Das 500 Millionen Komplott (German Edition)
interessieren, aber sie muss es gar nicht erst erfahren.« Grabowski sah sich endlich auf der Siegerstraße, vergaß dabei nur, dass die Weiße Rose in den vergangenen Tagen schon häufiger bewiesen hatte, dass sie ihm hinsichtlich Ideenreichtum überlegen war.
Kurz bevor das Fahrzeug eine Kreuzung erreichte, brüllte Torge plötzlich, dass Kaspar Gas geben sollte. Reflexartig trat er das Gaspedal durch, sodass der Wagen einen kräftigen Satz nach vorne machte. Durch die Beschleunigung wurde Grabowski nach hinten gedrückt und diesen Moment nutzte Torge aus, um ihm die Waffe zu entreißen. Kurz vorher löste eine Rotlichtkamera aus. Mit etwas Glück war Grabowski noch dicht genug neben Kaspar gewesen, sodass er auf dem Foto mitsamt seiner Waffe zu sehen sein müsste.
»Das wird bestimmt ein hübsches Foto«, sagte Torge grinsend, der jetzt die Waffe auf Grabowski richtete. »Nun sind wir an der Reihe. Das Rotlichtfoto ist ein prima Beweis, dass Sie uns bedroht haben. Was meinen Sie, was dazu erst die Staatsanwaltschaft sagen wird. Sie machen also in derSendung nachher alles so wie besprochen. Alles immer schön zugeben, verstanden?«
Kaspar stoppte den Wagen und atmete tief durch. Das war alles zu viel. Die Fernsehsendung wollte er noch durchstehen, aber dann von alledem nichts mehr wissen.
»Steigen Sie aus«, forderte er, »den Weg ins Studio kennen Sie ja. Und kommen Sie nachher nicht auf dumme Gedanken. Ich rate es Ihnen.«
Grabowski riss die Tür auf, stieg zornig aus und knallte die Fahrzeugtür mit voller Kraft wieder zu. Vor Wut schnaubend sah der dem davonfahrenden Wagen hinterher. Gleichzeitig begann er zu überlegen, wie er den Spieß zu seinen Gunsten wieder herumdrehen könnte. Es musste einfach einen Weg geben und er war überzeugt, diesen rechtzeitig zu finden. Er ahnte nicht, dass alles ganz anders kommen würde.
Noch zwei Stunden bis zur Fernsehsendung.
Celine wartete schon ungeduldig in ihrer Wohnung und war erleichtert, als Svetlana endlich läutete. Ihren Tiefpunkt hatte sie überwunden, sich umgezogen und geschminkt, als wollte sie tanzen gehen. Vor Svetlana stand eine ganz andere Celine als die, die sie wenige Stunden zuvor dem Zusammenbruch nahe erlebt hatte.
»Tut mir leid wegen vorhin«, sagte sie, »ich war einfach fertig, aber es war kindisch.«
»Mir wäre es an deiner Stelle nicht anders gegangen«, sagte Svetlana zu ihrer Freundin. »Unten steht Kaspar und wartet auf uns. Torge und Maurice sind auch dabei. Wir müssen uns jetzt beeilen.«
Svetlana hielt es für besser, Celine nichts davon zu erzählen, was sich gerade auf der Fahrt zugetragen hatte. Torgehatte die Waffe unter den Sitz geschoben, damit Celine sie nicht sieht und dadurch wieder in Panik geraten könnte. Sie verschwiegen außerdem, dass sie ihren Namen in der Populationsdatenbank entdeckt hatten.
Alle betraten mit eher gemischten Gefühlen das Studio. Bis vor wenigen Minuten hatte es sich noch so angefühlt, als sei die Sendung in unendlicher Ferne. Doch angesichts der Kameras und des mit Technik vollgestopften Regieraumes war plötzlich alles in spürbarer Nähe. Drei Kameramänner waren damit beschäftigt, ihre Kameras auf Bildausschnitte einzurichten, die vorher abgesprochen worden waren. Im Regieraum besprach sich die Aufnahmeleitung mit dem Regisseur und mit dem Tonassistenten. Alle Abläufe waren wie vor jeder Sendung. Niemand dachte daran, dass es eine Sendung werden könnte, die sie so schnell nicht vergessen würden. Die Einzigen, die anders dachten, waren die Studiogäste, die in weniger als zwei Stunden auf sich allein gestellt in diesem großen und vollständig grün ausgeschlagenen Studio sitzen
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