Das 500 Millionen Komplott (German Edition)
Professor könnte sich dafür interessieren, wer es geschrieben hat?«
Torge wurde leichenblass.
»Woher weißt du das?«
»Das spielt keine Rolle, ich weiß es eben.«
»Sehe ich das richtig? Egal, wie ich mich entscheide, ich bin so oder so geliefert? Helfe ich dir nicht, kann ich mein Studium an den Nagel hängen, breche ich für dich ein, werde ich verknackt.«
»Nur, wenn wir uns erwischen lassen. Überlege es dir.«
»Lass mich trotzdem eine Nacht darüber schlafen, ja?«
Svetlana war einverstanden, wohl wissend, wie Torge sich entscheiden würde. Sie kannte ihn einfach zu gut.
Am darauffolgenden Tag schlichen Torge und Svetlana im Schutze der Dunkelheit um das alte Gemäuer, in dem die Pathologie untergebracht war. Niemand hatte es bislang für denkbar gehalten, jemand könne dort einbrechen wollen, weshalb es weder eine Alarmanlage noch besondere Sicherheitseinrichtungen gab. Auf der Rückseite des Gebäudes bot ein dichter Baumbestand zudem Sichtschutz gegenüber dem angrenzenden Krankenhausgelände. Zu seiner Erleichterung schätzte Torge das Risiko als sehr gering ein. Trotzdem mussten sie vorsichtig sein und keinen unnötigen Lärm verursachen, weshalb Torge Svetlana energisch zurechtwies, als sie versehentlich gegen eine Eisenstange oder etwas Ähnliches trat.
In das Gebäude einzudringen war nicht weiter schwierig gewesen. Als sie im dunklen Korridor standen und sich zu orientieren versuchten, kamen Torge arge Bedenken. Doches war zu spät. Er war eingebrochen und es gab kein Zurück mehr. In seiner diesbezüglichen Unerfahrenheit hatte er bestimmt schon jede Menge Spuren hinterlassen und im Geiste malte er sich aus, wie er am nächsten Morgen von der Polizei abgeführt werden würde. Er besah sich seine Hände.
»Handschuhe wären vielleicht nicht schlecht gewesen.«
»Mach dir nicht ins Hemd. Du darfst halt nichts anfassen, bis wir welche gefunden haben. Handschuhe gibt es hier sicherlich in Hülle und Fülle.« Svetlana vermittelte den Eindruck, als sei sie eine routinemäßige Einbrecherin mit einer gehörigen Portion Abgebrühtheit. Letzteres traf vielleicht sogar zu. So schnell ließ sie sich nicht davon abbringen, zu tun, was sie sich in den Kopf gesetzt hatte.
»Ganz schön gruselig, wenn man bedenkt, dass hier Leichen herumliegen«, bemerkte Torge, dessen Gesichtsfarbe kaum gesünder aussah als die der Leichen, was jedoch bei der Dunkelheit nicht auffiel.
»Ich habe gar nicht gewusst, dass du so ein Angsthase bist. Die Leichen tun dir nichts – versprochen.« Svetlana schüttelte grinsend den Kopf und gab Torge einen leichten Schubs, um ihn zum Weitergehen zu bewegen.
Es war nicht allein die Dunkelheit, viel mehr die Kombination aus Stille, Kühle und den Gedanken an tote Körper, was ihm Unbehagen brachte. Wenn Svetlana ehrlich mit sich selbst war, musste sie zugeben, dass sie auch nicht mutiger war als Torge, dies nur nicht zeigte. Sie wünschte sich genau wie er, so schnell wie möglich diese unfreundlich wirkende Stätte wieder verlassen zu können.
Mit seiner Taschenlampe leuchtete Torge eine Tür an, an der ein Schild mit der Aufschrift ›Obduktionsraum‹ befestigtwar. Vorsichtig drückte er die Türklinke hinunter und war erleichtert, als er merkte, dass die Tür nicht verschlossen war.
Auf zwei von drei Seziertischen, die mitten im Raum standen, lagen abgedeckte Leichen. Ganz langsam hob Svetlana eines dieser Tücher an und ließ es gleich wieder fallen, als sie ein fremdes Gesicht sah. Sie wiederholte dies am anderen Tisch, während Torge am Fenster stand und gegen Übelkeit ankämpfte. Svetlana warf ihm einen skeptischen Blick zu und überlegte, ob er das richtige Studienfach belegt
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