Das 500 Millionen Komplott (German Edition)
verschont, selbst in der Mediengestaltung liefen die Anrufe auf. Sogar dem Spaßvogel der Abteilung wurde es zu viel. Er zog sich die Ärmelschoner aus, feuerte sie auf seinen Schreibtisch, flüchtete in die Druckerei und nahm sich vor, nicht vor Feierabend wieder aufzutauchen.
»Fast wie ein Belagerungszustand, nicht wahr?«, sagte Maurice und drehte sich um. »Die Auflage ist restlos ausverkauftund es wird immer noch nachgefragt.«
»Was machen wir, wenn es nachher vor dem Fernsehstudio genauso ist?«, fragte Torge, der allmählich nervös wurde.
»Macht euch lieber Gedanken, wie wir hier herauskommen, ohne dieser Meute in die Arme zu laufen«, sagte Kaspar, der den letzten Anrufer abgewimmelt und seinen Anschluss jetzt stummgeschaltet hatte.
»Gibt es nicht einen Notausgang am anderen Ende der Druckerei?«, fragte Svetlana. »Von denen da unten kennt niemand diesen Ausgang, sodass wir unbehelligt verschwinden können.«
»Gute Idee«, sagte Kaspar.
»Wir müssen übrigens etwas eher los und erst noch Celine abholen. Sie ist völlig fertig und wollte gar nicht mehr kommen.«
»Und? Hast du sie überredet?«, wollte Maurice wissen.
»Na klar, sie vertraut mir eben. Ich musste ihr versprechen, dass ihr nichts passieren wird.«
»Hoffentlich ist es auch so«, sagte Maurice und sah wieder aus dem Fenster. Es schien so, als ob sich immer mehr Menschen versammelten. Torge wünschte sich fast die Eurogendfor herbei.
»Hättet ihr vor ein paar Tagen gedacht, dass wir so einen Staub aufwirbeln werden?«, fragte er.
»Hätten wir es auch nur geahnt«, sagte Svetlana, »wären wir sicherlich nicht so weit gegangen. Die Weiße Rose würde nicht mehr existieren und alles liefe so weiter wie immer.«
»Meinst du, es wird sich etwas verändern?«, fragte Torge.
»Ganz ehrlich«, antwortete Svetlana, »ich glaube es nicht. Irgendwann wächst auch darüber Gras und alles istvergessen. Alles ist wieder schön, wir versenden lachende Smileys und klicken auf Likes. Und kritische Kommentare verschwinden wie von Geisterhand. Hurra, die Normalität siegt und alle sind glücklich damit, wie es ist. Das ist schließlich politisch korrekt. Ich könnte …«
»… ja, ja«, fiel Kaspar ihr ins Wort, »beruhigt euch alle wieder, wir müssen uns auf unsere Talkshow konzentrieren.«
Noch drei Stunden bis zur Fernsehsendung.
Kaspar überprüfte noch einmal die Aufzeichnung, die er mit seiner Videokamera in der Wohnung des Hackers gemacht hatte. Anschließend entfernte er die Speicherkarte und steckte sie ein. Um jeden Preis wollte er verhindern, dass jemand in einem unbeobachteten Moment die Karte gegen eine leere austauschen könnte. In dieser Phase vertraute er nur noch sich selbst.
»Wir müssen uns auf den Weg machen«, sagte er in seiner ruhigen Art, obwohl er innerlich ziemlich aufgewühlt war. Er wünschte, alles wäre schon vorbei. Immer wieder fühlte er in der Tasche nach der Speicherkarte. Sie zu verlieren wäre wohl das Schlimmste, was ihm jetzt passieren könnte.
»Wir verlassen das Gebäude nicht durch den Notausgang«, sagte er, »denn dort haben wir kein Fahrzeug stehen.«
»Die Zufahrt zur Hauptstraße ist aber blockiert. Ich hab es gesehen, als ich herkam. Da ist kein Durchkommen«, berichtete Svetlana.
»Wir verlassen den Hof in die andere Richtung und fahren dann quer über den Markplatz. Es ist mir egal, dass es eine Fußgängerzone ist. Wir müssen hier nur wegkommen«, entschied Kaspar.
»Ich hab eine Idee, wie wir von uns ablenken können«,sagte Svetlana. »Wir schicken vor uns einen Transporter raus, der in die richtige Richtung abbiegt. Die Leute werden denken, er liefert neue Exemplare des Abendblatts aus. Wenn wir direkt danach vom Hof fahren, merkt das keiner. Na, bin ich gut? Was
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