchstaben, die keinen Sinn ergaben. Es handelte sich genau um die Buchstabenfolge, die Floyd ihr im Sterben zugeflüstert hatte: DMMLXI. Die Sache wurde immer mysteriöser, erst recht, als sie sich die gespeicherten Fotos betrachtete. Die Bilder hatte Floyd eindeutig in Moskau aufgenommen und es waren Datumsangaben vermerkt, die sich mit dem Termin seiner letzten Reise deckten. Floyd hatte Svetlana ganz klar angelogen, denn sie glaubte, er sei in Süddeutschland gewesen und hätte dort an einem Polizeieinsatz während einer Stuttgart-21-Demonstration teilgenommen. Jetzt wusste sie, dass dies nicht stimmte. Er war zu dieser Zeit offensichtlich in Moskau gewesen, doch was hatte er dort gemacht?
Auf einem der Fotos war ein imposantes Eckgebäude zu sehen, auf dessen Dach die Leuchtwerbung ›Mariott Moscow Grand Hotel‹ Moskauer Reichtum vermittelte. War Floyd etwa in diesem feudalen Hotel abgestiegen? Sein Vermögen hätte es allemal zugelassen, jedoch passte es nicht zu seinem eher bescheidenen Lebenswandel. Andererseits, Svetlana wurde gerade mit der Tatsache konfrontiert, dass ihr Freund ein Doppelleben geführt hatte.
Auf dem Chip waren nicht nur Fotos, sondern auch ein kurzes Video gespeichert. Es wurde aus dem gleichen Blickwinkel aufgezeichnet, aus dem Floyd das Foto von dem Hotel geschossen hatte. Obwohl die Aufnahmen etwas verwackelt waren, war deutlich zu erkennen, worauf es Floyd abgesehen hatte.
Svetlana zuckte zusammen, als es plötzlich an der Tür läutete. Schnell ließ sie alles in der Schreibtischschubladeverschwinden, bevor sie die Wohnungstür öffnete.
»Ach du bist es«, begrüßte sie ihre beste Freundin, die sofort erkannte, dass Svetlana unter extremem Stress stand.
»Na, das nenne ich eine Begrüßung«, scherzte Celine. »Komme ich ungelegen?«
»Nein, nein – aber es ist etwas passiert.«
»Was denn?«
»Floyd ist tot.«
Celine sah Svetlana ungläubig an.
»Du machst Witze.«
»Es stimmt, Celine.« Svetlana erzählte ihrer Freundin alles, was während des Festumzugs geschehen war. Fassungslos klebte sie geradezu an Svetlanas Lippen, konnte aber kaum glauben, was sie hörte. Schließlich zeigte ihr Svetlana den Fund aus der Schreibtischschublade. Gemeinsam betrachteten die Freundinnen die Fotos und das Video.
Auf dem Video fiel Celine etwas auf. Sie sah es sich noch einmal an, an einer
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