Das 500 Millionen Komplott (German Edition)
Torge dicht an der Tür stehen. Auf dem Korridor flackerte kaltes Neonlicht auf.
Als die Männer im Obduktionsraum verschwanden, traute sich Torge, die Tür einen Spalt zu öffnen. Er wollte unbedingt mitbekommen, was sich dort tat. Den Hausmeister sah er zuerst, gefolgt von den zwei Männern eines Bestattungsinstituts, die einen Blechsarg hereintrugen.
»Ich habe das Gefühl, als ob hier jemand ist«, hörte Torge einen der Männer fragen. Die anderen beiden lachten.
»Du bist gut. Leichen sind hier«, amüsierte sich einer der Männer.
»Sehr witzig, ich habe irgendein Geräusch gehört«, sagte ein anderer.
»Wenn es Sie beruhigt, meine Herren, sehe ich mal nach«, sagte der Hausmeister, was Torge das Blut in den Adern gefrieren ließ. Leise schloss er die Tür und versteckte sich mit Svetlana in der hintersten Ecke des Labors. Sie hofften, im Schutz der vielen Regale nicht gesehen zu werden.
Die Anspannung stieg ins Unermessliche und ließ ihren Puls nach oben schnellen, als die Tür aufging und jemand den Lichtschalter betätigte. Augenblicklich zündeten jede Menge Neonröhren und durchfluteten das Labor mit einem grellweißen Licht. Torge und Svetlana waren geblendet, bis sich ihre Augen an die Helligkeit gewöhnten. Sie konnten durch eines der Regale hindurch den Hausmeister sehen, der an der Tür stehen blieb und kurz in den Raum hineinsah. Er sah übermüdet aus, was darauf zurückzuführen war, dass er gerade aus dem Schlaf geklingelt worden war. Das war Glück, denn er wollte so schnell wie möglich zurück in sein Bett und verspürte deshalb keine Ambitionen, genauer nachzusehen. Er löschte das Licht wieder und ging hinaus. Torge und Svetlana atmeten auf, aber als sie das Geräusch eines Schlüssels hörten, der im Schloss der Tür umgedreht wurde, wechselte die Erleichterung in blankes Entsetzen.
»Was machen wir jetzt?«, flüsterte Svetlana, die zusammenkauert unterhalb einer Fensterbank hockte, ihre Knie dicht an den Oberkörper gepresst.
»Erst einmal abwarten, bis die alle weg sind. Wir kommen schon irgendwie raus«, versuchte Torge, der selbst alles andere als ruhig war, sie zu beruhigen.
Kurz darauf erlosch das Licht im Korridor und der Leichenwagen fuhr davon. Svetlana überkam das Gefühl, ihr Blutdruck könne kaum mehr höher sein. Sie bildete sich ein, Rauschen in ihren Adern hören zu können.
Unterdessen machte sich Torge auf die Suche nach dem Kühlschrank, in dem Blutproben aufbewahrt wurden. Als er ihn fand, prüfte er diverse Reagenzgläser und steckte jenes ein, auf dessen Etikett Floyds Name vermerkt war. Erst jetzt fiel ihm auf, wie sehr seine Hände zitterten.
Svetlana sah zu ihm auf. Aus der Entfernung sah es so aus, als sei Torge die Ruhe selbst.
»Deine Nerven möchte ich haben«, bemerkte sie, die nicht verstehen konnte, wie unerschrocken Torge wirkte, als sei es das Normalste der Welt, nachts in ein Labor einzubrechen und nach Blutproben zu suchen.
»Floyds Blut«, sagte er zufrieden, während er das Reagenzglas in die Höhe hielt.
»Hast du dir auch schon Gedanken darüber gemacht, wie wir hier rauskommen?« Obwohl Svetlana genau wusste, dass es sinnlos war, schlich sie zur Tür und probierte, diese zu öffnen, zweimal, dreimal.
»Kannst du sie aufbrechen?« Sie fühlte sich hilflos und der ausweglosen Situation ausgeliefert.
»Vergiss es. Die Tür ist viel zu massiv, abgesehen vom Lärm, den es verursachen würde. Die Fenster kannst du auch vergessen«, stellte er zu seiner Überraschung fest.
»Weshalb?«, fragte Svetlana, als sie ihn leise fluchen hörte.
»Die sind mit Schlössern gesichert.«
»Dann schlag doch einfach eine Scheibe ein!« Svetlana wurde leicht panisch bei dem Gedanken, die ganze Nachtin dieser Gefangenschaft
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