Das 500 Millionen Komplott (German Edition)
überstrapaziert zu haben und sie in den nächsten Sekunden hinausgeworfen würde. Doch das Gegenteil trat ein.
»Wir machen es anders. Ich gebe Ihnen einen Vorschuss auf die Exklusivrechte. Sollte die Story nichts taugen, müssen Sie mir das Geld allerdings zurückzahlen. Ansonsten verrechnen wir den Vorschuss mit Ihrem Honorar.« Kaspar telefonierte sofort mit der Buchhaltung und wies eine Mitarbeiterin an, einen Barscheck über eine beträchtliche Summe auszustellen.
»Das ist doch viel zu viel«, entgegnete Svetlana verlegen.
»Machen Sie sich keine Gedanken, Frau Petrova. Sie sind es mir wert. Halten Sie mich nur auf dem Laufenden. Das ist meine einzige Bedingung.« Nur Kaspar wusste, dass es sich nicht um reine Großzügigkeit handelte, sondern vielmehr um eine zwingende Notwendigkeit. Er hatte Svetlana in diesem Moment gewissermaßen gekauft, um sich selbst zu schützen.
Für den übernächsten Tag buchte Svetlana einen Flug nach Moskau. Einerseits freute sie sich, in die Heimat ihrer Familie reisen zu können, andererseits dachte sie darüber nach, welchem Mysterium sie auf die Spur kommen würde. Sie war fest entschlossen, ihre gesamte Kraft in die Aufklärung von Floyds Tod zu investieren. Und damit wollte sie nicht erst in Moskau beginnen. Längst hatte sie einen Plan.
2
Ihr Leben hatte sich von einem Tag auf den anderen grundlegend geändert. Entschlossenheit und Souveränität waren immer schon ihre Tugenden gewesen, doch jetzt kam etwas hinzu, was sich durchaus als Besessenheit bezeichnen ließ. Nichts konnte Svetlana aufhalten, nicht einmal ihre realistische Einschätzung, ihr Vorhaben niemals alleine bewältigen zu können. Sie musste Helfer finden, die nicht davor zurückschrecken würden, ihr bei der Umsetzung ihrer waghalsigen Pläne zur Seite zu stehen.
Als Erstes fiel Svetlana ihre beste Freundin ein. Doch nach näherer Überlegung kam sie zu dem Schluss, sie nicht in die Sache hineinziehen zu wollen, deren Ausgang ungewiss war. Dann dachte sie an ihren Kommilitonen Torge Desmond. Er war einer der Ersten gewesen, den Svetlana zu Beginn ihres Studiums kennenlernte. Sie erinnerte sich genau, als er ihr in der Mensa half, sich dort zurechtzufinden. Genauso frisch war die Erinnerung daran, wie enttäuscht sie anfangs war, weil er Medizin studierte und sie ihn somit lediglich außerhalb der Kollegs treffen konnte und dies auch nur bedingt, da die Vorlesungen zu unterschiedlichen Zeiten stattfanden. Ohne ihn hätte sie Floyd wahrscheinlich niemals kennengelernt, der mit Torge befreundet war und mit ihm in einer Wohngemeinschaft lebte.
Mittlerweile waren Svetlana und Torge eng befreundet und so überraschte es ihn nicht sonderlich, als sie vor seiner Tür stand. Nach Floyds Tod hatte er sie viel früher erwartet,da er genau wusste, dass sie sonst niemanden hatte, der ihr in dieser Situation eine Stütze sein konnte.
»Es tut mir sehr leid, was geschehen ist«, begrüßte er Svetlana und nahm sie in den Arm.
»Schon gut, Torge, du musst mir helfen.«
Torge ahnte nicht, dass Svetlana eine ganz andere Hilfe erwartete, als er dachte. Sie setzte sich in die Wohnküche, während Torge sich an der Kaffeemaschine zu schaffen machte. Er sah kurz zu Svetlana hinüber, die weder nervös noch traurig wirkte. Das Geschehene musste gewissermaßen einen Quantensprung in der Entwicklung ihrer Person ausgelöst haben. Torge glaubte, einer völlig ausgewechselten Svetlana gegenüber zu stehen. Taff war sie immer schon gewesen, doch jetzt strahlte sie etwas aus, was anders war. Zunächst wusste Torge nicht so recht, was es war, aber langsam wurde es ihm klar. Vor ihm saß nicht die fröhliche, etwas naive
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